T. Kingfisher: Dornenhecke (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 28. September 2025 11:56

T. Kingfisher
Dornenhecke
(Thorn Hedge, 2023)
Übersetzung: Elena Helfrecht
Cross Cult, 2025, Hardcover, 136 Seiten, 20,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Ursula Vernon hat sich unter dem Pseudonym T. Kingfisher inzwischen einen Namen für ihre eigenwilligen, der düsteren Phantastik zugeneigten Fantasy-Romane gemacht, die viele Konventionen durchbrechen. Das ist auch bei „Dornenhecke“ nicht anders, einer Novelle, die mit dem „Dornröschen“-Motiv spielt.
Krötling war einst ein Mensch, wurde aber von den Feen entführt, um sie zu einer der ihren zu machen. Sie fühlt sich geliebt und beachtet, bekommt aber auch schon bald eine wichtige Aufgabe: Sie soll ein Neugeborenes mit einem Segensspruch bedenken. Das führt aber leider dazu, dass sie zur Wächterin eines verwunschenen Ortes wird, bis nach Jahrhunderten ein Ritter erscheint, der gehört hat, dass es hier einen Fluch zu brechen gibt.
„Dornröschen“ ist ein Märchen, das es, verteilt über Europa, in vielen Variationen gibt, einige mehr, einige weniger jugendfrei. Deshalb ist es gar nicht so abwegig, der Geschichte noch eine andere hinzuzufügen, die durchaus auch Sinn machen würde.
Die Geschichte wird ganz aus der Sicht von Krötling erzählt, deren Geschichte man nach und nach in Rückblenden erfährt. Die Fee führt ein ganz eigenes, verträumtes Leben, fernab von den Menschen, bis jemand Kontakt zu ihr sucht. Der Ritter ist ganz anders, als man vermuten möchte, kein strahlender Prinz, der die Prinzessin aus dem Turm erretten möchte, eher ein junger Mann, der ganz andere Interessen hat und lieber Geheimnisse löst. So ist er kein Feind der Fee, sondern eher die Triebfeder, die sie dazu bringt, sich langsam, aber sicher aus der Macht der Gewohnheit zu lösen und sich dem Fluch zu stellen, der auch ein Teil ihres Lebens ist.
Die Geschichte wird ruhig und poetisch erzählt, die Figuren sind vielschichtig und liebenswert gestaltet. Tatsächlich ruhen die Sympathien vor allem auf Krötling und ihrem Ritter, denn die schlafende Prinzessin ist ganz anders als gedacht. Mit diesem Twist kommt sogar ein wenig Spannung auf, obwohl die Handlung vorhersehbar ist.
Das Buch ist aufwendig gestaltet, mit Prägung auf dem Einband, einem hübschen Schutzumschlag und Lesebändchen. Aber es ist natürlich jedem selbst überlassen, ob er zwanzig EUR für weniger als 150 Seiten investieren möchte.
„Dornenhecke“ ist ein unterhaltsames Märchen mit netten Twists, das die bekannten „Dornröschen“-Motive auf den Kopf stellt. Die Handlung pendelt irgendwo zwischen Dark Fantasy und Cozy Fantasy und bietet sich als angenehme Herbst-Lektüre an, auch wenn der Preis für das Buch eine Hürde sein könnte.