D. W. Schmitt: Der Graue Berg – PERLAMITH 1 (Buch)

D. W. Schmitt
Der Graue Berg
PERLAMITH 1
Titelillustration von Alexander Preuss
Wurdack, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 208 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-938065-76-1

Von Carsten Kuhr

Die Welt in einer fernen Zukunft. Mit Hilfe der Yasemi, einer hochentwickelten galaktischen Zivilisation, hat sich die Menschheit im All ausgebreitet. Zwar ist es den Menschen kraft des Paktes verboten, selbst überlichtschnelle Raumschiffe zu entwickeln, doch die Yasemi haben sie mit Siedlungsschiffen ausgestattet, sodass Kolonien gegründet werden konnten. Eine dieser Kolonien befindet sich im Perlamith-System. Hier fand man gleich mehrere Planeten, die für eine Besiedelung in Frage kamen.

Seit dem Sturz der Großgrundbesitzer und der Errichtung einer Diktatur auf Rogamar liegt der Planet mit seinem Nachbarn, dem vom demokratischen Rat beherrschten Menz, im Streit. Nicklichkeiten zunächst, doch dann erhält der Geheimdienst von Menz Unterlagen zugespielt, die zu belegen scheinen, dass Rogamar einen Vernichtungsfeldzug gegen Menz plant. Nur ein Präventivschlag verspricht Hoffnung. Der Überraschungsangriff gelingt, allein, die Beweise für Angriffsvorbereitungen der Rogamarer sind nicht aufzufinden. Ist man einem Komplott aufgesessen, und wenn ja, wer nur hat die Vernichtung eines ganzen Planeten in Kauf genommen, um sein mysteriöses Ziel zu erreichen?

Die Spur führt über einen Flüchtling und dessen Sitznachbarn an Bord des Raumschiffes nach Zinost. Schnell wird deutlich, dass weit mehr hinter dem Komplott steckt, als bislang angenommen. Gleich drei galaktische Mächte sind involviert, denn ein besiegt geglaubter Feind taucht wieder auf, und weder die Yasemi noch die Ziem sind in der Lage den alten Konflikt wieder aufzunehmen…

In D. W. Schmitts Auftaktroman zu seiner Saga geht der Autor einen ungewöhnlichen Weg. Statt den großen Konflikt mit packenden Weltraumgefechten gleich in den Mittelpunkt zu stellen, baut er seine Welt, deren Hintergrund und die beteiligten Parteien behutsam auf. Erst nach und nach enthüllt er die Hintergründe die zunächst zum Genozid eines ganzen Planeten führten, lässt dann die galaktisch-politische Lage und die Entwicklung, die zum Ausbreitung der Menschheit im All führten, Revue passieren, bevor er zum Schluss den nun drohenden Konflikt thematisiert.

Bis dahin unterhält er uns geschickt und spannend mit seinen geheimnisvollen Personen und einer abwechslungsreichen Handlung. Immer wieder nimmt er dabei Anleihen an der Realität. So zeichnet er seine Diktatur als wirklichkeitstreues Abbild eines sozialistischen Vorzeigestaates, in dem der allmächtige Staat alles vorgibt, seine unmündigen Bürger von der Wiege bis zum Grab an die Hand nimmt. Die moralische Rechtfertigung des Präventivschlages erinnert frappierend an die Propaganda vor dem Irakkrieg und auch die Darstellung der Geheimdienste und ihrer Verhörmethoden lässt Erinnerungen an die Vernehmungen islamischer Extremisten aufkommen.

Die Grundlage für den sich abzeichnenden Konflikt ist gelegt, die Positionen und Protagonisten eingeführt, nun wird es im zweiten Teil darum gehen, den angreifenden Aggressor näher zu beleuchten. Schmitt legt ganz bewusst keinen Military-SF-Roman mit der Beschreibung großer Raumschlachten oder Kommandounternehmen vor. Er zeichnet den Krieg realistisch als brutal und verdammenswert, stellt die Geheimnisse um die Hintergründe ins Zentrum und fesselt so den Leser an seine stilistisch solide ausgeführten Zeilen.