Jörg Kirchner: Aus Angst (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 19. Juni 2025 08:51

Jörg Kirchner
Aus Angst
2024, Taschenbuch, 470 Seiten, 16,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
Was Wirtschaftskriminalität und die Verstrickungen von internationalen Anwaltskanzleien in diese angeht, kennt sich Jörg Kirchner recht gut aus, immerhin war er bis 2021 selbst ein Wirtschaftsanwalt und dürfte so Einiges mitbekommen haben, was er in seinem neuesten Buch, „Aus Angst“, wunderbar verarbeiten konnte.
George Klein war lange Jahre ein erfolgreicher Anwalt, bis er durch eine Verkettung unglücklicher Umstände alles verloren hat, Job, Ehefrau und auch Reputation. Dann bittet ihn sein Bruder Henry überraschend darum, ihm bei einem Problem der internationalen Wirtschaftskanzlei Hammersmith zu helfen.
Diese wird nämlich von Umwelt-Aktivisten erpresst, die herausgefunden zu haben scheinen, dass Partner des Münchner Büros der German Petroleum AG bei der Vertuschung eines Umweltskandals geholfen haben. George soll nun mehr herausfinden.
Wie man sich denken kann, trifft er schon bald auf ein fieses Netz aus Intrigen und Verstrickungen, die es in sich haben und ihm und seinen Bruder auch ein paar unliebsame Überraschungen bieten. Denn George sticht durch seine Ermittlungen in ein Wespennest und bekommt schon bald ein paar schmerzhafte Stiche versetzt, die ihn zweifeln lassen. Allerdings ist das nichts gegen den finalen Schlag.
Man merkt, dass der Autor vom Fach ist und genau weiß, wie er was vermitteln muss, ohne dass es für den Laien unverständlich oder trocken wird. Mit George bietet er einen Protagonisten, der durch seine Schwächen menschlich wirkt und sich erst während der Ermittlungen wieder aufzubauen lernt, was den Leser mit ihm fühlen und leiden lässt, gerade wenn er eine unangenehme Wahrheit nach der anderen zu spüren bekommt.
Die Geschichte mag zwar einen konventionellen Aufbau haben, bietet aber immer wieder neue Wendungen, Andeutungen und Hinweise, die die Spannung konstant aufrechterhalten und den Leser mitfiebern lassen. Dabei verzichtet er auf Übertreibungen und sorgt dafür, dass die Handlung nahe an der Wirklichkeit bleibt und gut vorstellbar ist, inklusive des Endes. Dabei mag er bei den Figuren mit dem einen oder anderen Klischee arbeiten, die bestätigen sich aber leider auch oft selbst, so dass sie eher passend als störend wirken. Alles in allem findet das Buch einen runden, realistischen Abschluss.
Das macht „Aus Angst“ zu einem interessanten, spannenden und stellenweise auch recht zynischen Wirtschaftskrimi, der es in sich hat, denn viele Entwicklungen und Enthüllungen sind näher an der Wirklichkeit als man denkt und lassen einen nachdenklich zurück.