Anika Beer: We Burn the Sun (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 05. Mai 2025 10:15

Anika Beer
We Burn the Sun
Piper, 2025, Paperback, 476 Seiten, 17,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Willkommen in der Zukunft. Wir schreiben das Jahr 2091. Die Welt versinkt buchstäblich in schmelzendem Eis. New York existiert nur noch in einigen riesigen Plastikbauten, deren Fundamente tief in den Meeresboden gerammt wurden, um das Leben oberhalb des Wassers zu ermöglichen. Nach und nach sollen die Menschen in wassersichere neue Städte umgesiedelt werden - ein Riesengeschäft für die Konzerne. Wer zu spät dran ist, kann schwimmen lernen.
Natürlich gilt dies nicht für die Schönen und Reichen, die in ihrer schwimmenden Stadt im Luxus und in Sicherheit leben.
Störend sind da die Piraten, die ein ums andere Mal Städte angreifen, Ressourcen entwenden und Robin-Hood-mäßig den Armen spenden.
Zu ihnen gehören auch der indigene Kiribatier Vince und die geniale Neurophysikerin Sorcha, die einen Menschheitstraum Wirklichkeit werden ließ. Sie beherrscht die Zeitreise - oder zumindest etwas, das der Vorstellung, durch die Zeit zu reisen, sehr, sehr nahekommt.
Und sie hat eine Mission: Sie will den gewaltsamen Tod von Vince verhindern - komme, was wolle. Doch so einfach ist das Vorhaben dann doch nicht…
Anika Beer engagiert sich laut Verlagsangaben als Lektorin und Autorin für den sensiblen, gewalt- und diskriminierungsfreien Gebrauch von Sprache. Wer nun aber meint, dass uns entsprechend ein Roman voller „woker“ Sprache erwartet und dieses Ziel zulasten der Handlung ginge, der täuscht sich.
Die Verfasserin legt uns einen durchaus rasanten, spannenden Plot vor, in dem es gerade im ersten Viertel etwas unstrukturiert zuzugehen scheint. Wie passen all die Informationen, die uns die Autorin an die Hand gibt, zusammen? Wer sind die Protagonisten, was treibt sie an, wie ist die Welt beschaffen, in der all dies angesiedelt ist? Fragen, die ein wenig anders als erwartet, aber durchaus interessant und packend beantwortet werden.
Darüberhinaus präsentiert die Autorin uns einen Plot, der Diversität lebt, der uns faszinierend vielschichtige und griffige Charaktere anbietet.
Das Potpourri, das uns hier erwartet, ist auf den ersten Blick verrückt, überschäumend, passt kaum zueinander - und greift dann doch ineinander wie ein geschickt angelegtes, kompliziertes Puzzle.
Wer sich auf die Achterbahnfahrt einlässt, sich in die Handlung einliest, die oder den erwartet ein faszinierend ungewöhnliches, aber durchaus vorstellbares Bild einer dystopischen Zukunft, eine Piratengeschichte, eine Love-Story - schlicht einen klasse Roman!