Batman Sonderband 39: Huntress (Comic)

Paul Levitz
Huntress
Batman Sonderband 39
(Huntress 1-6: Crossbow at the Crossroads, Part One – Six, 2011/2012)
Aus dem Amerikanischen von Carolin Hidalgo
Titelillustration von Guillem March und Tomeu Morey
Zeichnungen von Marcus To, Andrew Dalhouse, John Dell u.a.
Panini, 2012, Paperback, 132 Seiten, 14,95 EUR

Von Irene Salzmann

Helena Bartinelli alias Huntress reist nach Italien, wo sie einem Ring Mädchenhändler und Waffenschmuggler aus dem Verkehr zu ziehen versucht. Dabei legt sie sich nicht nur mit der Mafia an, sondern auch mit einflussreichen Staatsmännern aus dem Ausland und der korrupten italienischen Regierung. Schon bald wird die Jägerin selbst zur Gejagten…

Paul Levitz greift in seiner sechsteiligen Geschichte, die hier komplett vorliegt, ein aktuelles Thema auf: Skrupellose Schieber machen sich die Armut und auch die Diskriminierung, denen Frauen in vielen Ländern ausgesetzt sind, zunutze, um Familien ihre Töchter abzukaufen oder die Mädchen durch falsche Versprechen in das westliche Ausland zu locken. Unter schlimmsten Bedingungen – zusammen mit Waffen eingepfercht in einen Container, ohne ausreichend Wasser und Lebensmittel – werden sie nach Europa geschmuggelt, zur Prostitution gezwungen und ermordet.

Nicht allein die Mafia ist in diese Machenschaften verwickelt, sondern auch die Polizei und höchste Regierungskreise ziehen hohe Profite aus dem schmutzigen Geschäft. Sicher nicht rein zufällig erinnert das Aussehen des ins Exil gehenden Staatsmanns aus einem arabischen Land an Muammar al-Gadaffi. Galten lange (und gelten oft noch) in amerikanischen Comics Nazi-Deutschland und die UdSSR als eine Bedrohung für die USA und die freie Welt, so prägte spätestens seit dem 11. September der islamistische Terror ein neues Feindbild. Auch den sogenannten arabischen Frühling sehen viele mit Skepsis, da er den Ländern bislang nicht den Frieden und die Freiheit brachte, die sich die Bevölkerung gewünscht hatte. Der Autor legt daher seinen Figuren in den Mund, dass die neuen Machthaber nur vorgeblich eine Demokratie installieren, um den Westen zu beruhigen, aber in Wirklichkeit würde sich an den alten Hierarchien und Zielen nichts ändern.

Diese kritischen Aussagen sind eingebettet in eine packende Handlung, die Huntress ansprechend in Szene setzt. Fast bis zum Schluss heizt sie ihren Gegnern ein und bekommt erst kurz vor dem Ende mehr Schwierigkeiten, doch auch diese löst sie, wobei sie sich mitunter als sehr gnadenlos erweist – wodurch sie sich eigentlich Ärger mit Batman einhandeln müsste, aber Gotham ist weit weg…

Die Zeichnungen sind homogen, da das Zeichner-Team nur behutsame Wechsel zuließ. So erscheinen die Story und die Illustrationen wie aus einem Guss.

Auf den ersten Blick hin ist der 39. „Batman“-Sonderband ein sehr gefällig gezeichnetes Action-Abenteuer mit einer attraktiven Heldin. Wer tiefer blickt, der sieht, dass Menschenrechtsverletzungen, Waffen- und Menschenhandel, Korruption und Terror angeprangert werden, um den Leser zum Nachdenken zu bewegen.