Haddix, Margaret Peterson: Im Sog der Zeiten – Die Entführten 1 (Buch)

Margaret Peterson Haddix
Im Sog der Zeiten
Die Entführten 1
(The Missing Found)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Bettina Münch
dtv, 2009, Taschenbuch, 330 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-423-71380-1

Von Carsten Kuhr

Ein Airport in den USA. Mitte der 90er Jahre taucht scheinbar aus dem Nichts ein Flugzeug auf und dockt an einem unbenutzten Gate an. Als das Flughafenpersonal die Maschine betritt findet man statt einer Crew nur 36 Säuglinge in den Sitzen. Kaum sind diese aus dem Flugzeug geholt,
verschwindet selbiges genauso unerklärlich, wie es aufgetaucht ist. Das FBI vertuscht die Angelegenheit. Alle Zeugen werden mundtot gemacht, die Kinder, verteilt über die USA zur Adoption freigegeben.
Dreizehn Jahre später erhalten die mittlerweile zu Teenagern herangewachsenen Findlinge plötzlich anonyme Briefe. In diesen wird ihnen nicht nur mitgeteilt, dass sie adoptiert wurden, sondern auch, dass nach ihnen gesucht wird. Wer aber sucht nach ihnen, und warum?

Chip und Jonas sind zwei der Waisen. Zufällig leben sie in derselben Stadt, gehen zusammen zur Schule. Zufällig?
Gemeinsam mit Jonas’ Schwester machen sie sich auf, das Geheimnis zu ergründen. Die Spur führt zunächst zum FBI. Hier mischt sich ein Unbekannter ein, der scheinbar aus dem Nichts erscheinen und verschwinden kann.
Wollen sie überhaupt wissen, was hinter den unheimlichen Vorgängen steckt?
Immer tiefer tauchen sie in die Geheimnisse ein, nur um feststellen zu müssen, dass ihr ganzes Weltbild, alles worauf sie bislang vertrauten und auf das sie bauten, obsolet ist, denn sie stammen nicht aus dem 21. Jahrhundert …

Schon mit ihrer »Schattenkinder«-Serie (dtv) hat die Autorin bewiesen, dass sie spannend und faszinierend zu erzählen weiß. Dieses Mal berichtet sie uns in projektierten sieben Romanen eine kurzweilige Zeitreisegeschichte.
Wie gewohnt stehen Jugendliche im Zentrum des Geschehens. Voller Neugier, Interesse aber auch mit einer gehörigen Portion Unsicherheit machen diese sich an die Aufgabe zu erforschen, wer sie sind, woher sie kommen und was die Zukunft für sie bereithalten wird.

Die Zeichnung des inneren Zwiespalts gerade von Jonas, der oft versucht ist, den Kopf in den Sand zu stecken ganz nach dem Motto »was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß«, ist der Autorin sehr gut gelungen. Dabei spricht sie sich gleichzeitig unauffällig aber deutlich für Werte wie Mut, Verlässlichkeit und Mitgefühl aus, wie es jedes gute Jugendbuch eigentlich tun sollte.
Gleichzeitig merkt man dem Roman an, dass er lediglich den Auftakt einer neuen Serie darstellt. Die Personen werden eingeführt, die zugrundeliegenden Konflikte skizziert, ohne dass Haddix hier sehr tief eintauchen würde.

Was ist Zeit, wie erlebt man diese, wie wäre eine Zeitreise vorstellbar und was für Auswirkungen könnte diese zeitigen – Fragen, die angesprochen werden, noch aber unbeantwortet bleiben.

Insgesamt ein Auftakt, der Appetit auf mehr macht, der neugierig macht, wie es wohl unseren Helden-Triumvirat weiterergehen wird, und wie sich die angestoßenen Fragenkomplexe erklären und lösen lassen.