Siegfried 3: Götterdämmerung (Comic)

Siegfried 3
Götterdämmerung
(Siegfried III: Le crépuscule des dieux)
Text & Artwork: Alex Alice
Übersetzung: Tanja Krämlig
Splitter, 2012, Hardcover, 80 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-940864-23-9

Von Frank Drehmel

Mit „Götterdämmerung“ liegt nach weiteren zwei Jahren Wartezeit endlich der abschließende Band der Nibelungen-Trilogie Alexe Alices vor, ein Band, der mit rund 80 Seiten noch einmal deutlich umfangreicher ausfällt als die beiden ersten Alben.

Gemeinsam mit seinem Ziehvater, dem Nibelungen-Schmied Mime, macht sich Siegfried auf dem Rücken des fliegenden Rosses Grane auf in den Abgrund, in dem sich der Drache Fafnir verschanzt hat. In einer Schmiede des unterirdischen Reiches bleibt Mime zurück, um seinem Jungen mit seiner Magie den Rücken zu stärken, während der Krieger und sein Pferd immer tiefer in die gewaltige Höhlenwelt vordringen, um schließlich vor dem monströsen Ungeheuer zu stehen. In einem epischen Kampf erschlägt Siegfried den Drachen, erringt das verfluchte Gold und kehrt zu Mime zurück, der ihn anschließend zwar davor bewahrt, von dem Kleinod – so wie einst Fafnir – korrumpiert zu werden, der dabei aber sein Leben verliert.

Nach dem Tod des Nibelungen verlangt der junge Held von dem Ross, ihn zur Ruhestatt der Walküre zu bringen, zu jenem Flammenberg, auf dessen Gipfel die Tochter Odins bestraft von ihrem Vater einen todesähnlichen Schlaf schläft. Bevor Siegfried jedoch die Geliebte erreicht, stellt sich ihm der Allvater entgegen, fordert die Herausgabe des Goldes und bietet dem Jungen im Gegenzug an, ihn zu seinem Sohn und damit zu einem Gott zu machen. Doch Macht ist nicht das, was der Held ersehnt; stattdessen verlangt er von Odin die Befreiung der Walküre. Als der Göttervater, gebunden an seine eigenen Regeln und sein Gesetz, dies ablehnt, ist ein Kampf zwischen Mensch und Gott unausweichlich.

Erneut hat sich die Wartezeit gelohnt: auch im dritten und abschließenden Album bleibt sich Alice sowohl künstlerisch als auch erzählerisch treu. Das Artwork ist nach wie vor hochdynamisch, mit einem lebendigen Seitenaubau voller „Eyecatcher“, der sich ganz der Story unterordnet, sowie der atmosphärisch stimmigen und stimmungsvollen Koloration, welche von kaltem Blau bis zu heißem Rot nicht nur ein großes Spektrum an Farben umfasst, sondern die auch kräftigend gegen pastellenen Farbauftrag setzt und die den einzelnen Szenen eine zuweilen zwar vordergründige, aber generell sehr emotionsbetonte Atmosphäre verleiht.

Handlungsseitig steht diesmal nicht der Vater-Sohn-Konflikt im Vordergrund oder Siegfrieds Ringen mit sich selbst – dies sind nur zwei Nebenaspekte –, sondern zunächst ganz der epische Kampf, der durchaus voller Pathos inszeniert wird, sowie später, nachdem Monster und Gott bezwungen sind, das für meinen Geschmack etwas zu süß daherkommende Happy End. Im Storyaufbau arbeitet Alex Alice auch diesmal nicht streng linear, sondern unterbricht die Haupthandlung sowohl durch Rückblenden als auch durch Wechsel quasi in das Innenleben der Dinge und Personen.

Fazit: Der würdige Abschlussband einer insgesamt modernen, frischen und dynamischen Adaptionen des eher schwerfälligen und dumpfen deutschen National-Epos’. Auch wenn das Happy End etwas zu zuckerig geraten ist, so ist alleine das Artwork so grandios, dass man als Fantasy-Fan mit einem Kauf nichts falsch machen kann.