Meisterdetektive 2: Sherlock Holmes taucht ab, Tobias Bachmann & Sören Prescher (Buch)

Tobias Bachmann & Sören Prescher
Sherlock Holmes taucht ab
Meisterdetektive 2
Titelbild und Innenillustrationen von Peter Wall
Fabylon, 2012, Paperback, 194 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-927071-76-6

Von Carsten Kuhr

Merkwürdiges geht vor in Londons Gassen. Eine Mordserie hält Inspektor Lestrade auf Trab, der einmal mehr Sherlock Holmes um Rat bittet. Was nur haben die mittels eines Messers in Bauch und Hals verletzten Opfer gemeinsam? Sie alle stammen aus dem oder arbeiten im Hafen, damit aber hören die Gemeinsamkeiten auch bereits auf. Doch dann mehren sich die Merkwürdigkeiten. An einem der Tatorte findet Holmes ein Kompass ähnliches Gerät aus einer unbekannten Metalllegierung. Eines der Opfer weist mehr als ungewöhnliche körperliche Abnormalitäten auf.

Wer war der Tote und woher kam er? Auf ihrer Suche stoßen Dr. Watson und Holmes bald auf Mythen, die sie zunächst entschieden ins Reich der Phantasie verweisen. Da ist von Hinweisen auf eine Kultur die Rede, die vor den Phöniziern die Welt beherrscht habe, ja die Worte Atlantis und Lemuria werden genannt. Als unser Ermittlerduo tiefer in den Fall eintaucht, glauben sie zunächst ihren Sinnen nicht zu trauen. Alles was sie bislang als Hirngespinste abgetan haben, scheint Realität zu sein. An Bord eines Unterseebootes reisen sie in die Tiefen der Meere und besuchen Atlantis. Auch hier ist Holmes’ Scharfsinn bei der Aufdeckung eines Schmugglerringes gefragt – zumal beide Fälle direkt miteinander zu tun haben und die Spuren zurück nach London führen…

Im zweiten Band der neu gestarteten „Meisterdetektiv“-Reihe gibt es ein Wiedersehen mit der berühmtesten Spürnase schlechthin. Holmes, der momentan unter anderem durch die geniale Neuverfilmung der BBC wieder in aller Munde ist, darf erneut seine Kombinationsfähigkeit beweisen. Dabei geht es vorliegend durchaus phantastisch zu.

Atlantis, Mu, das Reich das auch unter dem Namen Lemuria bekannt ist, eine technisch weit fortschrittliche Zivilisation, die auf dem Meeresboden ihr Glück gesucht und gefunden hat, das wirkt interessant und spricht Krimifans ebenso an wie Leser, die eher ein phantastisches Setting goutieren. Dazu gesellen sich Verbrechen wie Serienmorde und Schmuggel. Wie dies alles zusammenpasst und letztlich in sich logisch aufgelöst wird, das haben die beiden Autoren mundfertig für ihre Leser angerichtet. Miträtseln ist angesagt, wobei uns mangels Fakten eine selbstständige Auflösung der Rätsel nicht möglich ist.

Weder stilistisch noch von der Anlage her kleben die Autoren zu sehr am Original. Holmes-Fans werden daher mit dem Roman wenig anfangen können. Da geht Dr. Watson selbstständig auf Ermittlungen, präsentieren sich auch die Dialoge der beiden Ermittler eher salopp. Das wird Puristen abschrecken, zumal wenig wirkliches Holmes-Flair aufkommt. Sicherlich hat die Baker Street 221 B ihren Auftritt, doch konzentrieren sich die Autoren doch im Wesentlichen auf Atlantis und die Suche nach den Verschwörern und Mördern in London. Das aber machen sie routiniert und interessant, wobei ich mir gewünscht hätte, dass der Besuch in Atlantis noch ein wenig ausgedehnt worden wäre.

Stilistisch bleibt der Text unauffällig, die Personen werden, sicherlich auch dem Umfang geschuldet, eher oberflächlich gestaltet und agieren zumeist im Bereich des Gewohnten. Das Titelbild und die Innenillustrationen sind nicht jedermanns Geschmack, heben das Buch aber aus dem Allerlei der monatlichen Produktionen heraus. Insgesamt gesehen ein routiniert verfasster Mix aus Krimi- und SF-Roman.