Nausicaä aus dem Tal der Winde - Doppelband-Edition 1-4 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 16. Dezember 2025 09:02

Hayao Miyazaki
Nausicaä aus dem Tal der Winde - Doppelband-Edition 1-4
(Kaze no Tani no Nausicaä, 1982)
Übersetzung: Jürgen Seebeck und Junko Iwamoto
Carlsen Manga, 2025, 4 HC. 1108 Seiten, 98,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Hayao Miazaki dürfte den meisten Menschen wohl in erster Linie als Gründer und Herz vom Studio Ghibli bekannt sein, das solche Anime-Klassiker wie „Prinzessin Mononoke“ und „Chihiros Reise ins Zauberland“ geschaffen hat. Weniger bekannt ist dagegen, dass er bereits Anfang der 80er Jahre einen zeitlosen Manga schuf, der 1984 auch eine Anime-Verfilmung erlebte.
„Nausicaä aus dem Tal der Winde“ erschien bereits schon einmal beim Carlsen Verlag, nun hat dieser noch einmal die gesamte Reihe in einer großformatigen Hardcover-Doppelband-Edition herausgegeben.
Die „Sieben Tagen des Feuers“ hat die menschliche Zivilisation nahezu ausgelöscht und die Erde mehr oder weniger zerstört. Danach entstand ein großer Wald aus riesigen, hochgiftigen Pilzen, die immer wieder Sporen ausstoßen und tödlich für Menschen sind.
Nausicaä ist die Tochter des Anführers einer kleinen Enklave am Rande dieses „Meeres der Fäulnis“ und wird nach dem Absturz eines Luftschiffes in einen Konflikt mit hineingezogen, der zwischen dem Reich Torumekia und dem Fürstentum Dobruk tobt und die endgültige Auslöschung der Menschen bedeuten könnte.
Doch Nausicaä ist nicht bereit dazu, klein beizugeben. Mit Herz, Mut und Verstand wagt sie es, sich den Geheimnissen des Meeres der Fäulnis zu stellen, um die beste Lösung für alle zu finden und den Vernichtungskrieg zu beenden.
Der Manga gehört zu den wenigen Werken, die Hayao Miazaki selbst geschrieben und gezeichnet hat, aber auch er atmet den Geist, der den Animes aus dem Hause Ghibli innewohnt, ja vielleicht noch mehr, denn man merkt regelrecht, wie dem Künstler die Geschichte am Herzen liegt, die schon damals aktuelle Themen wie Umweltzerstörung und Interessenskonflikte zwischen zwei Reichen anspricht.
Dazwischen steht immer wieder das „Meer der Fäulnis“ mit seinen Riesenpilzen, das gefürchtet und erbittert bekämpft wird, so als hätten die Menschen nichts dazu gelernt und würden sich nur noch mehr in den Abgrund treiben.
Nausicaä ist zunächst nur ein ganz normales Mädchen, wandelt sich dann aber durch ihre ganz persönliche Initiationsreisen zu einer Mittlerin zwischen den Kriegsparteien aber auch den Menschen, den Insekten und dem Wald.
Es gibt natürlich auch jede Menge handfeste Action und Drama, doch der spirituell-philosophische Anteil der Geschichte ist auch nicht zu verachten, bringt einen doch immer wieder zum Nachdenken. Dabei richtet sich Miyazaki gleichermaßen an Jugendliche wie an Erwachsene, denn die Enthüllungen und Wahrheiten sind universell und alterslos, magisch und mystisch aber auch zutiefst bodenständig.
Die Geschichte selbst sprüht vor Phantasie und Ideen, schlägt einen schnell in den Bann, lädt aber auch zum langsamen Lesen und Genießen ein, denn Texte und Bilder sind gleichermaßen wichtig. Spannung bleibt dabei von Anfang bis Ende erhalten und lässt den Leser mit den Figuren fühlen und hoffen. Das Ende ist tatsächlich in sich geschlossen, obwohl nicht alle Fragen beantwortet wurden, aber es lässt zufrieden zurück.
Die Ausgaben 1 bis 4 sind bereits in den letzten Monaten einzeln erschienen, nun bietet der Verlag aber auch noch einen Komplettschuber an. Die Aufmachung der einzelnen Bände ist sehr edel - in bräunlichem Druck, um die Stimmung einzufangen, und mit einigen Farbseiten.
„Nausicaä aus dem Tal der Winde“ ist zweifellos ein Klassiker unter den Mangas, eine Reihe, die auch heute noch, vierzig Jahre nach dem Entstehen, in den Bann zu schlagen und durch seine überbordende Phantasie zu begeistern weiß. Dieses ganz persönliche Werk von Hayo Miyazaki atmet den Geist von Studio Ghibli und gehört eigentlich in jede Sammlung, gerade wenn man tiefgründige und spannende Geschichten mag, die noch lange nachwirken.