Cassandra Clare: Ragpicker King - Die Chroniken von Castellan 2(Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 06. Oktober 2025 09:37

Cassandra Clare
Ragpicker King
Die Chroniken von Castellan 2
(The Ragpicker King, 2025)
Übersetzung: Franca Fritz & Heinrich Koop
Titelbild: Jim Tierney
Penhaligon, 2025, Hardcover, 704 Seiten, 24,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Willkommen zurück in Castellan, der Königstadt, in der die von der Krone vergebenen Charten die bedeutendsten Familien zu Reichtum, Ansehen und Macht verholfen haben.
Seit dem Anschlag auf die Galerie hat sich der König in einen Turm zurückgezogen und ist nicht länger ansprechbar. Die Regierungsgeschäfte führt - inkognito, versteht sich - sein einziges Kind, Conor. Sollte ihm etwas zustoßen, wäre das königliche Haus Aurelian ausgelöscht.
Conors Schwertfänger, der ehemalige Waisenjunge Kel, hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur seinen Freund und zukünftigen König zu beschützen, sondern auch mit seiner Verbindung zum König der Lumpensammler, dem Meister des Verbrechens in der Stadt, den Anschlag aufzuklären.
Auch die Heilerin Lin ist nicht untätig. Zum einen macht sich ein perverser Charta-Erbe im Auftrag der Assassinin an eine ihr nahestehende Adelige heran. Er steht sogar kurz davor, diese zu ehelichen - nur um sie dann aufs Übelste zu missbrauchen und zu quälen zu können. Zum anderen findet Lin Hinweise darauf, dass der Zustand des Königs magisch verursacht sein könnte - obwohl die offizielle Doktrin doch lautet, dass Magie nicht mehr existiert…
Es ist nun ziemlich genau zwei Jahre her, dass Penhaligon den ersten Teil der „Sword Catcher“- oder besser „Castellan“-Reihe veröffentlichte. Den unzähligen Fans der Autorin wurde der Band - wie auch der vorliegende Roman - als ihr „Vorstoß in die High Fantasy“ angepriesen.
Der Auftakt konnte mich damals nicht gänzlich überzeugen. Zu lange dauerte es, bis der Plot Fahrt aufnahm; das Worldbuilding war letztlich für meinen Geschmack zu dominant.
Um es vorwegzunehmen, dieses Mal wird es von Beginn an deutlich rasanter und dramatischer. Die drei Handlungsstränge (Lin, Kel und Conor) wechseln sich munter ab. Dazu gesellen sich finstere Antagonisten - ich sage nur Assassinin, aber auch der Adelige Gremont -, die das Repertoire an Bösewichtern mühelos füllen, und natürlich jede Menge Geheimnisse.
Dieses Mal bleibt der Hintergrund eher unscharf. Es geht weniger um große Schlachtengemälde, sondern um Intrigen und kleine Auseinandersetzungen, Geheimnisse und Perversionen - alles packend und in sich dramatisch konstruiert.
Natürlich ist die Reihe mit dem vorliegenden Band noch nicht abgeschlossen. Entsprechend wartet ein - fieser - Cliffhanger auf uns, verbunden mit der Hoffnung, dass wir auf die Fortsetzung nicht wieder so lange warten müssen wie auf diesen Band.
Allerdings wirkt die Zuordnung zur High Fantasy, die uns der Verlag offeriert, ein klein wenig hoch gegriffen. Im Grunde bleibt sich die Autorin treu, besinnt sich auf ihre Stärken und präsentiert uns ein munteres Intrigenspiel vor höfischer Kulisse, in dem der Fokus klar auf den wenigen Figuren und ihren Verbindungen zueinander liegt.