Valmont – Gefährliche Liebschaften 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 14. März 2013 10:24

Chiho Saito
Valmont – Gefährliche Liebschaften 1
(Shishaku Valmont – Kiken na Kankei 2010)
Aus dem Japanischen von Alexandra Klepper
Titelbild und Zeichnungen von Chiho Saito
Panini, 2013, Taschenbuch, 200 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-86201-508-5
Von Christel Scheja
Chiho Sato liebt romantische historische Stoffe, das merkte man auch schon ihren Frühwerken „Weißer Walzer“ und „Tochter von Basilis“ an. Bekannter wurde sie allerdings durch ihre Magical-Girl-Serie „Revolutionary Girl Utena“. Nun versucht sie sich an der Umsetzung eines Klassikers. „Valmont – Gefährliche Liebschaften“ entführt in das vorrevolutionäre Frankreich des späten 18. Jahrhunderts.
Der Adel des Rokoko genießt sein dekadentes Leben. Wer sich nicht um seinen Lebensunterhalt sorgen muss, ergeht sich in Spiele um Leidenschaft und Macht, in denen nur die eigenen Bedürfnisse zählen. Ein typischer Vertreter dieser Klasse von Mensch ist der Vicomte de Valmont, der sich einen Spaß daraus macht, verheiratete Frauen und junge Mädchen zu verführen, um sie fallen zu lassen, wenn er bekommen hat, was er von ihnen wollte. Nur eine hat sich bisher seinem Einfluss entzogen. Die verwitwete Marquise de Merteil schätzt es, lieber die Fäden selbst in der Hand zu halten und zu bestimmen, wenn sie lieben möchte. Doch als auch sie von einem Galan enttäuscht wird, beschließt sie sich grausam zu rächen. Sie bezieht Valmont in das grausame Spiel ein. Wenn es ihm gelingt, die junge und unschuldige Verlobte des Mannes, der sie so betrogen hat, zu verführen und entjungfern, dann wird die Marquise sich dem Herzensbrecher hingeben. Der lässt sich auf das Spiel ein, nicht ahnend, dass Liebe eine Waffe ist, die sich auch gegen den wenden kann, der sie bisher nicht ernstnehmen wollte.
Die Künstlerin verzichtet darauf, die Geschichte in ein anderes Szenario zu versetzen und damit zu verändern, um die Aussage nicht abzuschwächen. Daher bleibt sie auch dem Erzählstil von Choderlos de Laclos treu, der das Originalbuch verfasst hat. Das bedeutet für den Leser aber auch, sich auf eine Handlung einzulassen, die sehr spannungsarm bleibt, weil sich die Geschichte eher durch die Gefühle der Hauptfiguren fortbewegt als durch ihre Handlungen. Sehr schnell wird klar, dass der Weg das Ziel ist und nicht das Ergebnis der Bemühungen, denn gerade erfahrene Leser ahnen sehr schnell, was passieren wird. Zudem bleibt es nicht aus, dass die emotionalen Schilderungen für heutige Geschmäcker sehr kitschig und übertrieben wirken, auch die Figuren viel archetypischer und simpler gestrickt sind, als man es gewohnt sein dürfte.
Dennoch gelingt es Chiho Saito die verträumte, fast magische Atmosphäre der Zeit einzufangen, in der es für den Adel keine Sorgen gibt und der höchste Genuss darin zu bestehen scheint, seine Gelüste auszuleben. Ihre feinen Zeichnungen fangen die Stimmung gelungen ein.
Die Manga-Adaption von „Valmont – Gefährliche Liebschaften“ ist atmosphärisch sehr dicht und nah am Original. Allerdings muss man sich als Leser schon darauf einlassen können, dass die Geschichte eher handlungs- und höhepunktarm ist und stellenweise schon einmal deutlich in den Kitsch abgleitet.