June Hur: Ein Kranich unter Wölfen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 08. Dezember 2025 12:38

June Hur
Ein Kranich unter Wölfen
(A Crane Amoung Wolves, 2024)
Übersetzung: Bernd Sambale
Crocu, 2025, Paperback, 380 Seiten, 16,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Anders als vielen anderen Autoren mit ihrem Hintergrund, scheint June Hur tatsächlich die wahre Geschichte des alten Koreas am Herzen zu liegen. Denn auch diesmal kehrt sie in die Vergangenheit zurück und beschreibt in „Ein Kranich unter Wölfen“ das Leben der Menschen in Korea, die unter einem tyrannischen König leiden müssen.
Yeonsan ist grausam und unberechenbar. Er nimmt seinem Volk Land und Güter, verbrennt Bücher und raubt willkürlich junge Frauen, um sie in seinem Palast zu missbrauchen. Seine Handlanger säen Furcht, aber sie wecken auch Widerstand. So wie in Iseul, die nach dem Tod der Eltern fest entschlossen ist, sich wenigstens ihre Schwester zurückzuholen.
Auch wenn sie eher behütet aufgewachsen ist und noch viel lernen muss, so lässt sie sich doch von nichts und niemandem von ihrem Ziel abbringen, nicht einmal von Prinz Daehyun, der ganz im Schatten des Tyrannen steht und mehr und mehr dazu bereit ist, sich dem erwachenden Widerstand anzuschließen…
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Hauptfiguren erzählt. Durch Iseuls Reise bekommt man mit, wie sich die tyrannische Herrschaft auf das Volk auswirkt, während man durch Daehyun ganz in die an Intrigen und Paranoia reiche Umgebung des Palastes eintauchen darf, in der er auch höllisch aufpassen muss. Ein falsches Wort oder Kontakte zu den falschen Leuten könnten ihm bereits Rang und Kopf kosten, deshalb versucht er auch vorsichtig zu taktieren. Letztendlich muss er doch mehr und mehr Farbe bekennen, was ihn auch mit Iseul in Kontakt bringt.
Beide verlieben sich natürlich ineinander, aber das ist nur eine kleine Dreingabe, die die meiste Zeit keine große Rolle spielt. Tatsächlich erzählt die Autorin in einer bewegten Geschichte nach, wie sich der Umsturz im Jahre 1506 langsam entwickelte und dann auch entsprechend ausbrach und welche Folgen das für alle Beteiligten hatte.
Natürlich gibt es ein gutes Ende für die Hauptfiguren, aber erst einmal nicht so, wie man es erwarten könnte, denn die Autoren bedient eher das fernöstliche Denken als das westliche.
Heraus kommt so eine spannende Geschichte mit sehr viel Action, die aber auch nahe an den Figuren bleibt und deren Charakter erstaunlich gut ausarbeitet. Die beiden Hauptfiguren sind Menschen mit Stärken und Schwächen, was sie besonders sympathisch macht.
Und wie immer richtet sich die Geschichte auch an Jugendliche, so dass die Gewalt und Grausamkeit auf ein verträgliches Maß heruntergeschraubt werden.
„Ein Kranich unter Wölfen“ mag zwar wie ein K-Pop-Drama oder ein Fantasy-Roman wirken, ist aber tatsächlich eine historische Geschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert und den Lesern so auch die Vergangenheit Koreas lebendig näherbringt, so wie es schon in den anderen Romanen von June Hur war.