Der Große Tote 3: Blanche (Comic)

Der Große Tote 3
Blanche
(Le Grand Mort: Blanche)
Szenario: Loisel & JB Djian
Zeichnungen: Mallié
Übersetzung: Uwe Löhmann
Ehapa, 2012, Hardcover, 64 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3516-6

Von Frank Drehmel

Erwan und die gemeinsame Freundin Gaelle setzen ihre Suche nach der verschwundenen Pauline fort, wobei ein Anschlag auf ein Restaurant im Zentrum der Stadt, dem mehrere Menschen zum Opfer fallen, ihr Vorhaben erschwert. Dennoch finden sie eine Spur der Freundin sowie ihrer geheimnisvollen Tochter, einem kleinen blasshäutigen Mädchen, das sich nur mit einer Art Schwimmbrille in der Öffentlichkeit bewegt und das selbst seiner Mutter Furcht einzuflößen scheint.

Schließlich, nach einer Odyssee durch die Stadt, finden Erwan und Gaelle Mutter und Tochter in einem kleinen, heruntergekommenen Ferienhaus nahe der Ortschaft Val de Tradoudec. Die Wiedersehensfreude der drei Freunde ist groß, wird jedoch von der Furcht Paulines vor Blanche, ihrer Tochter, überschattet. Dennoch erfährt Erwan in Grundzügen, was Pauline nach ihrer Rückkehr aus der Anderswelt widerfahren ist, und die junge Frau gesteht, dass sie keine Ahnung hat, wer Blanches Vater ist, noch wie sie geschwängert wurde.

Während Erwan sich mit dem kleinen Mädchen anfreundet, indem er erstens die fremde Sprache der Elfen spricht und zweitens keine Angst vor den außergewöhnlichen Augen des Kindes zeigt, scheint Gaelle das Missfallen Blanches zu erregen, wird scheinbar zufällig verletzt und zeigt zunehmen schwerer Symptome einer ernsthaften Erkrankung. Nachdem Pauline auf ihre Tochter eingeredet hat, gesundet Gaelle unerklärlicherweise über Nacht. Doch die Situation wird erneut angespannt, als ein weiterer gemeinsamer Freund – Jerome – vor Ort auftaucht, welcher Erwan wichtige Informationen über seinen verstorbenen Mentor, den alten Christobald, liefert und den Blanche ebenfalls nicht sonderlich mag.

Auch im dritten Album der Serie folgen die beiden Szenaristen Loisel und Djian dem bewährten Muster, für jedes Rätsel, das sie auflösen, mindestens zwei neue zu stellen. So werden zwar die Wege der beiden Hauptprotagonisten, die sich zu Beginn des zweiten Band so überraschend und unter geheimnisvollen Umständen trennten, zusammengeführt, jedoch wird diese Vereinigung durch die Existenz Blanches geradezu überschattet, wobei der Leser weder Konkretes über ihre Fähigkeiten, noch ihre Gesinnung, noch den Teil ihrer Erscheinung – ihre Augen –, der so viele Menschen in Angst versetzt, erfährt. Stattdessen halten sich die Autoren bedeckt, ergehen sich in vagen Andeutungen und verzichten vollkommen auf explizite Gewaltdarstellungen. Dennoch generieren sie von Beginn an eine so hochintensive, unheimliche und im Kopf des Lesers stetig bedrohlicher werdende Atmosphäre, dass man den Comic nicht nur nicht beiseite legen kann, sondern schließlich auch dem vierten Band geradezu entgegenfiebert.

Das tadellose, klare, realistische Artwork, mit seinen stimmungsvoll lebendigen Stadtansichten, die einen Hauch von Verfall atmen, mit den pittoresken Landschaftsbildern, dem Spiel mit bedrohlichen Schatten sowie seinen markanten, ganz leicht überzeichneten Figuren bietet einen visuellen Hochgenuss.

Fazit: Spannend, phantastisch, bedrohlich erzählt und äußerst gefällig visualisiert! Urban Fantasy vom Feinsten, die einen dem vierten Album entgegenfiebern lässt.