Phase X – Das Magazin für Phantastik 8 (Magazin)

Phase X – Das Magazin für Phantastik 8
Chefredaktion: Christoph Weidler
Titelbild: Chris Schlicht
Atlantis, 2011, Paperback, 124 Seiten, 6,90 EUR, ISBN 978-3-941258-91-4

Von Andreas Flögel

Das Thema des 8. Bandes von „Phase X“ ist „Phantastische Ermittler“. Ich muss gestehen, dass ich dies zuerst als „paranormale Ermittler“ gelesen habe, wohl auch, weil das gelungene Titelbild von Chris Schlicht, zumindest beim ersten Betrachten, diese Lesart nahelegt. Erst auf den zweiten Blick fiel mir das umrahmende Platinenlayout auf. Das Inhaltsverzeichnis mit Artikeln zu Dominic Flandry, Magnus Ridolph und Auguste Dupin macht dann endgültig klar, dass hier der viel umfassendere Begriff des Phantastischen gemeint ist.

Mit Ridolph und Flandry, aber auch mit Jonas, dem letzten Detektiv, ist der Bereich der Science Fiction stark vertreten. Dabei ist für mich persönlich die Vorstellung der von Michael Koser verfassten Hörspielreihe um Jonas ein besonderes Highlight, weil ich diese Science-Fiction-Krimis erst durch den Artikel kennengelernt habe. Ich werde mich auf jeden Fall daran machen, das Versäumte nachzuholen und mir einige der Folgen anhören. Wenn sie halten, was der Bericht von Ralf Steinberg verspricht, wird es sicher nicht bei nur wenigen Folgen bleiben.

Ein sehr ausführlicher Beitrag von Carsten Kuhr widmet sich den Werken von Kim Harrison, deren erste spannende Romane um die Hexe und Ermittlerin Rachel Morgan in den USA schon erschienen sind, bevor der Vampirhype so richtig abgehoben hat. Übrigens, auch diese Reihe ist wieder ein Beispiel dafür, wie fantasielos deutsche Verlage bei der Übernahme von Serien vorgehen. Die Originaltitel wie „A Fistful of Charms“ oder „For a Few Demons More“ sind sicher nicht nur nach meiner Meinung viel ansprechender als die recht blutleeren deutschen Titel „Blutpakt“ und „Blutlied“.

Einen Überblick über phantastische Ermittler in der Heftromanszene steuert Michael Schmidt bei, der von Interviews mit Christian Montillon und Jason Dark vertieft wird. Ich war überrascht, wieviele Serien in diesen Bereich fallen. Auch wenn sie als Heftserien eingestellt werden, leben sie doch oft in Buchform weiter. Die Verbindung aus Krimi und Grusel/Horror hat eben ihre eingeschworene Fangemeinde.

Die Idee von Markus Mäurer, Harry Dresden und Joe Pitt als zwei Vertreter des „urbanen“ Ermittlers gegenüber zu stellen, ist gelungen und zeigt bei einigen Gemeinsamkeiten vor allem auch die Unterschiede und damit die Bandbreite des Genres. Und wenn wir gerade von urbanen Ermittlern sprechen, dann gehört sicher auch John Taylor in diese Ecke, obwohl die Nightside sich nicht so ohne weiteres mit Berlin oder New York vergleichen lässt. Carsten Kuhr stellt diese Reihe ausführlich vor und führt ein Interview mit dem Autor Simon R. Green und mit Martin Umbach, dem Sprecher der „Nightside“-Hörbücher.

Wer bei all dem das Medium Film vermisst, der sei auf Oliver Kotowskis Beitrag zu Hellboy zwischen Comic und Film Noir hingewiesen. Diese Gegenüberstellung zum Film Noir fand ich äußerst interessant und nicht sofort naheliegend. Für mich ein weiteres Highlight dieses Hefts.

Auch diesmal ist wieder eine Kurzgeschichte enthalten, „Angelus“ von Nina Allen, ursprünglich in „Albedo One“ erschienen und hier als deutsche Erstausgabe. Diese anspruchsvolle Story erschließt sich dem Leser erst bei mehrmaligem Lesen in ihrer Gänze. Allerdings hätte es mir noch ein wenig besser gefallen, wenn die Geschichte einen Bezug zum Thema des Heftes gehabt hätte.

Es sind noch viele weitere interessante Beiträge in diesem Band enthalten und ich kann nur empfehlen, dass sich jeder selbst ein Bild davon macht.

Wie auch bei den früheren Ausgaben liegt die Stärke dieses Themenheftes in seiner Zeitlosigkeit. Die Artikel lassen sich auch in ein paar Jahren noch mit Spaß und Gewinn lesen und decken eine solche Bandbreite ab, dass auch Kenner des Genres noch Neuentdeckungen machen können.