Gillian Shields: Die Abtei von Wyldcliffe – Die Schwestern der Dunkelheit 1 (Buch)

Gillian Shields
Die Abtei von Wyldcliffe
Die Schwestern der Dunkelheit 1
(Immortal, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Susanne Gerold
Goldmann, 2011, Taschenbuch, 350 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-442-47324-3

Von Irene Salzmann

Nachdem ihre Großmutter schwer erkrankte, schickt Evie Johnsons Vater die 16jährige auf ein renommiertes Mädchen-Internat, das einst auch ihre verstorbene Mutter besucht hatte. Auf der Wyldcliffe Abbey School herrschen strenge Regeln, mittels derer die Teenager, die aus wohlhabenden Familien mit langen Stammbäumen stammen, auf das gesellschaftliche Leben vorbereitet werden sollen.

Die Lehrer und Schüler lassen Evie sofort wissen, dass sie als Stipendiatin keine der ihren ist. Zusammen mit Helen Black, der Tochter der Obersten Mistress Mrs. Hartle, muss sie sich ihren Platz im Internat durch die Verrichtung kleiner Tätigkeiten verdienen. Obwohl beide Mädchen gemobbt werden und durch die Arbeiten regelmäßig aufeinandertreffen, macht sie das nicht zu Freundinnen. Auch Sarah Fitzalan, die dem Neuankömmling offen begegnet, wird von Evie auf Distanz gehalten.

Diese schleicht sich jede Nacht heimlich aus dem Schlafsaal, um ihre Zufallsbekanntschaft Sebastian Fairfax zu treffen – den einzigen freundlichen Menschen, der in dieser tristen Umgebung zu einem Lichtblick für Evie wird. Sie ahnt nicht, dass der junge Mann, in den sie sich verliebt hat, ein furchtbares Geheimnis hütet. Auch als ihr der Geist eines verstorbenen Mädchens erscheint und Helen und Sarah sie zu warnen versuchen, kann Evie Sebastian nicht aufgeben. Doch eine noch größere Gefahr droht ihr von den „Schwester der Dunkelheit“.

Die Romantic-Mystery-Serie „Die Schwestern der Dunkelheit“ von Gillian Shields folgt der Tradition von Büchern wie P. C. & Kristin Casts „House of Night“, Claudia Greys „Evernight“, Rachel Vincents „Soul Screamers“ und Alyson Noëls „Evermore“. Ihnen allen ist gemein, dass ein junges Mädchen aus seiner gewohnten Umgebung gerissen wird, nach einigen Anlaufschwierigkeiten neue Freunde und die große Liebe findet, parallel dazu die Geheimnisse um ihre Herkunft und besonderen Gaben aufdeckt und gegen finstere Mächte kämpfen muss, die das Leben der ihren bedrohen. iele dieser Titel erscheinen bei Jugendbuchverlagen -die Protagonisten sind um 16 Jahre alt, besuchen die Schule und haben altersgemäße Probleme –, aber der große Erfolg von Reihen wie Stephenie Meyers „Twilight“, Holly Blacks „Spiderwick-Chroniken“, Joanne K. Rowlings „Harry Potter“ oder Lisa J. Smiths „Vampire Diaries“ haben längst bewirkt, dass sie als All-Age-Romane betrachtet werden. Parallelveröffentlichungen und vergleichbare Publikationen bei nahezu allen Verlagen, die romantisch-phantastische Lektüren offerieren, sind gang und gäbe.

Genau genommen bietet Gillian Shields nichts Neues sondern haargenau das, was Leserinnen ab 14 Jahre, die mit den genannten Büchern vertraut sind, lieben. Sie dürfen sich mit Evie, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, regelmäßig unterbrochen von Auszügen aus dem Tagebuch einer Ahne, identifizieren, eine romantisch-bittere Liebe und ein magisches Abenteuer erleben. Als Kulisse dient ein historisches Gemäuer, das zu einer abgeschotteten Elite-Schule umgebaut wurde, in der moderne Medien verboten sind.

Infolgedessen hat man das Gefühl, in ein vergangenes Zeitalter einzutauchen und fühlt sich den Menschen, die längst gestorben sind und deren Geheimnisse nach und nach enthüllt werden, näher als den zeitgenössischen Protagonisten. Die Schicksale aller sind miteinander verwoben. Die Autorin streut reichliche Hinweise ein, sodass das leseerfahrene Publikum schnell Eins und Eins zusammenzählt und von der Entwicklung kaum noch überrascht wird.

Dennoch liest sich der Auftaktband kurzweilig und erfüllt die Erwartungen der Zielgruppe bestens. Ist man nun auf den Geschmack gekommen und möchte mehr über „Die Schwestern der Dunkelheit“ erfahren, darf man sich auf weitere Romane freuen.