Die Minimenschen Maxiausgabe 3 (Comic)

Die Minimenschen Maxiausgabe 3
Artwork: Pierre Seron
Szenarien: Pierre Seron u.a.
Übersetzung: Bernd Leibowitz
Ehapa, 2009, Hardcover, 176 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 3-7704-3259-1

Von Frank Drehmel

Der dritte Sammelband der „Minimenschen“-Maxiausgabe enthält neun Geschichten, die Seron in den Jahren 1971 bis 1973 zu Zeichenpapier gebracht hat und für die neben ihm selbst in erster Linie Jean Mariette als Szenarist fungierte. Unter diesen neun mehr oder weniger umfangreichen Storys befinden sich zwei von Albumlänge, auf die wir einen näheren Blick werfen wollen.

„Invasion aus der Vergangenheit“ („Les guerriers du passé“)
Während Renaud einen Düsenjäger testet, wird er heimlich von zwei seltsamen Gestalten beobachtet, die die gleiche Größe wie er selbst aufweisen und die sich dem Versteckt der Minimenschen mit einem Flugzeug genähert haben, das mit „anachronistisch“ noch freundlich beschrieben ist. Nachdem die beiden Fremden die Landebahn im See entdeckt sowie Stadt und Umgebung ausgekundschaftet haben, ziehen sie sich in ihre eigene Basis zurück, um einen Angriff gegen Eslapion, durch das sie sich bedroht fühlen, zu planen, einen Angriff, der auf Grund der uralten Militärtechnik der Fremden zwar von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist, der aber dennoch viel Unglück anrichten könnte. Als Renaud & Co. erkennen, was da Skurriles auf sie zukommt, greifen die Minimenschen zu einer List, um ein Blutvergießen zu verhindern.

„Das Auto im See“ („Le lac de l'auto“)
Bei einem Spaziergang im Wald hört Renaud laute Geräusche und findet Reifenspuren eines Wagens der Großen, die im See verschwinden. Im Glauben, dass etwas Schreckliches passiert sei, begibt sich der Minimensch auf einen Tauchgang, um die Insassen des Kraftfahrzeugs – falls möglich – zu retten; doch im See findet sich keine Spur eines Autos. Da ihm dieses Rätsel keine Ruhe lässt, beginnt er noch im Laufe des Tages mit ausgedehnten Nachforschungen und findet schließlich ein seltsames Metallrohr, das aus dem kleinen Waldsee in Richtung Meer zu führen scheint. Und nicht nur das: schließlich macht Renaud eine unterseeische und – irdische Basis der Großen aus, in der sich skrupellos Schmuggler tummeln, die von Frankreich aus mittels torpedoähnlicher Boote eine regen illegalen Handel mit Afrika führen. Als sich Renaud in einem dieser Torpedos versteckt, ist das der Auftakt einer gefährlichen Reise, die ihn weit fort von Eslapion in die Welt der Großen führt.

Die übrigen Storys sind deutlich kürzer und handeln davon, wie die Minimenschen einem verzweifelten Lehrer aus der Welt der Großen um einer wohltätigen Sache willen helfen, wie Renaud und ein paar Freunde einem Adler in die Klauen fallen, armen Kindern eine gesegnete Weihnacht bescheren, einem eher mäßig talentierten Modellbauer hilfreich zu Hand gehen, sich mit Alkoholbrennern und – schmugglern anlegen, einem der Ihren, der sich als Einsiedler in einer Kirche niedergelassen hat, Gesellschaft leisten oder von einer seltsamen Schiffsreise in eine noch seltsamere Vergangenheit.

Betrachtet man die Geschichten dieses dritten Sammelbandes insgesamt, so wird eine gewisse inhaltliche „Profillosigkeit“ augenfällig. Da steht eine bissige Satire („Invasion aus der Vergangenheit“) neben einem Krimi beziehungsweise Thriller („Das Auto im See“), oder ein rührselige Schmonzette („Eine Weihnachtsgeschichte“) neben einer Story, die deutlich märchenhafte, surreale Züge trägt („Der Einsiedler von Rochafleur“). Zudem fällt auf, dass die Berührungsängste der kleinen Menschen gegenüber den großen deutlich an handlungsbestimmendem Schwung verloren haben und sich die Minis nun kräftig in die ihnen zu groß gewordene Welt auf unterschiedlichste Art und Weise einmischen. Dem Unterhaltungswert der einzelnen Story tut dieser Mangel an inhaltlicher Serien-Stringenz zwar keinen großen Abbruch, aber er wirkt in gewisser Weise dort desintegrierend, wo Identitätsstiftung angesagt ist. Andere große frankobelgische Funny-Serien wie „Asterix“, „Lucky Luke“ oder „Isnogud“ machen es besser: hier wird der Leser aus dem Stegreif je Reihe mindestens eine Handvoll von „Alleinstellungsmerkmalen“ aufzählen können, bei den Minimenschen jedoch kaum mehr als, dass sie klein sind und ein weißhaariger Pilot namens Renaud der Hauptprotagonist ist.

Fazit: Unterhaltsame Storys, die von Humor über Spannung bis hin zur nicht ganz ernsthaften Gefühlsduseligkeit fast alles bieten, denen es dadurch aber auch an Charakter mangelt.