Robert Kraft: Das Glück von Robin Hood / Untersee-Teufel (Buch)

Robert Kraft
Das Glück von Robin Hood / Untersee-Teufel
Titelbild: Willy Stoewer
Innenillustrationen: Adolf Wald
Verlag Dieter von Reeken, 2025, Hardcover, 420 Seiten, 35,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Eigentlich schien die Robert-Kraft-Edition im Verlag Dieter von Reeken abgeschlossen zu sein. Die preisgünstigeren Paperbacks stießen auf nicht ganz so große Zustimmung der Leserinnen und Leser, und für die hochwertigeren Hardcover-Ausgaben gab es offenbar nur eine begrenzte Anzahl von Interessenten.

Nach diversen Reihen beschloss der Verlagsinhaber daher, die Edition auslaufen zu lassen.

Nun die Kehrtwende: ein neues Hardcover wartet auf die Fans. Enthalten sind zwei ganz unterschiedliche Romane des Kolportage-Autors.

 

Den Auftakt macht „Das Glück von Robin Hood“. Wir lernen Zwillinge kennen, die in Deutschland aufgewachsen sind und dank ihrer englischen Mutter die Sprache des Empire perfekt beherrschen. Die beiden haben sich als Turnerinnen einen Namen gemacht und werden für einige Jahre engagiert, den jungen Damen Londons die körperliche Ertüchtigung nahezubringen. Wie Turnvater Jahn einst sprach: Nur in einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist.

Nach diesem Motto unterrichten die Zwillinge ihre weiblichen Eleven - und haben Erfolg. In ihrem ersten und einzigen Kurzurlaub in Loughton lernen sie einen Weltenbummler kennen. Der kleinwüchsige August Wichtelmann hat die Kontinente bereist, Abenteuer erlebt und dem Tod mehr als einmal ins Auge geblickt. Überall hat er dabei ein günstig zu erstehendes Stückchen Land erworben, sodass er buchstäblich auf der ganzen Welt zu Hause ist. Seine Erlebnisse nutzt er als erfolgreicher Kolportage-Autor; mit dem in Loughton einquartierten jungen Witwer Morrus verbindet ihn zudem eine enge Freundschaft.

Es kommt, wie es kommen muss. Die Zwillinge und die beiden Herren verlieben sich ineinander und heiraten. In der Folge kommt es zur Aufdeckung von Geheimnissen, zu tragischen Unfällen; letztlich aber überwindet die Liebe alle Sorgen…


Der zweite im Buch enthaltene Roman ist anders - ganz anders. Kraft entführt uns in dem damals unter seinem Pseudonym Knut Larsen erschienenen Roman an den Beginn des Ersten Weltkriegs.

Wir befinden uns auf der „Angela“, die in südlichen Gefilden unterwegs ist. Bemannt ist sie mit Deutschen, unter ihnen ein Adeliger namens Mr. Rugby, der sich geschworen hat, niemals wieder deutschen Boden zu betreten, sowie ein dunkelhäutiger Schiffskoch, dessen telepathische Fähigkeiten der Crew immer wieder Vorteile verschaffen. Das Schiff wird von einem englischen Kriegsschiff aufgebracht und versenkt.

Die Mannschaft wird von den Engländern auf die „Wasserhexe“ verbracht, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen vor sich hinvegetiert. Mit tatkräftiger Unterstützung ihres Kochs gelingt der Crew der Ausbruch - und sie übernimmt das Schiff. Im weiteren Verlauf gelangen sie in den Besitz eines U-Bootes, mit dem sie aktiv ins Kriegsgeschehen eingreift…


Dieser Band fügt sich nahtlos in die bekannte Reihe der Wiederveröffentlichungen Krafts im Verlag Dieter von Reeken ein. Wie gewohnt erwartet uns ein handwerklich mustergültig gemachtes Buch, das die alten Kolportage-Romane im Neusatz und mit den Illustrationen der Erstausgaben (vorliegend ergänzt durch weitere Illustrationen einer späteren Ausgabe) wieder zugänglich macht.

Beide im Band enthaltenen Romane weisen - wie für Robert Kraft üblich - autobiographische Elemente auf. In „Das Glück von Robin Hood“ begegnet uns ein erfolgreicher Kolportage-Schriftsteller, der ein klein wenig aus dem Nähkästchen plaudert, was das Procedere, den Ablieferungstermindruck und das Verlagswesen per se anbelangt.

Das große Abenteuer kommt hier ebenso wie die übernatürlichen Sequenzen eher kurz. Kraft hat einen durchaus nett zu lesenden Unterhaltungsroman verfasst, der sich an die ganze Familie richtet. Dabei punktet er einmal mehr mit seinen Figuren. Neben den Zwillingen, die ganz unzeitgemäß energisch und emanzipiert agieren, ist es insbesondere der kauzige Weltenbummler, der Humor und Tempo in den Plot bringt.

Ganz anders kommt im Vergleich hierzu dann der „Untersee-Teufel“ daher. Hier stehen die raue See, Gefechte zu Wasser und das Leben auf dem Schiff im Mittelpunkt. Mit dem telepathisch begabten Koch zieht das Übernatürliche als wesentlicher Aspekt in den Plot ein, sodass uns hier viel Action, Tempo und Dramatik erwarten.

Gegenwärtig prüft der Verlag, ob genügend Vorbestellungen für eine entsprechende Neuausgabe der „Vestalinnen“ in gebundener Form zusammenkommen. Bei 50 festen Bestellungen soll dieses Projekt abschließend geschultert werden. Auf eine gediegene Neuausgabe des „Detektiv Nobody“ wartet der Fan somit leider vergebens.

Insgesamt ist dies ein durchaus interessanter Doppelband, der uns Kraft einmal ein wenig anders präsentiert, als wir ihn kennen, der aber auch zeigt, dass der Autor auch abseits der Kolportage zu überzeugen wusste.