Daniel Suarez: DARKNET (Buch)

Daniel Suarez
DARKNET
(Freedom)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann
Titelillustration von Hauptmann & Kompanie
rororo, 2011, Taschenbuch, 474 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-499-25244-0

Von Petra Weddehage

Ein Computervirus namens DAEMON hat das Internet fest in seinen Klauen. Der mittlerweile verstorbene Erfinder Sobol geistert immer noch in virtueller Gestalt durchs World Wide Web. DAEMON ist wie ein Computerspiel aufgebaut, hat jedoch unglaubliche Auswirkungen auf die reale Welt. Der scheinbar verstorbene Sebeck wird in das Spiel hineingezogen. Er muss mehrere Queste bestehen und soll etwas Wichtiges beweisen. Ist die Menschheit wert, gerettet zu werden?

Sobol selbst nimmt immer wieder Kontakt zu Sebeck auf. Obwohl er nur noch als Datensatz existiert, lernt er dazu, da der DAEMON als intelligenter Virus konzipiert wurde. Alles was den DAEMON bedroht, wird gnadenlos zerstört, zerstückelt, getötet und beseitigt. Der geheimnisvolle Loki ist dabei das ausführende Organ des DAMONS. Er zeigt sich meistens mit einem hochtechnisierten Motorrad und in schwarzer Lederkluft. Alle Mitglieder des ‚Spiels‘ haben eine sogenannte HUD-Brille, mit deren Hilfe sie sich erkennen, aber auch Anweisungen entgegennehmen können.

Ein gefährlicher Spielzug driftet auf einen ungewissen Ausgang zu. Doch obwohl die Bösartigkeit und Skrupellosigkeit, mit der der DAEMON agiert, unbestreitbar grausam ist, erwächst auch Gutes daraus. Die Machthaber, die Geld, Ressourcen und moderne Sklaven besitzen, werden enttarnt. Ihre Machenschaften fliegen auf, und meistens ereilt sie ein unschöner Tod in Form der Razorbacks, die Loki ihnen schickt. Lokis Gegner ist der Major. Er tötet und metzelt genau wie Loki alles nieder, was ihm und seinen Auftraggebern im Weg ist. Als sich dann auch noch der virtuelle SS-Offizier Boerner ins Spiel bringt, wird die Handlung erst richtig rasant.

Daniel Suarez spielt gekonnt mit den Ängsten, die in der realen Welt bereits existieren. Immer wieder wird davor gewarnt, dass im Internet nichts verborgen bleibt. Intelligente Viren gibt es ja schon heute, wenn auch in abgeschwächter Form. Immer wieder müssen Internet-Nutzer sich neue Virenprogramme besorgen, in der Hoffnung, dass endlich mal für längere Zeit Ruhe herrscht vor den virtuellen Angriffen. Diese in der Realität bestehende Bedrohung wird vom Autor aufgegriffen und gekonnt in eine packende Geschichte umgesetzt.

Dazu erschuf er so charismatische Persönlichkeiten wie Loki. Dessen Beweggründe sind nicht immer leicht nachzuvollziehen. Dem virtuellen Sobol gelingt es, immer mehr Menschen auf seine Seite zu ziehen, die sein Spiel weiterführen. Die guten Seiten stehen dabei im absoluten Gegensatz zu der kompromisslosen Zerstörung von allem, was den DAEMON bedroht. Metzel-Szenen sind reichlich vorhanden und werden sehr plastisch beschrieben.

Das packende Thema ist für Leser und Leserrinnen ab 18 Jahre geeignet, die bei bluttriefenden Horror-Sequenzen keine weichen Knie bekommen. Daniel Suarez’ Roman ist nichts für schwache Nerven!

Wem gut gemachte SF/Horror–Thriller mit einem Schuss Urban Fantasy gefallen und wer zugleich ‚was wäre wenn …‘-Szenarien mag, die schnell Realität werden könnten, wird sich mit diesem Band gerne für einige Mußestunden zurückziehen.