Maike Harel: Omni-X (Buch)

Maike Harel
Omni-X
Magellan, 2025, Hardcover, 432 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Die Autorin und Übersetzerin Maike Harel hat sich eines Themas angenommen, das nur auf den ersten Blick dystopisch erscheint, aber gar nicht einmal mehr so weit von der Wirklichkeit entfernt ist, gerade mit einem Blick nach China. Der Weg zu einer Welt, wie wir sie in „Omni-X“ kennen lernen, ist gar nicht einmal so weit weg.


Ellie wächst in einer Welt der totalen Überwachung auf, in der nur eines zählt: Leistung. Sie bemüht sich nach Kräften, den Goldstatus zu erlangen, um dadurch eine gute Ausbildung machen und aufsteigen zu können, aber das wird mit einem Schlag zunichte gemacht. Denn als sie den geheimnisvollen Sam kennenlernt, der seinen Status nie zu verlieren scheint, beginnt ihre Welt aus den Fugen zu geraten. Vor allem eine Frage treibt sie voran: Was hat es mit Omni-X auf sich?

 

Basierend auf dem, was heute schon möglich ist, hat die Autorin die Menschen in ihrer Welt mit implantierten Chips und Armbändern versehen, die auch schon die Jugendlichen daran erinnern sollen, Leistung zu erbringen, egal in welchem Bereich, denn auch soziale Bemühungen und die Beurteilungen anderer - selbst Fremder - bestimmen den Status. Niemand möchte dabei auf Rot zurückfallen, denn die verschwinden recht schnell aus dem Stadtbild.

Ellie folgt natürlich erst einmal den gesellschaftlichen Normen des Jahres 2075, aber als alles zusammenzubrechen droht, was sie kennt, beginnt sie umzudenken - und auf dieser Reise dürfen die Leser sie dann auch begleiten. Dabei bietet die Autorin alles, was einen Young-Adult-Roman ausmacht. Auch eine Liebesgeschichte gehört dazu, obwohl diese dann doch eher im Hintergrund bleibt. Interessant sind auch die eingefügten Chatverläufe aus dem Jahr 2038, die die Welt bei der Einführung des Systems schildern und am Ende das Bild sogar abzurunden wissen.

Die Geschichte mag vielleicht nicht das Rad neu erfinden, denkt aber konkrete Entwicklungen konsequent weiter und schildert damit eine Zukunft, die durchaus möglich werden könnte und in einige Teilen der Welt tatsächlich schon bis zu einem gewissen Grad wahr geworden ist. Dabei bietet sie viele Identifikationsfiguren, denn die Geschichte konzentriert sich nicht nur auf Ellie und Sam, sondern bezieht auch die ältere Generation mit ein.

Und das Ende ist ebenfalls gelungen, bietet genau die Auflösung, die dem Buch entgegenkommt und seine Aussagen nicht verwässert. Die Schilderungen sind jedenfalls so intensiv, dass sie noch lange nachwirken, und den Leser, egal ob jung oder alt, aufhorchen lassen.

„Omni-X“ ist eine erschreckend wirklichkeitsnahe Zukunftsvision, von deren Realisation wir gar nicht einmal mehr so weit entfernt sind, wenn man sich die modernen Entwicklungen hier und in anderen Ländern der Welt so anschaut. Das macht die Geschichte so eindringlich und wirkungsvoll!