Das Schwert 1: Feuer (Comic)

Das Schwert 1
Feuer
(The Sword Vol. I: Fire)
Geschichte: Joshua Luna & Jonathan Luna
Texte & Seitenlayout: Joshua Luna
Zeichnungen & Farben: Jonathan Luna
Übersetzung: Maria Morlock
Cross Cult, 2011, Hardcover, 160 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-942649-44-5

Von Frank Drehmel

Trotz ihrer Querschnittslähmung, die sie an einen Rollstuhl fesselt, ist die junge Kunst-Studentin Dara Brighton ein lebenslustiges Mädchen, das sich mit seinem Handicap arrangiert hat und im Kreise seiner Familie Rückhalt und Glück findet.

Eines Abends wird dieses Glück brutal zerstört, als drei Fremde auf der Suche nach einem mystischen Schwert, welches Daras Vater besitzen soll, in das Heim der Brightons eindringen, Mutter, Vater und die geliebte Schwester mittels geheimnisvoller Kräfte niedermetzeln und die Gelähmte vermeintlich sterbend in den brennenden Trümmern des Hauses zurücklassen.

Für Dara jedoch ist dies gleichsam der Augenblick ihrer Wiedergeburt, denn im Keller des Hauses, in den sie durch die Decke bricht, findet sie das Schwert, das ihr Vater nicht besessen haben will und für das ihre Familie sterben musste. Und dieses Schwert besitzt außerordentliche Macht: es verleiht ihr nicht nur übermenschliche Körperkraft und schenkt ihr die ewige Jugend, sondern es heilt auch ihre akuten Wunden und sogar ihre Lähmung. Für Dara wird das Schwert, dessen Gaben sie zunächst zurückweist, schnell zu einem Instrument ihrer Rache, denn die drei Mörder, die gottgleichen Geschwister Zakros, Knossos und Malia, treiben sich irgendwo da draußen rum und schicken ihre Handlanger, damit diese die junge Frau entführen. Doch nicht nur Verbrecher sind Dara auf den Fersen, auch die Staatsgewalt und eine geheime Regierungsorganisation versuchen der jungen Frau mit den außergewöhnlichen Kräften, der niemand außer einer guten Freundin und eines verängstigten Kommilitonen beisteht, habhaft zu werden.

Mit ihrer Comic-Reihe um ein Schwert, das seinem Träger mystische Macht verleiht, haben die Luna-Brothers eine epische Geschichte voller Dramatik und Tragik, voller Mysterien und Mythen erschaffen, eine Geschichte, die in der Inszenierung, dem Aufbau der Spannungsbögen und der Entwicklung der Figuren durchaus fast schon TV-tüchtige oder cineastische Rasanz besitzt und die man sich problemlos als Vorlage für eine filmische Adaption vorstellen kann.

Obgleich ein großer Teil der Story über Dialoge transportiert wird, wirkt die Geschichte in toto dennoch frisch und unanstrengend, da Autor Joshua philosophischen Tiefgang sowie komplizierte Referenzen und Bezüge vermeidet und seine Protagonisten über Alltäglichkeiten und konkrete, handfeste Probleme ihrer aktuellen Situation, die zuweilen etwas klischeehaft erscheint, reflektieren lässt. Eine große Stärke der Geschichte ist sicherlich, dass die Hauptprotagonisten bei all ihren neuen, künstlichen Fähigkeiten nicht als Übermensch erscheint, sondern zerbrechlich und menschlich dadurch bleibt, dass sie erstens die Gaben des Schwertes nur zögernd annimmt und zweitens das Schwert offensichtlich nicht unverwundbar macht. Das heißt, auch wenn es rein biologisch Unsterblichkeit verheißt, so ist der Tod durch die Hand anderer Menschen durchaus und relativ leicht möglich.

Das extrem klare Artwork Jonathans wirkt mit seinem stilisierenden, leicht naiven Unterton und den pastellenen, oft trüben Farben nicht nur kühl und distanziert, sondern gerade wenn es um explizite Gewalt geht regelrecht verstörend. Der Künstler suhlt sich nicht in Eingeweiden und feiert keine Blutorgien, sondern seziert und zerstört immer dann, wenn es die Story erfordert, in klaren, präzisen, fast schon analytisch wirkenden Bildern Menschen und Körper. Damit hat der Tod, der in der Story zwar allgegenwärtigen ist aber nur vergleichsweise selten offen in Erscheinung tritt, etwas Beiläufiges, Normales.

Ein 8seitiges Interview mit den Luna-Brothers sowie eine Cover-Galerie runden das wie gewohnt hervorragend edierte Comic ab.

Fazit: Eine epische, spannungsgeladene Story, die in Dramaturgie und Inszenierung durchaus etwas Telegenes hat und die den Leser nicht zuletzt dank des präzisen Artworks von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.