Kure-nai 4 (Comic)

Kentaro Katayama
Kure-nai 4
Zeichnungen: Yamato Yamamoto
Aus dem Japanischen von Yuko Keller
Tokyopop, 2011, Taschenbuch, 202 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 978-3-8420-0144-2

Von Irene Salzmann

Im Samidareso wohnen einige junge Leute, die jede Menge Geheimnisse hüten. Einer von ihnen ist der Schüler Shinkuro Kurenai, der nebenbei als ‚Problemlöser‘ arbeitet. Dieser Job hilft ihm über den Verlust seiner Familie hinweg, denn er kann seine Talente einsetzen, um anderen ein ähnlich tragisches Schicksal zu ersparen.

Durch einen seiner Aufträge lernt er die kleine Mursasaki Kuhoin kennen, die für ihr Alter sehr reif ist und in Shinkuro mehr sie als eine Art ‚großen Bruder‘ sieht. Er hingegen ist sich der Gefühle, die ihm Murasaki, aber auch die anderen Mädchen, die ihm bei seinen heiklen Missionen hin und wieder beistehen, entgegenbringen, überhaupt nicht bewusst.

Noch komplizierter wird sein Verhältnis zu den anderen, als er Kirihiko Kirishima kennenlernt. Er ahnt nicht, dass sie in gewissen Kreisen als die Auftragskillerin ‚Guillotine‘ bekannt ist. Shinkuro ist der erste Mensch, der nett zu Kirihiko ist, die bislang keinerlei Freunde hatte. Als die Akuu-Kompanie, für die sie arbeitet, einen Anschlag in einem Luxushotel der Kuhoins plant, in dem sich die kleine Gruppe gerade entspannt, stellt sie sich während des Kampfs auf deren Seite, was weitreichende Konsequenzen haben könnte…

„Kure-nai“ ist eine spannende Manga-Serie, die sich in erster Linie an Jungen ab 14 Jahre wendet, die Action und Mystery mögen, dazu Freude an ansprechenden Zeichnungen von hübschen Mädchen haben und dem subtilen Humor gegenüber dem Klamauk den Vorzug geben. Dadurch wird die Reihe auch für Leserinnen interessant, die genug haben von den zuckersüßen Shojo-Titeln nach Schema F.

Nach vier Bänden wird es trotz des Einführungsteils zu Beginn für Quereinsteiger langsam schwierig, in der Handlung Fuß zu fassen, da schon viel passiert ist und zu den Akteuren einige wesentliche Informationen gegeben wurden, die man kennen sollte, da entweder Bezug darauf genommen wird oder dadurch die Handlungsweisen und vielschichtigen Beziehungen erklärt werden. Noch lassen sich die Geschehnisse in übersichtliche Kapitel gliedern, doch die Ereignisse bauen aufeinander auf, und die Weichen für die nächsten Konflikte werden gestellt.

Die Künstler haben sich große Mühe mit dem Charakter-Design gegeben, so dass jede Figur nicht nur optisch, sondern auch von ihrem Verhalten her unverwechselbar und entwicklungsfähig ist. Je mehr man über den Einzelnen erfährt, umso größer wird die Neugierde, welche Gründe dazu führten, dass sie alle im Samidareso, an einem neutralen Ort, gelandet sind und gefährlichen Jobs nachgehen, die Schüler nur in Comics und Mangas, nicht aber in der Realität haben.

Vergleichbare Serien sind zum Beispiel „Zeroin“, „Full Metal Panic!“ und „Spriggan“, doch die wenigsten erreichen die inhaltliche Qualität von „Kure-nai“, denn hier stimmt einfach alles: Die Story ist fesselnd und dramatisch, die Charaktere sind sympathisch und immer für eine Überraschung gut, die Themen sind an ein reiferes Publikum adressiert und wohl durchdacht, die Handlung ist nicht darauf ausgelegt, möglichst viele Panty-Shots zu provozieren, obwohl dem männlichen Auge durchaus etwas geboten wird, die heiteren Einlagen driften nicht in Albereien ab, und die Illustrationen sind ansehnlich.

Von daher möchte man den Titel Lesern und Leserinnen ans Herz legen, die Action auf etwas gehobenerem Niveau zu schätzen wissen.