Gena Showalter: Der Vampirprinz – Royal House of Shadows 1 (Buch)

Gena Showalter
Der Vampirprinz
Royal House of Shadows 1
Übersetzung aus dem Englischen von Justine Kapeller
Mira, 2012, Taschenbuch, 290 Seiten, 6,99 EUR, ISBN 978-3-86278-467-7

Von Christel Scheja

Märchenhafte Stoffe erfreuen sich in der heutigen Zeit immer größerer Beliebtheit. Daher werden sie nicht nur im Fernsehen gerne in das Gewand der modernen Fantasy gepresst, sondern auch von der Unterhaltungsliteratur aufgegriffen. Gerade im Liebesroman erfreuen sich exotische Kulissen großer Beliebtheit. So ist die bisher vierbändige Saga um das „Royal House“ of Shadows eine bunte Mischung aller Klischees, die man aus den Geschichten der Kindheit und den paranormalen Romanzen der letzten Jahre kennt. Mit „Der Vampirprinz“ ist nun auch der erste Band in Deutschland erschienen.

Als ein grausamer Blutmagier vor vielen Jahren seine Eltern tötete und seine Geschwister in alle Winde verstreute, wurde auch Nicolai, Kronprinz von Elden, versklavt, seiner Erinnerung beraubt und auf dem Sklavenmarkt verkauft. Seither muss er im Reich von Delphine den Hexenprinzessinnen, speziell der sadistischen Odette, zu Willen sein. Nur seine besonderen Kräfte als Vampir helfen ihm dabei, die Torturen zu überstehen. Dann gelingt es ihm, sich zumindest kurz zu befreien und um Hilfe zu rufen. Dadurch holt er die seit einem Autounfall gelähmte Jane in das magische Reich und bittet sie, ihm zu helfen. Die junge Frau, die bereits zu Hause von ihm geträumt hat, willigt nur allzu gerne ein, denn sie ist von einem Begehren erfüllt, das sie noch nie zuvor gespürt hat. Ehe sie sich versieht, steckt sie mitten in einem Abenteuer voller schmerzhafter Prüfungen und Gefahren, die ihr vieles abfordern. Aber sie ist bereit alles durchzustehen, nur um an der Seite des Mannes zu sein, den sie niemals wieder verlieren möchte.

Auch wenn Gena Showalter durch ihre „Herren der Unterwelt“-Reihe bewiesen hat, dass sie sehr wohl dazu fähig ist, unterhaltsame und auch erotische Geschichten zu schreiben, die Leser in ihren Bann schlagen, kann „Der Vampirprinz“ nicht wirklich überzeugen. Die Geschichte wirkt so, als habe die Autorin nach strengen Vorgaben gearbeitet und sich keine eigenen Ideen erlauben dürfen. Die einzelnen Versatzstücke werden zwar routiniert – aber auch lieblos – zusammengefügt, die Handlung verläuft nach einem klar erkennbaren und nicht gerade überraschenden Muster. Auch die Figuren sind austauschbar und mehr oder weniger auf ihre leidenschaftlichen Gefühle und physische Ausstattung reduziert. Erotische Beschreibungen bekommt man reichlich, so dass man das Gefühl nicht loswird, dass der Rest der Erzählung nur dazu dient, den Sex-Szenen einen Rahmen zu geben. Alles in allem liest sich die Geschichte zwar flüssig, besitzt aber auch ihre Längen – sowohl was die Ereignisse angeht als auch die Figuren.

Damit ist „Der Vampirprinz“ nicht mehr als ein solider leidenschaftlicher Lieberoman, der ein wenig auf der aktuellen Welle reiten kann, aber von vorne bis hinten auf weit ausgetretenen Pfaden wandelt und auch für unerfahrene Leser kaum mehr als sinnliche Beschreibungen der intimen Szenen schöner Menschen bietet. Es bleibt abzuwarten ob sich das bei den kommenden Geschichten der „Royal House of Shadows“-Reihe, die sich den Geschwistern Nicolais zuwenden, noch ändert.