Finja Lawall: Verdorbene SexWünsche - Meine Liebhabersammlung (Buch)

Finja Lawall
Verdorbene SexWünsche - Meine Liebhabersammlung
Blue Panther Books, 2022, Taschenbuch, 232 Seiten, 14,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Finja Lawall alias Petra Fischer ist eine 1978 in Berlin geborene und mit ihrer Familie in Rheinland-Pfalz lebende Autorin, von der bei Blue Panther Books aktuell die Titel „Wild und heiß“, „Wild und hemmungslos“ sowie das vorliegende „Verdorbene SexWünsche - Meine Liebhabersammlung“ erhältlich sind.

Hier wird die Autorin zur Ich-Erzählerin beziehungsweise schildert ihr Alter Ego Finja Lawall im angenehmen Plauderton, gerade so, als säße sie einem gegenüber, 26 erotische Anekdoten über ihre Erlebnisse mit ebenso vielen Männerbekanntschaften (+ 1: Konrad/Kay, darunter eine Überraschung, die eine bleiben soll).

Die Liebeleien sind nicht chronologisch, sondern alphabetisch von A bis Z gelistet, weshalb man keinem vorhersehbaren Werdegang vom Teen zur reifen Frau folgen muss. Stattdessen wird munter durch die Jahre gesprungen. Im Wechsel nimmt man an frühen und späteren Stationen im bewegten Leben der Hauptfigur teil, an Begegnungen, die sowohl von der sich wandelnden Einstellung zu Partnerschaft und Familie als auch von den jeweiligen Gefährten geprägt sind.

Inwieweit all diese Geschichten reine Fiktion sind oder von wahren Begebenheiten inspiriert wurden, bleibt der Autorin Geheimnis.


Um einige Beispiele zu nennen:

Als Schülerin verliebt sich Finja, trotz der Warnungen ihrer besten Freundin, in den attraktiven Cedric, der seinem Ruf, jede rumzukriegen, auch in diesem Fall alle Ehre macht. Nachdem er Finja entjungfert hat, erlischt sein Interesse augenblicklich, und es dauert lange, bis sie über diese Enttäuschung hinweg ist.

Dabei behilflich ist ihr unter anderem Gabriel, aber erst ein paar Jahre später, als Finja 18 und er nicht mehr ihr Lehrer ist. Eine alberne Mutprobe blieb für beide unvergessen, geheime Wünsche werden endlich erfüllt.

Das hat viel später ein Nachspiel, denn bei einem Klassentreffen werden Finja und Gabriel bei einem spontanen Quickie von dem unsympathischen und schmuddeligen Ingo ertappt, der Finja mit der Drohung erpresst, Gabriels Ehe zu ruinieren, sofern sie ihm nicht zu Willen ist. Nun ist guter Rat teuer - aber ist Gabriel nicht selbst schuld, wenn er seine Familie für eine Affäre riskiert?

Liam, Pablo, Radek, Xaver und etliche andere schenken Finja sowohl orgastische Freuden als auch manche Enttäuschung, sei es, dass die Männer mehr versprechen, als sie halten können, sei es, dass daraus gern mehr hätte werden können, wäre nicht… Auf jeden Fall hat sich die Autorin eine Menge einfallen lassen, um den Affären eine individuelle Note zu verleihen.


In erster Linie will Finja Spaß haben - präziser: heftigen, harten Sex mit attraktiven Männern, die ihr alles geben, was ihr gefällt, einschließlich Dirty Talking, BDSM, Anal, Fisting, Luftkontrolle; es wird kaum etwas ausgelassen. Wer es ihr gut besorgt, mit dem trifft sie sich gern mehr als einmal, bis ein Besserer kommt oder sie selbst aus vergleichbaren Gründen abgeschossen wird.

Wirklich sympathisch macht das die Akteure nicht, die sich schnell als Egoisten zu erkennen geben, weil sie nur ihr eigenes Vergnügen im Sinn haben und dabei kaum bis keinerlei Rücksicht nehmen auf die Gefühle anderer (des Spielpartners, der Familie, der betrogenen „besten“ Freunde/Freundinnen).

Auch sind die Situationen, in die sich die Hauptfigur regelmäßig bringt durch ihre Gier nach immer neuen sexuellen Abenteuern, oft unangenehm, gelegentlich abstoßend, beispielsweise wenn sie sich mit einem Aufschneider auf ein Blind Date einlässt und trotz herber Enttäuschung in sein Bett hüpft, um wenigstens schlechten statt gar keinen Sex zu haben, wenn sie sich von einem ungepflegten Widerling bespringen lässt, weil er sie erpresst, wenn sie einem selbstverliebten Angeber nachläuft, der sie wie eine heiße Kartoffel fallen ließ, nachdem seine Unwiderstehlichkeit bestätigt wurde, und so weiter.

Finja braucht sehr lange, um das lockere Leben hinter sich zu lassen und sich zu einer ernsthaften Partnerschaft zu bekennen mit jemandem, den man mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erwartet hätte.

Finja Lawall paart in dem Band deftige Eskapaden mit teils schmerzlichen Dramen, die einem ein etwaiges Schmunzeln im Gesicht gefrieren lassen, da die Geschehnisse letztendlich für keinen der Beteiligten spaßig sind, meist einer verletzt zurückbleibt. Infolgedessen ist auch der Eindruck zwiespältig, denn die Autorin weiß einerseits unterhaltsam zu erzählen und den Leser mitzunehmen, doch auf der anderen Seite sind die Schilderungen oft happig, im sexuellen wie im menschlichen Bereich.