Shan, Darren: Mitternachtszirkus – Willkommen in der Welt der Vampire (Buch)

Darren Shan
Mitternachtszirkus – Willkommen in der Welt der Vampire
Das Buch zum Film
(Cirque de Freak, The Vampire Assistants, Tunnels of Blood)
Aus dem irischen Englisch übersetzt von Gerald Jung und Katharina Orgaß
Pan, 2009, Taschenbuch, 538 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-426-28334-9

Von Carsten Kuhr

Darren Shan, der Ich-Erzähler der Bände, ist ein ganz normaler Junge – ja so fangen sie fast alle an, die einschlägigen Erfolgbücher à la Harry Potter und Konsorten.

Als ein Zirkus, der Absonderlichkeiten präsentiert, in seiner Heimatstadt haltmacht, steht für den 13jährigen Liebhaber von Spinnen fest, dass er diesen besuchen muss. Und wirklich, es gelingt ihm und seinem besten Freund, sich zu einer Vorführung Eintritt zu verschaffen.
Doch dann erkennt sein Freund in einem der Artisten eine wahrhaftigen Vampir. Als Darren diesem seine dressierte Giftspinne klaut, nimmt das Ungemach seinen Lauf. Sein Freund wird von der Spinne gebissen, als Preis für die Rettung des Vergifteten verlangt der Vampir, dass Darren zum Halbvampir wird, und ihm forthin dient. So verschlägt es unseren Jungen, nach seinem inszenierten Tod, ebenfalls zum Mitternachtszirkus. Als Halbvampir altert er fünfmal langsamer als normale Menschen, Freunde kann er daher außerhalb der Abnormitätenshow kaum finden.

Die ersten sechs Romane, die anlässlich des Filmes von Pan in zwei Sammelbänden neuaufgelegt werden, umspannen eine Zeit von rund acht Jahren.

Wir erleben zunächst in den ersten drei Bänden mit, wie Darren zum Halbvampir gemacht wird, und er sich der Freak-Show anschließt. In diesen drei Einzelromanen wird uns unser Protagonist nähergebracht, wird seine Historie und sein Charakter entwickelt. Er sucht und findet Freunde, nur um diese dann wieder zu verlieren, muss sich in ersten Kämpfen gegen die Vampyre, eine Splittergruppe, die sich von den Vampiren abgespalten hat, bewähren, erlebt seine erste Liebe, und muss doch erkennen, dass er nie wieder ein normales Leben wird führen können. Er rebelliert gegen seinen Mentor, lehnt sich gegen sein Schicksal auf, nur um sich schlussendlich zu fügen. Dabei erlebt er spannende Abenteuer und gefährliche Situationen.

Untote, Vampire, magische Wesen und wilde Wölfe – Darren Shan bietet wirklich etwas für den mehr als günstigen Kaufpreis. Stellt sich die Handlung zu Beginn noch relativ simpel dar, so entwickelt die Saga mit zunehmender Dauer eine Komplexität, die sie auch für den erwachsenen Leser interessant macht.

Wir lassen uns gerne entführen in eine Welt neben der unsrigen, in eine Welt, in der Gut und Böse noch klar abgrenzbar sind. Doch dann bekommt diese klare Gliederung Risse – der Verräter, der Böse schlechthin, der eigentlich gefoltert und hingerichtet gehört, seine Motive sind ehrbar und nachvollziehbar. Im vollen Bewusstsein, dass seine Tat für ihn das Ende bedeuten würde, beschließt dieser, sich für das Wohl der Sippe zu opfern. Wie wird der junge Darren diese Erkenntnis verarbeiten, wie wird er darauf reagieren?

Wie jede gute Jugendbuchreihe ist auch Darren Shan eine Schilderung eines Reifungsprozesses des Protagonisten. Vom unbedarften, behütet aufgewachsenen Kind muss Darren sich zu einem eigenverantwortlichen Wesen entwickeln. Er hat diesen schwierigen und schmerzhaften Prozess bislang mit Bravour gemeistert, nun gilt es in den weiteren Teilen der Abenteuer des jungen Halbvampirs und seines Meisters darauf aufbauend eine weitere glaubwürdige Entwicklung zu zeichnen.