X-Men: Erste Entscheidung 2: Monster und Mutanten (Comic)

Jeff Parker
X-Men: Erste Entscheidung 2
Monster und Mutanten
(X-Men: First Class (vol. 2) 1 – 7 + First Class Special, 2007)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Eric Nguyen
Zeichnungen von Kevin Nowlan, Nick Dragotta, Colleen Coover, Paul Smith, Roger Cruz, Mike Allred, Val Staples
Panini, 2011, Paperback, 204 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-86201-229-9

Von Irene Salzmann

Die X-Men, wie man sie heute kennt, sind junge Erwachsene. Begonnen haben sie jedoch als ein Team, bestehend aus Teenager-Mutanten, die noch die Schule besuchten und erst den Umgang mit ihren Kräften erlernen mussten. Würde man ihre alten Abenteuer nach rund 40 Jahren neu auflegen, empfände man diese als sehr simpel und unzeitgemäß, denn die Mode und die Konflikte waren damals anders, und auch der Handlungsaufbau einer Comic-Story sowie das Charakterdesign wurden weniger aufwändig gestaltet, vom Stil der Zeichnungen (die Kolorierung!) einmal ganz zu schweigen.

Von daher lag es nahe, die Phase des Lernens und die frühen Missionen des ursprünglichen Teams in die Gegenwart zu verlegen und sie gemäß heutigen Anforderungen zu inszenieren. Infolge präsentiert Jeff Parker nun schon die zweite Staffel seiner „X-Men: First Class“ mit Cyclops, Marvel Girl, Beast, Angel und Iceman in den Hauptrollen und einem kleinen Auftritt von Shadowcat, die damals noch die Code-Namen Ariel beziehungsweise Sprite benutzte.

Interessanterweise schenkt der Autor vor allem Bobby Drake alias Iceman sehr viel Aufmerksamkeit. Wer die frühen Hefte kennt, weiß, dass er eher eine Nebenrolle innehatte, genauso wie Hank McCoy alias Beast, da vor allem die Dreiecksbeziehung von Jean Grey alias Marvel Girl, Scott Summers alias Cyclops und Warren Worthington alias Angel für eine Portion Extra-Spannung sorgte. Für junge Leser bietet sich tatsächlich Iceman als beste Identifikationsfigur an, da er als typischer Teenager auftritt, der nicht alles so ernstnimmt, Spaß haben möchte und ab und zu eine dicke Lippe riskiert. Weder ist er so strahlend wie Angel, noch so kompliziert wie Cyclops oder intelligent wie Beast – und Marvel Girl ist das Quotenmädchen für die Leserinnen.

In den hier gesammelten längeren und kürzeren Episoden begegnen die X-Men den Fantastic Four, dem Hulk und Rick Jones sowie verschiedenen (Quasi-) Feinden. Neben den spannenden Abenteuern, in denen sie sich als flexibel und teamfähig beweisen müssen, kommen ihre privaten Kümmernisse nicht zu kurz.

Beispielsweise leidet Marvel Girl darunter, als einziges Mädchen von den Kameraden nicht für voll genommen und ständig behütet zu werden. Susan Storm stärkt ihr Selbstbewusstsein, während Professor Xavier den anderen Schülern eine kleine Lektion erteilt. Schade, dass man die Freundschaft zwischen Marvel Girl und Scarlet Witch nicht weiter ausbaute, denn ein Team-Up der beiden besäße sehr viel Potential. Auch Iceman und Beast haben ihre Momente. Während der eine nicht als Anhängsel von den übrigen mitgeschleppt werden möchte, kennt der andere nur seine Bücher und vergisst darüber, dass man auch Spaß haben kann. Gemeinsame Ferien eröffnen den beiden völlig neue Perspektiven und vertiefen ihre Freundschaft.

Die Qualität der Geschichten ist nicht einheitlich. Während die längeren Erzählungen positiv auffallen, schwächeln die kürzeren und erwecken den Eindruck, als habe man hier jungen Zeichnern eine Chance eingeräumt. Auch der Stil der Illustrationen ist nicht homogen, und die Unterschiede sind schon krass. Aber bekanntlich sind die Geschmäcker verschieden, und die Zielgruppe sind vor allem die jüngeren Leser, die sich mit den teilweise cartoonhaft oder mangamäßig anmutenden Zeichnungen schnell anfreunden können.

Alles in allem lohnt sich der Kauf des Paperbacks, da die Storyline in sich abgeschlossen ist, sie packende und tiefer gehende Momente bietet und die Figuren nachvollziehbar dargestellt werden. Sammler möchten ohnehin zugreifen, und auch Gelegenheitsleser werden zufriedengestellt.