Arthur Gordon Wolf: Die Weißen Männer (Buch)

Arthur Gordon Wolf
Die Weißen Männer
Titelillustration von Timo Kümmel
Innenillustrationen von Thomas Hofmann
Voodoo Press, 2013, Taschenbuch, 114 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-902802-32-3

Von Carsten Kuhr

Auch in der Zukunft gibt es sie noch, die Menschen, denen ihre Nachbarn nicht gleichgültig sind. Brandon Tolliver gehört zu dieser aussterbenden Gattung. Obwohl seine Freundin, natürlich ganz dem Trend der Zeit folgend, gerade per Holo-Botschaft mit ihm Schluss gemacht hat, schaut er eines Abends, als aus der Nachbarwohnung einer alleinstehenden alten Dame Lärm zu ihm herüberdringt, nach dem Rechten.

Als er dort auf einen kleingewachsenen Replikanten der UMC trifft, denkt er sich noch nichts Böses. Dass dieser eine Fehlfunktion aufweist kann ja einmal vorkommen, dass UMC dann aber statt eine saftige Schadensersatzleistung zu zahlen, seine Nachbarin molekular aufrüstet und umprogrammiert, bringt sein Weltbild ins Wanken. Verfolgt von Männern in weißen Laborkitteln flüchtet er durch eine Stadt, in der er an jeder Ecke etwas Verdächtiges entdeckt…

Arthur Gordon Wolf hat sich in seinem UMC-Zyklus auf ganz eigene Weise mit einer möglichen apokalyptischen Zukunft beschäftigt, in der es zwar nicht zum Big-bang kam, in der ich aber dennoch nicht leben möchte. Allmächtige Konzerne haben die Menschen mittel ihrer Virtual Realities, der modernen Version der antiken Brot und Spiele, in ihren Bann gebracht, eigenes Denken, kritisches Hinterfragen ist suspekt. Das ist als Kulisse nicht neu, wird aber von Wolf mit einem sympathisch gezeichneten Protagonisten und einer sich langsam entfaltenden Handlung mit Leben gefüllt.

Für eine Kurzgeschichte zu lang, eher als Novelle anzusehen, weckt das Buch Interesse an der Kulisse, vor und in der der Autor eine ganze Reihe von Geschichten angesiedelt hat.

Insoweit ist vorliegender Text auch eher ein Prolog als eine wirklich in sich geschlossene Erzählung. Mittels der interessant und abwechslungsreich aufgezogenen Handlung erhalten wir einen ersten Einblick in diese Welt, in der sich die Aussteiger gegen die mysteriöse Bedrohung auflehnen, in der die Konzerne von einem heimtückischen Gegner angegriffen werden und die Menschen immer unwichtiger werden. Das ist interessant und kurzweilig erzählt, sprachlich ansprechend und mit wundervollen passenden Illustrationen versehen. Ein Schnäppchen für die Lektüre zwischendurch, liebevoll aufgemacht weckt das Buch Appetit auf mehr.