Anika Beer: We Burn the Sun (Buch)

Anika Beer
We Burn the Sun
Piper, 2025, Paperback, 476 Seiten, 17,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Die Bielefelderin Anika Beer ist nicht nur Neurobiologin, die sich mit Immunologie und Neuroinformatik interessiert, sondern auch Autorin und Lektorin. Sie setzt sich auch für den sensiblen, gewalt- und diskriminierungsfreien Gebrauch von Sprache ein, wie man auch in ihrem neuesten Roman „We Burn the Sun“ erkennen kann.


Im Jahr 2091 sind große Teile der Erde durch den Klimawandel überflutet, auch New York. Der Plan besteht darin, ausgewählte Menschen auf den sogenannten „Nova“-Plattformen unterzubringen, auf denen es ihnen nichts fehlen soll. Der Rest wird seinem Schicksal überlassen.

In dieser angespannten Lage soll die Diplomatin Viv Hargreeves eine brutale Mordserie aufklären. Hilfe erhofft sie sich dabei durch die Physikerin Sorcha Brennan, die eine Maschine entwickelt hat, mit der man alternative Zeitlinien öffnen kann. Aber die setzt diese lieber ein, um an der Seite berüchtigter Piraten zu kämpfen…


Piraten, ein dystopisches Setting, das reale Entwicklungen erschreckend aktuell aufgreift - und das nicht nur in ökologischer Hinsicht - und eine abgedrehte Zeitreise-Story. Anika Beer macht es ihren Lesern nicht gerade leicht, der Handlung zu folgen, die alles andere als geradlinig ist. Da wird munter durch die Realitäten, teilweise auch durch die Zeit, gesprungen. Die beiden Hauptfiguren agieren lange allein, damit man sie und ihre Motivation besser verstehen kann und man erfährt, in was für einem Umfeld sie leben. Dazu kommt ein wenig Seeräuber-Romantik, wie man sie aus klassischen Piratenfilmen kennt, wenn auch mit einer ordentlichen Portion an Humor versetzt. Immerhin sind diese Gauner nicht unbedingt darauf versessen, nur eigenen Profit zu machen, sie wirken auch wie moderne Robin Hoods, die den Abgehängten helfen wollen. Und nicht zuletzt wird angenehm entspannt mit der menschlichen Diversität umgesprungen, damit sie einfach nur normal wirken kann.

Die Krimi-Handlung gerät dabei allerdings deutlich ins Hintertreffen. Dafür raufen sich die beiden Hauptfiguren Viv und Sorcha mit der Zeit zusammen und ziehen an einem Strang, denn immerhin merken sie bald, dass nicht die Mörder das Problem sind, sondern ganz andere Leute.

Die Handlung fällt damit deutlich aus dem Rahmen dessen, was man heute als Dystopie oder Science Fiction betrachtet. Ernste Themen wie Öko-Terrorismus, Ausgrenzung von Minderheiten, Rassismus und Faschismus werden in eine unterhaltsame Abenteuerhandlung gepackt und kommen nicht einmal düster daher.

Das Ganze wird flott erzählt, man muss durch die immer wieder springende Handlung allerdings mit einer gewissen Aufmerksamkeit lesen

Das macht „We Burn the Sun“ zu einem ungewöhnlichen Science-Fiction-Roman, der die Grenzen des Genres aushebelt und spannende Themen in einer komplexen und immer wieder überraschenden Handlung präsentiert, die den Leser allerdings auch ein wenig herausfordert.