Gena Showalter: Unsterblich verliebt (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 23. Juli 2011 13:13

Gena Showalter
Unsterblich verliebt
(Intertwined, 2009)
Übersetzung aus dem Englischen von Peer Mavek
Titelbildgestaltung von pecher und soiron
Mira, 2011, Taschenbuch, 348 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-389941-872-9 (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
Bereits als Kleinkind wurde Aden Stone von seinen Eltern in ein Heim und zu Pflegefamilien gegeben. Niemand kam mit ihm zurecht, denn in Adens Körper wohnen vier weitere Personen – Eve, Elijah, Caleb und Julian – mit besonderen Talenten, die zu erklären er nie imstande war. Seine letzte Chance auf Resozialisierung ist die D & M-Ranch, doch die anderen Jugendlichen machen ‚dem Irren‘ das Leben zur Hölle.
Zufällig begegnet Aden der hübschen Mary Ann, die er im ersten Moment für das Mädchen aus Elijahs Visionen hält. Als sie einander erblicken, spüren beide etwas, das sie gleichermaßen erschreckt und zueinander zieht. Es gelingt Aden, seinen Mentor dazu zu bewegen, ihn an der öffentlichen Schule anzumelden, so dass er Mary Ann wiedersehen kann. Es ist jedoch keine Liebe sondern eher ein geschwisterliches Band, das beide immer wieder zusammen führt. Denn die Herzen beider schlagen schon bald für andere: Aden erkennt in der Vampirprinzessin Victoria die ihm zugedachte Partnerin, und der Werwolf Riley lässt Mary Anns Puls schneller pochen. Obwohl die vier grundverschieden und nicht gerade Freunde sind, arrangieren sie sich miteinander, da sehr viel auf dem Spiel steht: Das Aufeinandertreffen von Aden und Mary Ann hat Energien freigesetzt, die Victorias Vater vor seiner Zeit weckten und auch andere Wesen, die sich vor den Menschen verborgen halten, aufmerksam machten. Sie alle sind hinter den beiden Schülern her – und Victoria und Riley sollen sie beschützen. Allerdings haben sie mehr Feinde, als sie ahnen…
„Unsterblich verliebt“ beginnt mit einem typischen Reißer zu Beginn, denn Aden muss einige Zombies beseitigen. Zufällig begegnet er nur wenig später Mary Ann und Victoria, die alles für ihn verändern. Er möchte ein ‚richtiges‘ Leben führen und die Gäste in seinem Körper loswerden. Mary Ann könnte der Schlüssel dazu sein, doch zuvor müssen sie das Geheimnis um Adens Herkunft lösen, das mit dem seiner neuen Freundin enger verknüpft ist, als vermutet.
Mary Ann wiederum entdeckt durch Aden ein Familiengeheimnis und macht mit den Menschen ihres Umfelds, die ihr alle etwas vorgaukelten, reinen Tisch. Außerdem findet sie in Riley nicht nur einen Beschützer sondern auch einen Jungen, für den sie alles stehen und liegen lassen würde, einschließlich ihres 15-Jahre-Plans, der sie zu einer erfolgreichen Psychologin machen soll.
Die Vampirprinzessin Victoria ist noch relativ jung für eine ihrer Art und kann sich daher problemlos unter die Menschen mischen. Aden beeindruckt sie, denn erstmals wird sie wie ein ganz normales Mädchen behandelt. Weder weicht er vor ihr zurück, als er ihr Geheimnis erfährt, noch als sie sich von ihm nähren muss. Sie liebt und fürchtet ihren Vater, doch die wahren Feinde sind andere.
Riley der Werwolf, ist Victorias Beschützer, doch sein Herz schenkt er Mary Ann. Einerseits gibt er sich am menschlichsten von allen Wesen der Dunkelheit, andererseits scheint er auch die meisten Geheimnisse zu hüten.
Außer diesen vier Hauptfiguren gibt es noch eine Vielzahl supportive characters, die regelmäßig Impulse geben, um die Handlung in die richtigen Bahnen zu lenken, für Überraschungen und dramatische Wendungen zu sorgen. Nahezu alle Völker, die man aus der Fantasy und dem Horror kennt, geben sich ein Stelldichein, und manchmal meint man, dass es doch schon zu viel des Guten ist – und weniger klassische Figuren und außergewöhnliche Fähigkeiten für mehr Spannung und eine konkrete Linie gesorgt hätten.
War Aden zunächst ein junger Mann, der Tote zum Leben erwecken konnte und Visionen hatte, was für eine interessante Abwandlung im Rahmen der Romantic Mystery sorgte, kamen bald noch der unkontrollierte Zorn und die Zeitreise hinzu. Wo das nicht genügte, um ihn vor unnötigen Konflikten zu bewahren, griffen seine neuen Freunde ein, die über weitere erstaunliche Talente verfügen. Vor allem Victoria agiert als dea ex machina. Und so wird das, was eigentlich kompliziert, gefährlich, ja, unmöglich sein sollte, praktisch zu einem Spaziergang. Die sympathischen Protagonisten springen ihren Todfeinden buchstäblich von der Schippe – aber nur um sich in weiteren Bänden neuen Problemen stellen zu müssen, schließlich sind noch längst nicht alle Fragen beantwortet worden.
„Unsterblich verliebt“ beginnt spannend und bringt Außenseiter ins Spiel, denen man es zutraut, dass sie mit einer übersinnlichen Welt fertig werden. Bald jedoch macht es sich die Autorin zu einfach, indem sie den Protagonisten zu viele nützliche Fähigkeiten verleiht, Probleme schnell und simpel bereinigt und auch das Umfeld zu üppig gestaltet, ohne dass dieses wirklich Einfluss nimmt. Infolge wird man das Gefühl nicht los, als habe Gena Showalter versucht, alle populären Aspekte der Paranormal Romances in einem Jugendroman zu vereinen und „Twilight“ Paroli zu bieten. Aber viel hilft nicht immer viel, und weniger wäre in diesem Fall tatsächlich mehr gewesen.
Romantische Leserinnen, die das breite Spektrum phantastischer Wesen auskosten wollen, sollten ruhig einen Blick riskieren. Gerade die Gruppe der 13- bis 16-jährigen dürfte viel Spaß mit dem Titel haben, während das reifere Publikum über die mitunter zu einfachen und übertriebenen Entwicklungen stolpert.