Ganarah 2: Ein Palast, Bäume und blutrote Früchte (Comic)

Fabrice Meddour & Jocelyn Charrance
Ganarah 2
Ein Palast, Bäume und blutrote Früchte
(Ganarah: Un palais, des arbres et des fruits rouges sang)
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Titelgestaltung von Dirk Schulz
Splitter, 2008, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-939823-62-9

Von Frank Drehmel

Während die Herrscher von Armon Surath sich über die Rückkehr Ganarahs in die Arena freuen können, betrachtet man dieses Comeback andernorts mit Argwohn, da die rothaarige Kämpferin als Publikumsmagnet umliegende Arenen – und damit Städte – mutmaßlich zur Bedeutungslosigkeit verdammen wird.
Auch unter den Arena-Betreibern von Quintanaro herrscht Katzenjammer, wobei man allerdings noch ein einziges großes Spektakel auf dem Spielplan hat, in dem ein maskierter Champion, dessen Identität keiner kennt, gegen einen Riesen vom Hohen Riff eine legendäre Schlacht nachstellen soll.

Bevor jedoch die beiden Kontrahenten in der Arena ihre Waffen sprechen lassen können, tauchen Geister auf, schwarze, dürre Wesen mit weißen Masken, die eine bestimmte Person zu suchen scheinen, welche sie mittels der Masken in eines der ihren transformieren wollen. Und diese Person ist Ganarah, die sich in Verkleidung in Quintanaro eingeschlichen hat.
Da sich die Geister als unverwundbar erweisen, entscheidet der Herrscher, die Stadt aufzugeben und fordert das Volk auf, in einem großen Konvoi vor den spukhaften Wesen, die im Dienste der bösen Hohepriesterin der Kuppel von Armon Surath stehen, zu fliehen.
Doch die Flucht führt durch gefährliches Terrain, in dem monströse Ungeheuer ihr Unwesen treiben, und auch die Diener der Hohepriesterin sind nicht so leicht abzuschütteln.

»Ein Palast, Bäume und blutrote Früchte« knüpft nicht unmittelbar an den ersten Band der Alben-Reihe an, sondern führt die Handlung leicht zeitversetzt fort, so dass sich der Leser zunächst einmal innerhalb des veränderten Handlungsrahmens orientieren muss und gezwungen ist, die bekannten Bausteine in das neue Bild einzupassen.
Nach und nach entwickelt sich so eine spannende, atmosphärisch äußerst dichte und intensive Sword & Sorcery-Story vor einem exotisch-phantastischen Hintergrund, die sich nicht nur durch originelle Details auszeichnet, sondern die vor allem durch die Vielzahl an starken, charismatischen Protagonisten getragen wird.
Die bemerkenswertesten Kreaturen sind in diesem Zusammenhang die schwarzgewandeten Geister, die eine unübersehbare Ähnlichkeit zu dem Kaonashi – dem Ohngesicht – aus Hayao Miyazakis Oscar-prämierten Anime »Reise ins Zauberland« (»Sen to Chihiro no kamikakushi«) aufweisen. Auch in der Anlage der übrigen Figuren bedient sich Meddour mit seiner weitgehenden Absage an eine westliche Schwarz-Weiß-/Gut-Böse-Dualität einer eher japanischen Sichtweise. Seine Charaktere sind weder absolut gut, noch absolut böse, sondern in ihrem Agieren wohltuend ambivalent.

Das Artwork ist – wie schon im ersten Band – ein optischer Genuss. Meddour und Charrance finden in Zeichnungen wie Koloration die rechte Balance zwischen Leichtigkeit – insbesondere in den dynamischen Kampfchoreografien – und erdiger Schwere bzw. Düsternis und entwerfen so eine bis in die Details auch visuell in sich stimmige Fantasy-Welt.

Fazit: Mitreißend visualisierte, exotische und spannende Heroic-Fantasy. Großartige Comic-Unterhaltung, die Hoffnung auf einen dritten Band weckt.