Claus Cant: SOS eines Teenagers (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 27. Dezember 2025 11:52

Claus Cant
SOS eines Teenagers
2025, Paperback, 292 Seiten, 9,42 EUR
Rezension von Christel Scheja
Claus Cant weiß genau, wovon er spricht, denn er wuchs selbst in einem streng religiösen Elternhaus auf und verarbeitet hier vermutlich auch eigene Erlebnisse und Traumata. Deshalb könnte auch „SOS eines Teenagers“ durchaus starke autobiographische Züge haben.
Ende der 60er Jahre in einer Schleswig-Holsteinischen Kleinstadt. Der fünfzehnjährige Lukas wächst in einer streng religiösen Familie auf, in der die Bibel und die Worte der freikirchlichen Gemeinde alles sind. Doch dann lernt er Marie näher kennen und lieben, denn das Mädchen ist nicht nur offen und freundlich zu ihm, es eröffnet ihm auch eine neue Welt voller Mitgefühl, Freude und Liebe. Doch seine Eltern tun alles dafür, um die Freundschaft im Keim zu ersticken.
Die Geschichte mag in den 60er Jahren spielen, in denen Vieles noch anders war und eine strenge Kindererziehung durchaus mit Schlägen und Gewalt einhergehen konnte, ohne dass das geahndet worden ist. Aber so einiges, was hier erwähnt wird und anklingt, dürfte auch heute noch aktuell sein.
Gerade das strenge, fundamentalistische Elternhaus hat verheerende Auswirkungen auf den Jungen, der anfangs hilflos dem gegenübersteht, was sein Körper macht und der in eine extreme Schamhaltung getrieben wird. Und die Gewalt des Vaters sorgt dafür, ihn klein und beschämt zu halten und von einem normalen Leben fern.
Das ändert erst Marie, die selbst ein schweres Päckchen zu tragen hat, leidet sie doch an einer unheilbaren Krankheit, die für sie tödlich enden wird. Aber gerade deshalb lebt sie jeden Tag umso intensiver und versucht deshalb auch Lukas zu helfen, was auch auf den Leser ausstrahlt.
Die Handlung wird bewusst aus der Sicht des Jungen erzählt, der immer mehr lernt, seine Eltern und den Glauben zu hinterfragen und sich aus den Zwängen zu befreien, die ihm auferlegt wurden. Man merkt ihm seine Verwirrung und Verzweiflung ebenso an wie auch das sich entwickelnde Aufbegehren gegen den Vater und schließlich auch die bewusste Rebellion.
Das weiß mitzureißen und zu fesseln. Allein das Ende wirkt ein wenig überhastet und wird erstaunlich schnell abgehandelt, einige Dinge bleiben dabei leider schwammig. Aber das ist auch das Einzige, was man der ansonsten sehr interessanten und lebendigen Geschichte auch vorwerfen kann.
„SOS eines Teenagers“ ist eine intensive Coming-of-Age-Geschichte, die zwar in den späten 60er Jahren spielt, aber in einigen Punkten ihre Aktualität immer noch nicht verloren hat. Der Autor versetzt sich dabei gut in die Gefühlswelt des heranwachsenden Jungen und schlägt damit in den Bann.