Gregory Hildebrandt Jr.: Die J.R.R. Tolkien-Gemälde von Greg und Tim Hildebrandt (Buch)

Gregory Hildebrandt Jr.
Die J.R.R. Tolkien-Gemälde von Greg und Tim Hildebrandt
(The Tolkien-Years of Greg and Tim Hildebrandt, 2001-2013)
Aus dem Amerikanischen von Jan Dinter
Panini, 2013, Hardcover, 152 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-8332-2618-2

Von Christel Scheja

Weder Alan Lee noch John Howe haben das Bild von Mittelerde so geprägt wie die Gebrüder Hildebrandt, die in den späten 70er Jahren drei Kalender mit Motiven aus „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ schufen, die in der Folge auch für Poster und andere Buchcover verwendet wurden. Zwischen Märchen und Realismus angesiedelt, sehr farbenfroh und verspielt, schufen sie eine lichte und fröhliche Sicht auf die berühmte Fantasywelt von J. R. R. Tolkien.

Gregory Hildebrand Jr. der die damaligen Arbeiten als Kind mitverfolgte und selbst für das ein oder andere Bild posieren durfte, hat seinem Vater und dem 2006 verstorbenen Onkel Tim mit diesem Buch ein kleines Denkmal geschaffen. Präsentierten frühere Ausgaben nur Teile der Kalender, so finden sich in diesem Band nun alle Werke, die in irgendeiner Form mit Tolkien zu tun haben, ergänzt durch private Auftragsarbeiten, unzählige Fotos und Skizzen nach denen die Brüder gearbeitet haben. So ist dem eigentlichen Werk, das immer eine ganze Seite einnimmt immer eine Sammlung an Vorskizzen, Entwürfen und Fotos vorangestellt, die den Künstlern halfen, die Lichtverhältnisse richtig einzuschätzen, um so die realistische Atmosphäre in ihren Bildern zu schaffen. Farblich tendieren sie allerdings zu leuchtend bunten Technicolor-Farben, die den Werken eine ganz eigene Atmosphäre geben.

Es ist der Zeit geschuldet, dass die Motive eher märchenhaft-mittelalterlich wirken und fernab der düsteren und schmutzigen Realität heutiger Tage stehen. Fantasy war anfangs nun einmal eher eine kindliche und freundliche Angelegenheit, in der die düsteren Seiten eher ausgeblendet wurden. So gesehen sind die Bilder natürlich Geschmackssachen, da gerade Alan Lee und Scott Howe, nicht zuletzt aber auch die Filme, ein ganz anderes Bild von Mittelerde geprägt haben. Es mag sein, dass die Motive auf den ein oder anderen zu schrill und bunt wirken, die Figuren arg gedrungen und knollig – aber alles ist in sich stimmig und atmosphärisch zueinander passend. Nur wenigen Künstlern gelingt es nämlich, die eigenen Werke aus sich heraus leuchten zu lassen.

So hat der Bildband seine Berechtigung, zeigt er doch erstmals alle Werke, die die Brüder geschaffen haben und gibt interessante, ausführliche Einblicke in ihre Arbeitsweise, die sich mittlerweile doch stark von der vieler heutiger Illustratoren und Graphikern unterscheidet.

Somit erweist sich das Buch gleich zweifach als Leckerbissen: einmal als Galerie der bedeutenden Szenen aus dem „Herrn der Ringe“ und „Hobbit“, dann wieder als interessanter Einblick in die Arbeitsweise und die Leidenschaft, mit der die Künstler ihre Werke geschaffen haben. Durch den Bildband gerät nicht in Vergessenheit, dass auch ohne Computer und andere Hilfsmittel Werke geschaffen wurden, die noch heute beachtete Klassiker sind.

Daher sei „Die J. R. R. Tolkien-Gemälde von Greg und Tim Hildebrandt“ nicht nur eingefleischten Tolkien-Fans empfohlen, sondern auch all jenen, die Fantasy-Illustrationen lieben und mehr über deren Entstehung erfahren möchten. Vielleicht kann so auch der ein oder andere Hobby-Künstler Anregungen und Anleitungen für eigene Werke finden.