Paul Hoffman: Die letzten Gerechten (Buch)

Paul Hoffman
Die letzten Gerechten
(The Last Four Things, 2011)
Aus dem Englischen Karlheinz Dürr
Titelgestaltung von UNO Werbeagentur unter Verwendung eines Motivs von Peter Bergring
Goldmann, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 480 Seiten, 17,99 EUR, ISBN 978-3-442-31256-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Petra Weddehage

Cale wurde als kleines Kind vom Erlöserorden in dien Ordensburg geholt. Sein Erzieher Bosco erzog ihn mit aller Härte zu einer unbarmherzigen Tötungsmaschine. Die grausamen Strafen, denen der Junge ausgesetzt war, und der erbarmungslose Drill seines Mentors formten ihn zu einem Wesen, das als Werkzeug Gottes der Menschheit ein Ende setzen soll. Nach einer alten Prophezeiung wird der Engel des Todes Gott nach getaner Arbeit so dazu bringen, mit den letzten gerechten Menschen eine neue Weltordnung zu schaffen.

Cale scheint sich Boscos Ränken zu fügen, doch hat er längst selber Pläne geschmiedet. Er möchte frei sein, frei von den Zwängen, die ihm der Orden auferlegt. Er will nicht länger Morden, weil man es ihm befiehlt, sondern seinen Hass ausleben und die zur Strecke bringen, die ihm seiner Meinung nach Unrecht taten. Es gelingt ihm, aus der Ordensburg zu fliehen, und dabei verliebte er sich in die junge, aus gutem Hause stammende Arbell, die wegen ihrer Schönheit auch Schwanenhals genannt wird.

Arbell jedoch verrät den jungen Mann, so das Bosco ihn dazu bringt, wieder an seiner Seite zu kämpfen und die Pläne des Ordens zu erfüllen. Wie sich herausstellt, tat Arbell das, um Cale zu beschützen. Ihr Verrat rettete sein Leben. Zu Cales Verwunderung benimmt sich Bosco ihm gegenüber nun wie ein treusorgender Vater und verwöhnt ihn mit gutem Essen und luxuriösen Dingen. Der junge Mann beschließt, das Spiel seines Peinigers erst einmal zu beobachten. Scheinbar geht er auf die Offerten ein. Auf diese Weise hofft Cale, die Wahrheit über Boscos Vorhaben herausfinden. Der junge Mann ist sich sicher, dass er nur so seine Freiheit wieder erlangen wird.

Geschichten mit religiösem Hintergrund sind reichhaltig gesät und im einen oder anderen Genre verankert. Sei es die Romanze „Die Dornenvögel“ oder der Thriller „Sakrileg“. Selbst im Manga-Bereich wurde schon kräftig die religiöse Variante benutzt. Beispiele dafür wären „07-Ghost“ und „D-Grayman“. Diesmal wurde die Geschichte in einen phantastischen Kontext gebetet. Es finden sich viele überlieferte Sagen, die sich aber anders abgespielt haben, als man sie kennt. Gottes Sohn wird nicht ans Kreuz genagelt, sondern am Galgen erhängt. Auch die übrigen Mythen werden deutlich anders ausgelegt.

Die grausamen Schilderungen wurden detailreich wiedergegeben, so das sanften Gemütern vom Lesen dieses Buches dringen abgeraten wird. Wer aber gut gemachte Fantasy mit reichlich Intrigen, Verrat, blutigen Kampfschauplätzen, Helden und deren Gegnern schätzt, wird ein Spektakel erleben, das seinesgleichen sucht.

Routiniert spielt der Autor mit den Ängsten der Menschen und zeigt anschaulich, wie sehr Macht korrumpieren kann. Bosco ist von seiner Vision, Cale als Werkzeug Gottes einzusetzen, absolut überzeugt. Fanatisch treibt er seine Pläne voran, die Welt zu zerstören um sie neu zu erschaffen. Dabei bedient er sich der Religion und des Glaubens. Er legt die Schriften der „Bibel“ zu seinen Gunsten aus, um so die Gewalttaten zu rechtfertigen, derer er sich schuldig macht. Charisma kann ein furchtbares Talent sein. Cale wiederum hat die schreckliche Begabung, den Tod in vielfältiger Gestalt über die Menschheit zu bringen. Sein Herz ist so von Hass erfüllt, dass er nicht sieht, dass Arbell ihn aufrichtig liebt. So hat jeder der Protagonisten sein Päckchen zu tragen.

Die Story von Cale und dem Erlöserorden geht nach „Die linke Hand Gottes“ mit „Die letzten Gerechten“ in die zweite Runde. Nach den dramatischen Geschehnissen kann sich der Leser auf einen spektakulären Abschlussband der Trilogie freuen.