Aslak 1: Das Auge der Welt (Comic)

Aslak 1
Das Auge der Welt
(Aslak: L'œil du monde)
Text: Hub & Fred Weytens
Dialoge: Fred Weytens
Zeichnungen: Emmanuel Michalak
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2013, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-496-3

Von Frank Drehmel

Jahr für Jahr trägt in den langen, kalten, dunklen Wintermonaten ein alter Geschichtenerzähler seinem Häuptling die immer gleiche Sage vom Krieger Snoguld vor, der einst das Monster Jokl mit seiner Axt erledigte. In einer dieser ungemütlichen kalten Nächte reißt dem Zuhörer nicht nur der Geduldsfaden ob der ewigen Wiederholungen, sondern er befördert den Alten gleich nach Walhalla.

Die beiden erwachsenen Söhne des final in Ungnade Gefallenen, Skeggy und Siglang, erhalten den Auftrag, binnen Jahresfrist mit unterhaltsamen neuen Geschichten zurückzukehren, da andernfalls ihr kleiner Bruder und die Mutter ebenfalls eine lange Reise gen Jenseits antreten werden.

Umgehend brechen die beiden Brüder gemeinsam mit Ziel Almayen auf, da dort der mythische Oberste Erzähler, der alte Lehrer ihres verstorben Vaters, seine Heimstatt haben soll. Doch kaum haben sie das Dorf verlassen, geraten sie in tödlichen Streit über ihr Erbe, in einen Streit, in dem der ältere Skeggy den jüngeren Siglang buchstäblich den Wölfen zum Fraß vorwirft und alleine weiterzieht. Dank des Eingreifens seines kleinen Bruders Knut, der ihnen aus dem Dorf nachgeschlichen ist, sowie des hünenhaften, gutmütigen Berserkers Almarik, der in den Wäldern Einsamkeit sucht, entkommt Siglang der Bredouille, sodass sie die Reise unbeschadet zu dritt fortsetzen können.

Nun gilt es, in der nächstgelegenen Stadt einen Kapitän aufzutun, der bereit ist, sie mit seinem Drachenboot nach Almayen zu bringen. Bedauerlicherweise hat sich der früher eingetroffene Skeggy zwischenzeitlich mit dem blutrünstigen Roald dem Einäugigen verbündet, sodass der jüngere Bruder mit dem vorliebnehmen muss, was die Hafenspelunke so bietet. Und das ist Kapitän Brynhild, eine gleichermaßen junge und aufbrausende wie wenig erfolgreiche Schiffsführerin, deren Mannschaft so heruntergekommen wir ihr Boot „Aslak“ abgetakelt ist. Doch die Frau hat Mut und ob der Flaute in ihrem Geldbeutel beschließt sie, Siglang, Almarik und Knut zum Ziel ihrer Wünsche zu bringen.

Als sie dort ankommen, erwarten sie gleich mehrere unerfreuliche Überraschungen, die es schlussendlich erforderlich machen, dass die Stadt ohne neue Geschichte im Gepäck Hals über Kopf zu verlassen, um zu einer Insel jenseits des Auge der Welt weiterzureisen, wo ein magisches, fantastisches Buch seiner Entdeckung harren soll. Ihr Problem: bisher ist niemand von dort zurückgekehrt und Skeggy hat ebenfalls Wind von der Sache bekommen.

Schon das Cover lässt vermuten, dass es in Humpert Chabuels und Fred Weytens abenteuerlicher Geschichte nicht ganz nordmännisch ernst zugeht. Und in der Tat: „Aslak“ überzeugt nicht nur mit einem zuweilen derben Humor, in Form von Situationskomik bis hin zum Slapstick und leichten, pointierten Dialogen auf, sondern auch einem originellen, spannenden Plot – der Suche nach einer Geschichte –, sowie mit durch die Bank interessanten Protagonisten.

Emmanuel Michalaks feinstrichig-kantige, detailreiche Zeichnungen mit ihren mehr oder weniger deutlich karikaturhaft überzeichneten, knorrigen Figuren spiegeln nicht nur den abenteuerlichen, nordischen Hintergrund stimmig wider, sonder ergänzen auch perfekt das humoristischen Element insbesondere durch ausdrucksstarke Mimiken.

Fazit: Eine unterhaltsame Nordmänner-(und Frauen)-Geschichte an der Grenze zwischen Abenteuer und Funny, die mit einem zuweilen bärbeißigen zuweilen slapstickhaften Humor überzeugt und ob eines üblen Cliffhangers Lust auf das zweite Album macht.