Schumacher, Jens: Der Fluch des dunklen Herrschers – Ambigua 3 (Buch)

Jens Schumacher
Der Fluch des dunklen Herrschers
Ambigua 3
Titelillustration von Steffen Winkler,
Schneider, 2009, Hardcover, 474 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-505-12654-3

Von Carsten Kuhr

Schon zweimal hat sich der Waisenjunge Fabian auf den Spuren seiner verschollenen Eltern in die Parallelwelt Ambigua begeben. Nicht zum Spaß, obwohl die Abenteuer durchaus auch ihre lustigen und vergnüglichen Aspekte hatten, nein, es ging darum, Ambigua vor den Schergen des seit Jahrhunderten in einem magischen Schlaf gefangenen dunklen Herrschers Maledikt zu schützen.
Bei seinen Besuchen durch die Pforten zwischen den Welten hat er gar seltsame Freunde gefunden. Einen Gelehrten, der aussieht wie eine menschengroße Nacktschnecke etwa, oder Myrtel, eine vorwitzige Freundin mit einem Rüssel im Gesicht.

Als er diese unerwartet bei sich in der Schule erblickt, kann dies nichts Gutes bedeuten. Und wirklich erwarten ihn wahre Hiobsbotschaften. Der finstere Maledikt ist erwacht, seine durch dunkle Magie gesteuerten Horden bedrohen die freien Städte und Reiche Ambiguas. In Pantrami treffen sie alle zusammen – die Herrscher Ambiguas und auch Fabian soll mit von der Partie sein. Doch kaum angekommen, muss er hilflos miterleben, wie seine Freundin Myrtel entführt und mit einem Todesfluch belegt wird. Nur wenn es ihm und seinen Freunden gelingt, den Fluch zu brechen, und Myrtel aus Corborion, der Festung Maledikts zu befreien, können sie vielleicht ihr Leben retten.
Es beginnt eine wilde Jagd nach dem Heilmittel.
Die Spur führt über die Wüste und den Dschungel direkt zum Herrn des Bösen …

Nach den ersten beiden Titeln, von denen mich insbesondere der zweite begeisterte, machte ich mich mit großen Erwartungen an den Abschlussband der Trilogie. Würde es Jens Schumacher gelingen, das ohnehin hohe Tempo beizubehalten, ja noch zu erhöhen, würden die Einfälle und Anspielungen wieder so überraschen und gelingen wie bisher?
Nun, zunächst geht es ein wenig verhalten los. Der finstere Bösewicht scheint erwacht, einmal mehr gilt es, dem Bösen entschieden entgegenzutreten. Dass der Autor mit Myrtel eine der Sympathieträgerinnen aus der Handlung nimmt, hat mich überrascht. Natürlich muss eine wichtige Person entführt und bedroht werden, um die Queste glaubhaft zu machen. Doch ausgerechnet die aufgeweckte, vorlaute Myrthel?
Danach geht es auch gleich weiter mit unserer Entdeckungsreise durch Ambigua. Zunächst besuchen wir zusammen mit unseren Helden bekanntes Orte, bevor neues Terrain erkundet wird. Ein Insektenstaat etwa, der sich ganz dem Sammeln von Wissen verschrieben hat, bei dem Fabian gezwungen ist, um mit den Kuratoren zu reden einen magischen Trank einzunehmen, der ihn auf Ameisengröße schrumpfen lässt. Oder der wilde Dschungel mit seinen an Südamerika erinnernden Indianern. Dazu kommen Lavanier – belebte Lavageschöpfe – Shurkkas, Trulle, Insektoren und Riesenspinnen, Quantrulae genannt.
Schumacher fährt auf, dass man Angst um Ambigua und die Erde bekommt.

Dabei geht es erstaunlich martialische zu – gerade auch unter dem Gesichtspunkt, dass es sich um ein Jugendbuch handelt. Da werden Dörfer geschleift, Frauen und Kinder gemetzelt. War der Beginn noch etwas behäbig, so rast die Handlung und die damit verbundenen Ideen ab der Mitte des Buches förmlich voran.

Bei all der gebotenen Action, den teilweise faszinierenden Einfällen, ist aber zu konstatieren, dass der Roman selbst nicht ganz an den zweiten Teil heranreicht. Zu sehr dominiert die Action das Buch, interessante Völker werden leider nur gestreift, und auch die Personen kommen kaum dazu, Luft zu schnappen und über das Geschehen zu reflektieren. Auch die gruppendynamische Entwicklung unserer Heldentruppe ist durch die Herausnahme Myrtels gestört. Gerade das Reiben der beiden einander zugetanen Jugendlichen hat viel zum Flair beigetragen, der dieses Mal ein wenig verloren ging.

Alles in allem ein befriedigender Abschluss einer Fantasy-Trilogie, die ihren Höhepunkt unzweifelhaft im Mittelband erlebte.