X-Men Sonderband: X-23 1 (Comic)

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Kategorie: Rezensionen

Veröffentlicht: Dienstag, 06. Dezember 2011 22:01

X-23 alias Laura Kinney ist ein Klon Wolverines. Wie er hat sie Krallen, jedoch nur zwei an den Händen und dafür je eine an den Füßen. Schon als kleines Kind wurde sie konditioniert und schließlich als Killerin eingesetzt. Mit viel Glück konnte Laura eines Tages ihren Peinigern entkommen und fand bei den X-Men ein neues Zuhause.

Allerdings fühlt sie sich dort als Außenseiterin, denn Cyclops und die White Queen haben ständig ein waches Auge auf sie, und von den gleichaltrigen Mutanten wird sie wegen ihrer Vergangenheit und ihren Aktivitäten bei X-Force abgelehnt. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, wird Laura immer wieder von Albträumen geplagt, die einen ganz eigentümlichen Ursprung haben und sie vor eine Entscheidungsfrage stellen. Kurz darauf bemerkt Laura, dass jemand hinter ihr her und sie offensichtlich nicht der einzige Klon ist, der für üble Zwecke missbraucht wurde oder wird…

Die X-Men haben ihre Popularität unter anderem der Figur Wolverine zu verdanken, der nicht nur in einer eigenen Serie aktiv ist, sondern auch häufig als Gaststar in anderen Reihen auftritt. Wie würde wohl eine weibliche Version von ihm aussehen? Vielleicht wie X-23, sein Klon. Beiden gemein sind ihre DNA, die Krallen und die blutige Vergangenheit. Was Wolverine mehr oder minder bereits hinter sich hat – die Akzeptanz der X-Men zu gewinnen –, steht X-23 noch bevor. Um diesen harten Weg beschreiten zu können, muss sie jedoch erst ihre eigenen Dämonen in den Griff bekommen. Damit befasst sich der erste Teil der fortlaufenden „X-23“-Serie, die, laut Marvel, mit Band 20 eingestellt werden soll.

Im zweiten Teil begegnet sie jemandem, der wie sie ist und der ebenfalls eine tragische Rolle in üblen Plänen spielt. X-23 wird in ein Geheimnis eingeweiht, doch ahnt sie, dass hinter allem, was sie erfährt, noch mehr steckt. Es dauert auch nicht lange, bis die Katze aus dem Sack ist und die Titelheldin in Lebensgefahr gerät.

An der Seite von X-23 zu sehen sind mehrere X-Men, darunter Wolverine, Storm und Gambit, dem eine größere Rolle zugedacht ist, denn ein alter Feind ist involviert, mit dem ihn eine ganz besondere Geschichte verbindet. Geschickt verknüpft die Autorin alte mit neuen Handlungssträngen, löst damit bei langjährigen Leser einen ‚Aha-Effekt‘ aus.

Auch die Charakterisierung der einzelnen Figuren, insbesondere von Laura, ist überzeugend: der einstigen Killerin wird von allen Seiten misstrauen entgegengebracht. Man versucht, sie zu kontrollieren und sie ihre Vergangenheit vergessen zu lassen – und doch wird sie zu heiklen Missionen hinzugezogen, während derer sie immer wieder töten muss. Bringt ihr jemand Verständnis oder gar tiefere Gefühle entgegen, weiß sie nicht, wie sie damit umgehen soll.

Obwohl mehrere Zeichner an den Episoden arbeiteten, wirkt das Heft recht homogen. Erst bei den Teilen 5 und 6 werden die stilistischen Unterschiede deutlicher. Es bleibt abzuwarten, ob das hohe Niveau gehalten werden kann … Leider starten die Verlage nur zu gern neue Serien mit Top-Illustratoren, um die Leser zu locken, und nach wenigen Ausgaben erfolgt ein Wechsel, meist zu stilistisch weniger gefälligen Künstlern.

Alles in allem ist „X-23“ 1 eine spannende, ansprechend gezeichnete Lektüre, in der es nicht allein um harte Action, sondern auch um die Weiterentwicklung eines Charakters geht. Auch Gelegenheitsleser dürften mit dem Band, der insgesamt sechs Episoden beinhaltet, sehr zufrieden sein, da keine nennenswerten Vorkenntnisse mitgebracht werden müssen, man zwei relativ abgeschlossene Storys geboten bekommt und der Einstieg in die faszinierende Welt der X-Men wirklich leicht gemacht wird.