Lev Grossman: The Bright Sword (Buch)

Lev Grossman
The Bright Sword
(The Bright Sword, 2024)
Übersetzung: Heide Franck und Alexandra Jordan
Tor, 2025, Hardcover, 720 Seiten, 32,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Zu den am häufigsten nacherzählten Sagen gehören vermutlich die um König Artus und die Ritter der Tafelrunde. Bereits seit dem Mittelalter fügen Autoren dem Mythos neue Facetten hinzu, und auch in der modernen Fantasy tauchen weitere Interpretationen von Teilen der Saga immer wieder auf. „The Bright Sword“ von Lev Grossman, der vor allem durch seine „Magicians“-Reihe bekannt ist, schlägt genau in diese Kerbe.

 

Von Träumen und großen Hoffnungen geleitet, reist der junge Ritter Callum nach Camelot, um sich dort König Artus anzuschließen, muss aber erfahren, dass dieser mitsamt vielen anderen Kriegern in einer letzten Schlacht gegen seine Widersacher gefallen ist und nur noch wenige die Stellung halten, ausgerechnet die Außenseiter der Runde.

Dennoch lässt er sich nicht vertreiben und macht sich mit Rittern wie Sir Palomides, Sir Dagonet und der Zauberin Nimue auf die Suche nach jemandem, der den bereits jetzt von Mythen umgebenen König beerben und das Reich wieder zu neuer Blüte führen kann, einer Queste, die wie die nach dem Gral, aussichtslos erscheint.


Man merkt sehr schnell, dass die Geschichte einen anderen Schwerpunkt setzt als üblich. Denn Lev Grossman hat sich für seine Geschichte die Figuren ausgesucht, die ein wenig aus dem Rahmen fallen und mit Callum einen Helden erschaffen, der auch nicht ganz das ist, was er zu sein scheint. Aber anders als der Rest der Ritter ist er noch von Träumen und Idealen erfüllt, wird so zum Antrieb für die anderen, doch noch etwas zu unternehmen und die Tafelrunde noch nicht sterben zu lassen.

Während Vieles irgendwie modern wirkt, gerade was das Verhalten der Figuren betrifft, verbeugt der Autor sich doch auch immer wieder vor den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Künstlern und lässt Elemente aus deren Erzählungen einfließen. Die mythischen Begebenheiten werden allerdings manchmal auch ihres mythischen Zaubers beraubt und wirken eher nüchtern und bodenständig, was aber den besonderen Reiz des Buches ausmacht.

Es mag viel Bekanntes auftauchen, wird aber aus einer gänzlich anderen Perspektive betrachtet, was durchaus für Spannung sorgt. Allerdings bleibt der Autor, was die Figuren betrifft, etwas auf Distanz, so dass man zu keinem Charakter eine wirkliche Nähe aufbaut, was aber auch zu der Atmosphäre der Sage passt.

Wer auch unbekanntere Teile der Geschichten um Artus kennt, wird seinen Spaß an den vielen Andeutungen haben. Dennoch lässt Grossman auch Neueinsteiger nicht ganz im Regen stehen, da die bekannten Rahmenbedingungen erhalten bleiben, wenngleich sie auch auf gänzlich unerwartete Weise interpretiert werden. Immerhin gibt es auch einen roten Faden, der die Geschichte von Anfang bis Ende durchzieht und so die Handlung sauber durch- und am Ende zusammenführt.

„The Bright Sword“ betrachtet den Sagenkreis um König Artus auf eine eher nüchterne und bodenständige Art und Weise, die aber auch in ihrer Modernität Spaß machen kann, weil viele Ereignisse und Figuren so auf eine ganz neue Art und Weise beschrieben werden, die man vorher so noch nicht erlebt hat.