House of Mystery 2: Liebesgeschichten für die Toten (Comic)

Matthew Sturges & Bill Willingham
House of Mystery 2
Liebesgeschichten für die Toten
(House of Mystery # 6 – 11, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelbild von Glenn Fabry
Zeichnungen von Luca Rossi, José Marzán Jr.
Farben von Lee Loghridge
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 132 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-172-8

Von Christel Scheja

Das House of Mystery wirkt für viele wie eine Villa im viktorianischen Stil und lädt wie jede Herberge zum Rasten sein. Allerdings ist es nicht nur ein Treffpunkt für Wanderer der unterschiedlichsten Welten und Zeiten, sondern erweist sich für Manche auch als Gefängnis, da sie es nicht mehr verlassen können, denn nur der erste Drink ist kostenlos, für alles Weitere muss man einen besonderen Preis bezahlen – nämlich mit Geschichten aus seinem eigenen Leben. Es kann leicht passieren, dass man die Zeche nicht ausgleichen kann.

Auch Fig Keele ist seit Kurzem im House of Mystery gefangen, kann sich aber nicht damit arrangieren. Sie versucht mehrfach zu fliehen, was immer wieder danebengeht. So lernt sie allerdings auch fünf weitere Schicksalsgenossen kennen, die schon längst aufgehört haben, aufzubegehren und so zu Dauergästen geworden sind, deren Schulden längst ihre Geschichten übersteigen. Fig gelingt es, die fünf wieder aufzurütteln und bringt sie dazu, mit ihr in Teile des Hauses vorzudringen, in denen bisher noch niemand war. Vor allem der Keller ist weiter verzweigt als gedacht und könnte vielleicht eine Fluchtmöglichkeit bieten.

Während sie durch das Labyrinth der Gänge und Räume tappen und sich mit deren Bewohnern auseinandersetzen müssen, die ihnen nicht alle wohlgesonnen sind, kommen weitere Geschichten ans Licht. Wie ein Buch, das sie ebenfalls finden, fügen sie weitere Facetten zu dem, was das Haus am Ende der Welten ausmacht. So erfährt man erstmals, was die Piratin Ann Preston dazu gebracht hat, der wahren Liebe und der Musik abzuschwören – nämlich der Verrat eines liebenswürdigen Musiklehrers, der sie letztendlich auch nur aus Eigennutz hintergeht. Ein Anderer berichtet von einem kleinen Mann, der letztendlich dafür gesorgt hat, dass er als Erster in diesem Haus bleiben muss, und der Poet erzählt von einem Krieg zwischen Katzen und Vögeln, der nie ein Ende finden kann, weil andere Mächte dafür sorgen. Und nicht zuletzt begegnen sie neben vielen bizarren Knochen in der Dunkelheit auch einer verwirrten Frau. Doch was ist sie mehr: die Schöne oder das Biest?

Bill Willingham und Matthew Sturges schmücken ihre Ideen um das Haus am Ende der Welten weiter aus. Auch wenn der Grundplot in der Fantasy nicht neu ist, so wirken die Geschichten in der Geschichte doch anders, binden sie doch auch immer wieder klassische Märchen und Mythen oder Fabeln mit ein und verbinden sie mit der Realität.

Jeder der Helden hat jedenfalls ein interessantes Schicksal, das ihn nicht ohne Grund an dieses Haus bindet und so dem eigentlichen Hintergrund weitere Facetten hinzufügt. Erstmals wird deutlich, dass das Haus ein lebender Organismus ist, der genau das braucht, was ihm seine Gäste und Bewohner geben können. Wie weit seine Macht reicht, bekommen die Helden auch im Keller zu spüren. Denn einen Ausgang scheint es dort auch nicht zu geben, eher ein Labyrinth ohne Ende, und die bizarren Bewohner scheinen genau so gefangen zu sein wie sie. Das Alles wird mit einem feinen Gespür für hintersinnige Tragik erzählt. Auch wenn es hin und wieder Action und Gewalt gibt, so zeigt auch dieser Band, dass „House of Mystery“ ein hintersinniges Goth-Märchen ist, das mit verborgenen Wünschen und Sehnsüchten der Menschen spielt, ihre geheimen Gelüste und Schwächen ans Licht bringt. Dadurch wird die eigentliche Geschichte eher Nebensache, da Fig und die anderen nicht wirklich vorankommen.

Die Zeichnungen sind diesmal sehr gemischt, da auch Gastzeichner mit dabei sind, die gerade die kleinen Episoden sehr schön hervor heben – vor allem die eingebettete Tierfabel besitzt eine stimmige Atmosphäre und hohe künstlerische Qualität.

Wie auch schon der erste Band so bietet auch der zweite von „House of Mystery“ eine ausgewogene Mischung aus Mystery und Fantasy. Vor allem Leser, die schon „Sandman“ oder „Fables“ mochten, werden ihren Spaß an den bizarren wie düsteren Erzählungen in und den makaberen Geheimnissen der Geschichte um das Haus am Ende der Welten haben.