Bianka Minte-König: Amanda – Deine Seele so wild – Die Dunkle Chronik der Vanderborgs 2 (Buch)

Bianka Minte-König
Amanda – Deine Seele so wild
Die Dunkle Chronik der Vanderborgs 2
Umschlaggestaltung von ZERO Werbeagentur unter Verwendung eines Motivs von Sylwia Makris
Autorenfoto von © Ramakers
Otherworld, 2011, Paperback, 424 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-8000-9534-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Estelle Vanderborg verschwindet spurlos, und ihre Tochter Amanda wird von ihren Verwandten entmündigt und in eine Irrenanstalt abgeschoben. Dort wird das junge Mädchen auf grausame Weise mit Elektroschocks behandelt und schließlich, nachdem sie sich in einen katatonischen Zustand zurückzog, als hoffnungslos aufgegeben.

Drei Jahre später übernimmt der junge Psychiater Conrad Lenz ihren Fall und schafft es, Amanda aus ihrem Zustand zu befreien. Er ahnt nicht, dass dies weniger seinen freudschen Methoden zu verdanken ist als dem frischen Blut, das der Patientin zu neuen Kräften verhalf. Nach und nach schließen sich Amandas Gedächtnislücken, und sie wird wieder mit ihrem Großvater Jakob und ihrem Onkel Friedrich vereint. Schon bald erhebt sie Ansprüche auf ihr Erbe, das Gut Blankensee, doch eine Einladung ihres legitimen Vater Karolus Utz in die Karparten lässt sie nun ein wichtigeres Ziel verfolgen: Offenbar hält der verhasste Utz Amandas Mutter Estelle gefangen!

Zusammen mit dem Großvater, dem Onkel und Conrad, der sich in Amanda verliebt hat, tritt sie die weite Reise an, sehr wohl wissend, dass es sich um eine Falle handelt. Tatsächlich ist Utz inzwischen selbst ein Vampir und zudem ein Nachkomme des Grafen Ladislav von Przytulek. Dieser schändete einst das Bauernmädchen Eleonore, deren Geist sich Jahrhunderte später des Körpers der verstorbenen Estelle bemächtigte und das Mädchen zur Vampirin machte. Nun ist sie die die Gefangene ihres Todfeindes. Utz hat sich bitter an ihr gerächt – und Amandas Schicksal soll Estelles/Eleonores Niederlage vollkommen machen.

Rechtzeitig greifen Friedrich und Conrad ein und können für Amanda das Schlimmste verhindern, doch nicht allen gelingt es, die Burg lebend zu verlassen. Auf der Flucht werden sie von Wölfen angegriffen. Beinahe wird Conrad von einer der Bestien zerfleischt. Die Folgen des Bisses zeigen sich jedoch erst später. Und damit ist das Leid von Amanda und all jenen, die ihr nahe stehen, noch längst nicht vorbei...

Bianka Minte-König, die vor allem durch ihre „Freche Mädchen – freche Bücher“-Reihe bekannt wurde, schrieb mit „Die dunkle Chronik der Vanderborgs“ ihre ersten Bücher für ein erwachsenes Publikum, eine Vampir-Trilogie: „Estelle – Dein Blut so rot“, „Amanda – Deine Seele so wild“ und „Louisa – Mein Herz so schwer“ (angekündigt für Herbst 2011).

Der erste Band, der um 1900 spielt, schildert, wie Estelle zur Vampirin wird, kurz ihr Glück findet und dann alles verliert. In „Amanda“ steht die nächste Generation der Vanderborgs im Mittelpunkt. Auch in Amanda erwacht das Vampir-Erbe, doch statt das Mädchen als das zu erkennen, was sie ist, schieben die Verwandten sie in eine Anstalt ab, um sich ihre Besitztümer aneignen zu können. Nach ihrer Rückkehr nimmt Amanda nicht nur den Kampf um alles, was ihr zusteht, auf, sondern sie versucht auch, das Leben ihrer Mutter zu retten. Sie heiratet ihren Psychiater, den ein anderer Fluch trifft, und empfängt seine Kinder. Trotz vieler Probleme bilden sie eine Familie, die erst in den Wirren des Zweiten Weltkriegs zerrissen wird. Und Erzfeind Utz sinnt zu allem Übel immer noch auf Rache...

Amandas Geschichte liest sich noch dramatischer als die von Estelle, deren Schicksal sich nun erfüllt. Doch ihr Kampf gegen einen grausamen Gegner ist damit noch längst nicht vorbei. Ihre Tochter und deren Kinder werden ebenfalls von Utz verfolgt, doch wird erst der Abschlussband verraten, ob der Fluch – inzwischen sind es schon zwei Flüche, die auf den Vanderborgs liegen – von der Familie genommen wird und Eleonore noch ihre Genugtuung bekommt.

Der Roman ist spannend, und die Handlung wurde geschickt in den geschichtlichen Kontext eingebettet. Allerdings gehen manche Aktionen etwas zu einfach und zu glatt über die Bühne (die Flucht aus der Burg und vor den Wölfen, die Auseinandersetzungen mit der Hitlerjugend und anderes mehr), so dass hier weniger mehr gewesen wäre. Man muss nicht um jeden Preis die Schrecken der Nazi-Ära durch zahlreiche Beispiele auswalzen, die allein schon durch ihre Summe bezweifeln lassen, dass die Protagonisten so oft mit einem blauen Auge davon kommen konnten.

Trotzdem hat sich Bianka Minte-König mit „Amanda“ gegenüber dem Auftaktband der Trilogie noch einmal gesteigert und kann durch eine dramatische Story vor allem romantische Leserinnen fesseln. Gespannt wartet man nun auf das Finale, das in der Gegenwart angesiedelt ist.