McDevitt, Jack: Das Auge des Teufels (Buch)

Jack McDevitt
Das Auge des Teufels
(The Devil’s Eye)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Frauke Meier,
Titelillustration von Arndt Drechsler
Bastei-Lübbe, 2009, Taschenbuch, 558 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-404-24386-0

Von Armin Möhle

»Das Auge des Teufels« ist der neue, mittlerweile vierte Band einer der beiden Future Histories des US-amerikanischen Autors Jack McDevitt. Während die Romane um die Pilotin und spätere Direktorin der Raumfahrtakademie Priscilla Hutchins relativ gegenwartsnah angesiedelt sind und von der Erde ausgehen, spielen »Die Legende von Christopher Sims« (zusammen mit »Erstkontakt« in Bastei-Lübbe-SFTB 24274), »Polaris« (Bastei-Lübbe-SFTB 24239) und »Die Suche« (Bastei-Lübbe SFTB 24362) mehrere tausend Jahre in der Zukunft und mitten in der Galaxis, auch wenn die Erde nicht in Vergessenheit geraten ist.
Ihre Protagonisten sind der Händler Alex Benedict und (überwiegend) seine Pilotin Chase Kolpath; sie betreiben ihr Geschäft mit der Beschaffung und dem Verkauf von archäologischen Artefakten.

Während eines Aufenthalts auf der Erde erhalten sie einen Hilferuf der Horror-Autorin (sic!) Vicki Greene. Nachdem Alex und Chase nach Rimway zurückgekehrt sind, müssen sie feststellen, dass Vicki Greene ihre Persönlichkeit hat löschen lassen, nicht ohne Alex Benedict zuvor einen hohen Betrag zu überweisen. Alex und Chase verfolgen die Spur Vicki Greenes, die sie zu dem entlegenen Planeten Salud Afar führt, auf dem sie eine Verschwörung aufdecken.

Viele der Romane Jack McDevitts schildern, mehr oder minder reizvoll, die Auflösung kosmischer Rätsel, die Lösung der Geheimnisse Jahrtausende alter archäologischer Artefakte oder die Aufdeckung des Hintergrundes kosmischer Phänomene. Das gilt vor allem für die Romane um Priscilla Hutchins (»Gottes Maschinen« [Bastei-Lübbe-SFTB 24208], »Die Sanduhr Gottes« [Bastei-Lübbe-SFTB 24231], »Chindi« [Bastei-Lübbe-SFTB 24328], »Omega« [Bastei-Lübbe-SFTB 24341], »Odyssee« [Bastei-Lübbe-SFTB 24369] und »Hexenkessel« [Bastei-Lübbe-SFTB 24377]); in den Büchern, in den denen Alex Benedict und Chase Kolpath im Mittelpunkt stehen, kommt regelmäßig ein kriminalistischer Einschlag hinzu, der seinen Höhepunkt diesmal nicht in einem oder mehreren Attentaten sondern in der Entführung der Protagonisten findet.
Das kosmische Phänomen, das Chase und Alex in »Das Auge des Teufels« entdecken und das vor der Bevölkerung Salud Afars bislang verborgen wurde, ist für an Astronomie Interessierte und für erfahrene SF-Leser wenig spektakulär. Das ist wahrscheinlich auch die Einschätzung des Autors, denn er setzt die Handlung danach konsequent mit der Evakuierung Salud Afars fort (die wegen der geringen Kapazitäten auf dem Planeten im Speziellen und in der Galaxis im Allgemeinen hoffnungslos anmutet). Das genügt ihm aber noch nicht, so dass er Chase Kolpath zu einer Friedensmission zu den Ashiyyurs aufbrechen lässt, den so genannten ›Stummen‹, eine telepathisch begabten Spezies, mit denen die Menschen gelegentlich in Scharmützel aufeinander treffen. Aber auch dann erwartet den Leser keine Überraschung.
»Das Auge des Teufels« ist der uninteressanteste Roman um den galaktischen Händler Alex Benedict und seine Pilotin Chase Kolpath, nicht nur bedingt durch den Plot, sondern auch weitschweifig beschriebene, in vielen Teilen verzichtbare Handlungsteile. (Sicher, ein Phänomen, dass nicht nur die Romane McDevitts betrifft, sondern große Teile der zeitgenössischen SF.)

Leser, denen »Die Legende von Christopher Sims«, »Polaris« und »Die Suche« bereits bekannt sind und die an den Bänden Gefallen gefunden haben, werden trotzdem auch »Das Auge des Teufels« vermutlich nicht als uninteressant einschätzen ... Als Einstieg in diese Future History oder gar in das Werk McDevitts ist der Roman jedoch ungeeignet.