Naomi Novik: Drachengold – Die Feuerreiter Seiner Majestät 7 (Buch)

Naomi Novik
Drachengold
Die Feuerreiter Seine Majestät Band 7
(Crucible of Gold)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Marianne Schmidt
Titelillustration von Kerem Beyit
Penhaligon, 2012, Paperback mit Klappenbroschur, 408 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-7645-3073-0 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Obwohl er sein Heimatland, sein geliebtes England, vor der Bedrohung durch die perfiden Pläne Napoleons gerettet hat, wurden Captain Will Laurence und sein Drache Temeraire angeklagt und wegen Verrats zum Tode durch den Strang verurteilt. Lediglich seine Verdienste um König und Krone haben verhindert, dass er am Strang baumelte. Stattdessen hat man beide in die Strafkolonie nach Neu Süd-Wales verbannt.

Hier haben sie sich, abseits der Unabhängigkeitsbestrebungen, in der Strafkolonie ihre neue Heimat aufgebaut. Und hier findet sie denn auch der britische Botschafter in China, der Laurence ein Angebot macht, das er kaum ausschlagen kann. Eine volle Rehabilitation, seine Ehre und sein Vermögen – wenn er nur dabei hilft, den neuen Plan Napoleons zu verhindern. Der französische Monarch hat sich mit den Afrikanern verbündet und in Brasilien die dortige Königsfamilie in Rio eingekesselt.

Doch schon auf dem Weg nach Südamerika geht so einige schief. Das Schiff, das Temeraire und Laurence befördert, sinkt, sie geraten in französische Gefangenschaft, werden auf einem Eiland ausgesetzt, müssen eine Meuterei überstehen und havarieren im Reich der Inkas. Auf dem Weg zum Inka-Herrscher stoßen sie erneut auf eine französische Expedition, die versucht, das mächtige Reich der Inkas als Verbündeten zu gewinnen. Einmal mehr hängt es an dem ehemaligen Kapitän zur See und seinem Drachen, das Schlimmste für Krone und Empire zu verhindern und Napoleons Pläne zu durchkreuzen…

Naomi Novik hat mit ihrer Drachensaga Geschichte geschrieben. Statt ihre Lindwürmer in einer der austauschbaren, typischen Fantasy-Welten auf Abenteuer auszusenden, schildert sie uns eine Welt, in der Wellington, Napoleon und Co. ihre Schlachten mit Hilfe eben jener geflügelten Kreaturen schlagen. Dass die Drachen dabei intelligent sind, dass sie treu zu ihren Freunden stehen aber auch teilweise durchaus ihren eigenen Kopf haben, macht einen Großteil der Faszination der Romane aus. Mit großem Geschickt hat die Autorin ihre Welt immer weiter ausgebaut und dabei die Drachen als faszinierenden Bestandteil einfließen lassen, die symbiotische Synthese zwischen Mensch und Drache thematisiert.

Gerade in den letzten Romanen aber haben das Tempo und die Faszination ein wenig nachgelassen. Umso begeisterter war ich dann, als die Autorin, nachdem sie bereits China und den dortigen Lebensumständen der Drachen wie Menschen ihre Referenz erwiesen hatte, nun eine andere Hochzivilisation in den Mittelpunkt der Handlung stellte. Das sagenhafte Reich der Inkas, das vorliegend nicht von den spanischen Konquistadoren erobert und geplündert, ja geschliffen worden ist, dient ihr als neues, faszinierendes Panorama. Und sie nutzt dies weidlich und geschickt aus. Hier kommt der gerade in den letzten beiden Romanen von mir schmerzlich vermisste Flair wider auf, durch die Augen unserer Erzähler das Bild einer unbekannten Zivilisation in all ihren Eigenheiten und Besonderheiten zu erhaschen.

Penhaligon hat sich erneut erfolgreich bemüht, das Buch aus der Masse der Veröffentlichungen herauszuheben. Der Umschlag wurde so strukturiert, dass er reliefartig an Schuppen erinnert und die phantastische Titelbildzeichnung mit dem Drachen wurde erneut im Prägedruck mit Spotlackierung ausgeführt, so dass das Buch schon äußerlich ins Auge fällt.