Saara El-Arifi: Faebound (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 05. Juni 2025 08:18

Saara El-Arifi
Faebound
Battle of the Drumfire 1
(Faebound, 2024)
Übersetzung: Kerstin Fricke
Atlantik, 2025, Hardcover, 512 Seiten, 25,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Die Fae und die Menschen, sie sind längst nur noch eine Mär. Die Welt wird einzig von Elfen beherrscht und besiedelt, deren Stämme sich seit Jahrzehnten gegenseitig bekriegen. Wie so oft geht es dabei nicht etwa um Wissen oder höhere Ideale - auch die Elfen jagen einzig dem schnöden Mammon nach. Tief unter der umkämpften Erde finden sich diamantenähnliche Steine, deren innewohnende Magie für Wohlstand und Macht sorgt.
Yeeran wuchs in dieser Welt auf. Ihre Eltern starben früh, sie und ihre Schwester wurden Mündel der Armee. Inzwischen hat sich ihre Schwester dem Orden der Seher angeschlossen, verkündet Prophezeiungen und wird von Yeeran materiell unterstützt.
Dann kommt Yeerans großer Tag: Sie wird - als jüngste jemals berufene Anführerin - zur Generalin befördert. Doch gleich der erste Auftrag endet in einer Katastrophe. Hunderte ihrer Untergebenen sterben, weil sie auf einen Obristen und die Weissagung ihrer Schwester vertraute. Statt sie standrechtlich hinzurichten, verbannt man sie in die ferne Wildnis. Ihre Schwester und der Obrist schließen sich ihr ins Exil an.
Doch in der Fremde begegnen sie nicht nur wilden Bestien - sie geraten in Gefangenschaft von etwas, das es gar nicht geben dürfte! Die Fae sind höchst lebendig - und Yeeran tötet gleich zu Beginn einen der Fae-Prinzen…
Der zum Hoffmann & Campe gehörende Atlantik Verlag legt uns den ersten Band einer Romantasy-Trilogie vor, die im Original gefeiert und auf der „Sunday Times“-Bestsellerliste auf Platz 1 geführt wurde.
Und man hat sich beim Verlag durchaus etwas einfallen lassen: Das stimmungsvolle Originalcover in Spot-Lackierung - allerdings in anderer Farbgebung -, ein Rundum-Farbschnitt, ein Page-Overlay, ein Glossar mit handschriftlichen Notizen der Protagonisten sowie ein reichhaltig geprägter Buchdeckel - das Buch soll Aufmerksamkeit erregen.
Inhaltlich erwartet uns eine Welt, die sich an afrikanischen und arabischen Vorbildern orientiert, dann aber eigene Wege geht.
Auffällig ist, dass Geschlechterneutralität und -wandel als etwas Alltägliches dargestellt werden: „Wie bei vielen Elfen war Motogos Geschlecht so wechselhaft wie das Wetter, wurde wie ein Regenbogen akzeptiert, und Änderungen wurden begrüßt wie die Jahreszeiten.“ (Seite 21) Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind selbstverständlich und werden weder in der beschriebenen Kultur noch von der Autorin besonders hervorgehoben.
Ansonsten erwartet uns inhaltlich wenig Neues. Die Handlung ist recht vorhersehbar; Kennerinnen von Fantasy und Romantasy werden auf eine Vielzahl bekannter Motive stoßen. Dies ist denn auch der größte Kritikpunkt: Statt näher auf die Kultur der Elfen und Fae einzugehen, bleibt die Verfasserin oberflächlich, lässt ihren Plot ohne größere Überraschungen ablaufen. Der Fokus liegt auf den romantischen Beziehungen - alles andere ist letztlich leider nur schmückendes Beiwerk.
So erwartet uns ein durchaus flüssig geschriebener Romantasy-Roman, der die Erwartungen des Genres erfüllt, dabei jedoch spürbares Potenzial verschenkt.