Nachts in der Bibliothek (Comic)

Christopher Lincoln
Nachts in der Bibliothek
(The Night Librarian, 2024)
Übersetzung: Nadine Manchen
Loewe Graphix, 2025, Hardcover, 256 Seiten, 15,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Bücher sind magisch. Das wissen vor allem die jüngsten Leser, die mit den Geschichten die Welt entdecken, ohne reisen zu müssen. Und mit ein bisschen Phantasie erwachen auch die Figuren zum Leben und wagen sich in die echte Welt. Genau diese Idee setzt nun auch Christopher Lincoln mit seiner Graphic Novel „Nachts in der Bibliothek“ um, die sich an Leser ab zehn Jahren wendet.

 

Page und Turner fühlen sich in der New York Public Library wie zu Hause, was auch kein Wunder ist, sind ihre Eltern doch immer wieder auf Reisen. Eines Tages aber finden sie auf überraschende Weise heraus, dass die Lektüre magischer ist als sie bisher gedacht haben.

Nachdem sie ein altes Erbstück ihres Vaters mit in die Bibliothek genommen haben und dieses verschwindet, müssen sie nicht nur alles daransetzen, es wieder zu bekommen, sondern auch die unheimliche Gefahr aufhalten, die den Seiten der Klassiker entsprungen sind.


Und das ist, wie man sich denken kann, der Auftakt zu einem spannenden Abenteuer, in dem die unterschiedlichen Zwillinge nicht nur über sich hinauswachsen, sondern auch viel über die jeweils andere Schwester lernen, was ihre Beziehung zueinander verbessert. Und natürlich sind sie nicht allein, denn sie finden schon bald heraus, wie sie andere Buchfiguren zur Hilfe rufen können, um dem Unhold Einhalt zu gebieten, der den Menschen Schaden zufügen will.

Zitiert werden viele Klassiker aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, und das ist vielleicht auch ein Problem, denn die meisten Kinder kennen heute Geschichten wie „Die Schatzinsel“, „Peter Pan“, „Sherlock Holmes“ und so weiter nur noch aus entsprechenden Verfilmungen, die Werke von H. G. Wells vielleicht gar nicht mehr. Deshalb dürften vielen auch Dinge wie „Die Zeitmaschine“ oder „Krieg der Welten“ eher fremd sein, während ältere Fans die Anspielungen und Andeutungen klarer erkennen. Und letztendlich ist auch der Bösewicht ein anderer als alle vermuten mögen.

Dennoch können die jungen Leser durchaus ihren Spaß haben, auch wenn sie die Figuren nicht kennen, da die Handlung selbst nicht allzu sehr davon betroffen wird. Die Geschichte ist in sich geschlossen, kann aber wunderbar als Auftakt für die Reihe dienen.

Gewalt und Action sind kindgerecht aufbereitet, wichtiger sind Werte wie Teamwork, Freundschaft und Achtsamkeit. Das spiegeln auch die Zeichnungen wider, die dem Ganzen einen leichten Touch verleihen.

„Nachts in der Bibliothek“ ist ein spannendes und unterhaltsames Comic-Abenteuer für alle jungen Fans spannender Geschichten. Aber auch erwachsene Leser können ihren Spaß daran haben, die vielen Anspielungen auf die Helden ihrer eigenen Kindheit wiederzuentdecken.