Hans Christian Andersen: Die Schneekönigin (Hörspiel)

Hans Christian Andersen & Mark Gruppe (Script)
Die Schneekönigin
Titania-Special 8
Sprecher: Christian Wolff, Tommi Piper, Alexander Mager u.a.
Titania Medien, 2012, 1 CD, ca. 80 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-4528-1

Von Christel Scheja

Die „Titania Special“-Reihe hat es sich zur Aufgabe gemacht, besondere Klassiker der Weltliteratur in atmosphärische Hörspiele umzusetzen. Dazu gehören auch weltbekannte Märchen. Und wer will leugnen, dass „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen nicht dazu gehört.

Kay und Gerda kennen sich, seit sie klein sind und spielen immer miteinander. Sie sind ein Herz und eine Seele, beschließen schon im zarten Alter zu heiraten, wenn sie einmal erwachsen sind. Ihr geheimes Reich ist ein Dachgarten, der die beiden Häuser verbindet, in denen sie leben. Dann aber gerät Kay etwas ins Auge.Nach und nach beginnt er sich zu verändern, wird böse und gemein, erst zu Dingen, dann auch zu Gerda und ihrer Großmutter. Eines Tages verschwindet er, denn eine schöne reiche Dame in einem Schlitten hat ihn mitgenommen. Gerda glaubt nicht, dass ihr Kay all das aus freiem Willen getan hat. Sie erinnert sich der alten Geschichten und beschließt ihren Freund zu suchen, zu finden und zu retten. So macht sie sich auf die lange Reise und besteht dabei viele Abenteuer, sei es nun in einem zeitlosen Blumengarten, in dem sie ihre Mission fast vergisst, am Hofe einer klugen Prinzessin oder aber unter Räubern. Schließlich kommt sie ihm im hohen Norden unter Finnen und Lappen auf die Spur und wagt sich in das Schloss der Schneekönigin, um dort endlich ihren Freund wiederzusehen.

Die Geschichte ist klassisch und bereits unzählige Male umgesetzt worden. Die allerwenigsten Fassungen aber berücksichtigen den Anfang, in dem der Teufel in Gestalt eines bösen Magiers einen Spiegel erschafft, mit dem man die Welt in einem anderen Licht sehen kann, nämlich düster, hässlich und verzerrt. Stolz gebietet er seinen Kobolden, den Spiegel in der Welt herumzuzeigen und alle Menschen hineinblicken zu lassen, aber diese zerbrechen das kostbare Artefakt und bringen damit die Splitter des Bösen in die Welt. Hier kann man die vollständige Fassung erleben, stimmungsvoll eingebunden in die Musik von Tschaikowski, die eine unwirkliche, märchenhafte Atmosphäre schafft. Die Sprecher, vor allem die Kinder, sind mit Spielfreude dabei, vor allem die Sprecherin der Gerda, die das Mädchen unschuldig, gefühlvoll, aber auch mutig und entschlossen zeigt. Sie spielt fast schon die Erwachsenen an die Wand.

Märchenhaft unschuldig, aber doch spannend nimmt die Geschichte ihren Lauf und überträgt ihren Zauber auf die Zuhörer, egal ob sie nun noch Kind oder bereits Senior sind. Denn es gibt immer wieder kleine Abweichungen von der Handlung, die einen aufhorchen und staunen lassen. Schnell taucht man in eine phantasievolle Welt ein, die problemlos mit den meisten modernen Fantasy-Welten mithalten kann, auch wenn die Erzählweise im ersten Moment vielleicht ein wenig altbacken wirkt. Aber gerade das macht die Geschichte zeitlos magisch.

Alles in allem erweist sich „Die Schneekönigin“ als spannendes Märchenhörspiel für die ganze Familie, denn es gibt viele Facetten zu entdecken, die man als Erwachsener vielleicht noch nicht kennt, weil man nur nacherzählte Versionen kennt.