Rachel Caine: Feuer und Eisen - Die Magische Bibliothek 4 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 20. Juli 2025 08:42

Rachel Caine
Feuer und Eisen
Die Magische Bibliothek 4
(The Great Library - Smoke and Iron, 2018)
Übersetzung: Beate Brammertz & Stefanie Adam
Heyne, 2025, Hardcover, 526 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Willkommen in einer Welt, in der Bücher alles bedeuten, Wissen gefährlich ist - und die Bibliothek ein despotischer Herrscher. Sind Sie verwirrt? Nun, eigentlich ist - wie übrigens fast alles - alles ganz einfach, wenn man weiß, was dahintersteckt.
Einst gründeten die Pharaonen die Bibliothek - einen Hort des Wissens, der ihnen zur Verfügung stehen und ihre Macht sichern und mehren sollte. Doch dann entschieden die Archivare, dass Wissen nicht nur dem Herrscher, sondern allen Menschen zugänglich sein sollte. Ein hehrer Vorsatz, der im Laufe der Jahrhunderte dazu führte, dass jeder ein Blankobuch erhält, in das sich sämtliche Bücher der Bibliothek laden und lesen lassen. Der private Besitz von gedruckten Büchern hingegen ist streng verboten.
Inzwischen ist es so, wie es oft mit guten Vorsätzen und edlen Plänen geschieht: Vieles hat sich verselbstständigt. Macht wurde angehäuft - und, das wissen wir ja, Macht muss erhalten werden. Dafür ist dem Archivar der Bibliothek jedes, aber auch wirklich jedes Mittel recht. Er lässt denunzieren, foltern und morden, arbeitet skrupellos mit Verbrechern aller Couleur zusammen und unterdrückt jegliches Streben nach Freiheit.
Doch inzwischen regt sich neuer Widerstand.
Jess Brightwell und seine Mitstreiter haben vom genialen Erfinder Thomas nicht nur eine funktionierende Buchpresse erhalten, sie verfolgen auch einen mehr als riskanten Plan. Jess gibt sich als sein eigener Bruder aus und verhandelt, als vermeintlicher Ganove, direkt mit dem Archivar. Als „Einstandsgeschenk“ bringt er drei seiner Kameraden mit - deren drohende Folter und Gefangenschaft muss, so grausam es klingt, für das größere Wohl in Kauf genommen werden. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt… Sie kennen den Spruch ja.
Die 2020 viel zu früh verstorbene Rachel Caine hat mit ihrer fünfteiligen Reihe um die magische Bibliothek erzählerisches Neuland betreten.
Statt wie wir es aus ihren bisherigen Büchern gewohnt waren, auf urban-phantastischen Wegen durch ein phantastisch aufgepepptes Hier und Jetzt zu reisen, verlegt sie ihre Handlung in eine Parallelwelt des Jahres 2025. Und dort greift sie bedeutende Themen auf - es geht um Freiheit, um Gleichberechtigung, um den Kampf gegen Despotie, aber auch um Kameradschaft und Vertrauen. Ein wenig Romantik fließt dezent am Rande ein, doch im Mittelpunkt steht klar der Plot.
Dieser wechselt zwischen rasanten Jagden und Kämpfen und ruhigeren Passagen, in denen der Hintergrund weiter ausgeführt wird und sich unser Bild vom Zustand der Machtpyramide verfestigt.
Ursprünglich als Trilogie geplant, wartete der Heyne Verlag mit dem Ankauf der beiden abschließenden Bände zunächst ab, ob die Reihe beim deutschsprachigen Publikum Anklang finden würde. Die nun vorliegende Publikation im gewohnt gediegen ausgestatteten kleinoktavigen Hardcover mit Rundumfarbschnitt zeigt, dass der Zuspruch da ist und sich die Bücher zum Glück gut verkaufen.
Caine nutzt diesen Band, um ihre Charaktere weiterzuentwickeln. Der Plot selbst ist geradlinig aufgebaut. Aus vier verschiedenen Perspektiven erleben wir mit, wie der Kampf um die Bibliothek fortgesetzt wird. Ziel unserer „Rebellen“ ist es, Wissen zu bewahren - dabei jedoch die korrupten Auswüchse zu beseitigen. Dass das kein einfacher Weg ist, war abzusehen. Doch die Gefahren, denen sich die Protagonisten stellen müssen, sorgen für zusätzliches Lesevergnügen.
Das Tempo ist hoch, der Dramatik-Faktor ebenso. Unerwartete Wendungen reihen sich an neue Bedrohungen - und am Ende erwartet uns, wie gewohnt, ein Cliffhanger.
Warten wir also auf den abschließenden Band der Reihe.