Cassandra Clare: Ragpicker King - Die Chroniken von Castellan 2 (Buch)

Cassandra Clare
Ragpicker King
Die Chroniken von Castellan 2
(The Ragpicker King, 2025)
Übersetzung: Franca Fritz & Heinrich Koop
Titelbild: Jim Tierney
Penhaligon, 2025, Hardcover, 704 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Cassandra Clare erlangte mit ihrer „Schattenjäger“-Saga Weltruhm. Die Geschichten waren allerdings fest mit unserer irdischen Moderne verbunden und spiegelten eine ganz eigene Form der Urban Fantasy wider. Mit den „Chroniken von Castellan“ wagt sie sich deshalb auf ein neues Terrain, dem der High Fantasy. Nach „Sword Catcher“ ist nun „Ragpicker King“ erschienen.

 

Seit er zehn Jahre alt ist, dient Kel Prinz Conor nicht nur als persönlicher Begleiter und Leibwächter, sondern auch als Double. Und so ist er auch in die intrigenreiche Welt des Hofes von Castellan hineingewachsen und hat gelernt, selbst welche zu spinnen.

Denn seit einiger Zeit ist er auf Abwegen und im Geheimen auch einen Bund mit dem Lumpensammlerkönig eingegangen. Der ist das Gegengewicht zum König auf dem Hügel, dem Connor irgendwann nachfolgen soll.

Doch nach dem Anschlag, der seiner jungen Verlobten das Leben gekostet hat, verändert sich auch der Prinz. Und das macht Sorgen. Denn nicht nur die Intrigen der adligen Familien der Chartas werden tödlicher, auch eine düstere magische Bedrohung scheint wieder zu erwachen.


Nachdem Cassandra Clare im ersten Band den Schauplatz, den Hintergrund und die Figuren ausführlich vorgestellt hat, geht sie nun langsam daran, die bisherigen Fäden zu verknüpfen. Denn es hat sich seit dem Attentat Einiges getan: Nicht nur einige der Figuren haben sich deutlich verändert, auch sind ein paar Geheimnisse ans Licht gekommen, die deutlich machen, wie groß die Gefahr geworden ist.

Immerhin ist die Gefahr durch die Magie alter Zeit präsenter als je zu vor, denn Manche haben sich ganz offensichtlich dazu entschlossen, sie zurückzuholen. Und auch der König von Castellan hütet ein düsteres Wissen, das nun nach und nach ans Licht kommt.

Mehr denn je ist Kel zwischen seiner Freundschaft und Loyalität zu Conor und dem Reich, aber auch seinen Sorgen hin und her gerissen, zumal sich sein Prinz auch massiv verändert hat und der Heilerin Lin mehr vertraut als ihm.

Das Geplänkel und die Intrigen gehen weiter, epische Schlachten oder große magische Enthüllungen sollte man nicht erwarten. Aber immerhin haben die Figuren auch etwas Undurchschaubares an sich, so dass man ihre Aktionen nicht unbedingt vorhersehen kann.

Die Handlung nimmt sich deshalb sehr viel Zeit, die Ereignisse und Intrigen in Szene zu setzen, so dass man auch die Gedanken und Gefühle der Figuren sehr lebendig mitbekommt. Und wie man sich denken kann, zieht das Geschehen zum Ende hin deutlich an und darf auch mit einem fiesen Cliffhanger enden, der einen neugierig auf die Fortsetzung macht.

Alles in allem spart sich die Autorin zwar, die Welt genauer auszuarbeiten, bietet aber genügend Hintergrund, damit das Szenario farbenprächtig zum Leben erwacht und man die Figuren besser versteht. Das ist vielleicht nicht unbedingt High Fantasy, reiht sich aber in die Vielzahl höfischer Geschichten ein. Liebe und Romantik dürfen gelegentlich zwar auch einmal aufblitzen, spielen aber nur eine kleine Rolle und das eher am Rande.

„Ragpicker King“ ist der gelungene zweite Band der „Chroniken von Castellan“ und führt nicht nur die Fäden sauber weiter, die die Autorin in „Sword Catcher“ aufnahm, sondern spinnt sie auch interessant weiter. Fans von höfischen Intrigen und magischen Geheimnissen werden jedenfalls ihren Spaß haben, auch wenn der Weltenbau minimal bleibt.