Sara Bellford: LustSchmerz 1 (Buch)

Sara Bellford
LustSchmerz 1
Blue Panther Books, 2024, Taschenbuch, 174 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Klarissa Klein (Sauerland-Crime-Comedys) schreibt, nach eigenen Aussagen, auch unter den Pseudonymen Sara Bellford und Ana Riba Erotika sowie als Isadorra Ewans Romance mit erotischen Einlagen.

Das wirft die Frage auf, ob die Verfasserin von „LustSchmerz 2“, Kathy March, ein weiteres Pseudonym sein könnte, denn die Handlung des ersten Bandes wird nahtlos und stilsicher fortgesetzt, wortwörtliche Passagen und Nacherzählungen inklusive, um dem Leser der Fortsetzung die Protagonisten und ihre Hintergründe schnell vorzustellen.

Wer beide Bände gelesen hat, darf vergleichen und spekulieren: Von Sara Bellford offeriert Blue Panther Books gegenwärtig allein den vorliegenden Titel (von 2009/2024), von Kathie March, welche die dunklen Seiten der Lust schildern möchte, mehrere Titel von 2020 (fast ausschließlich Audio-Storys) und „LustSchmerz 2“ von 2024. Zwei Autorinnen oder eine?


Der Brite Sir Alan Baxter III ist Sprössling einer reichen Adelsfamilie, der nach dem Tod seines älteren Bruders notgedrungen dessen Pflichten übernehmen muss. Zuverlässig erfüllt der begehrte Junggeselle die gesellschaftlichen Konventionen, obgleich sie ihm zuwider sind. Dank geschickter Geschäftstaktiken und zuverlässiger Mitarbeiter gelingt es ihm sogar, das Familienvermögen zu mehren. Daneben bleibt ihm genug Zeit, seiner geheimen Passion weiterhin nachzugehen: Er liebt attraktive, devote Frauen, die er über ihre Grenzen bringen und ihnen den höchsten Genuss durch „LustSchmerz“ verschaffen möchte. Dabei assistiert ihm sein langjähriger Freund und Butler Harold, der diese Leidenschaften teilt.

Eine der Frauen, die Alan und Harold als für diese Spiele geeignet erkennen, ist Fiona, Fee genannt, die unbedingt ein Interview mit dem exzentrischen Adligen führen und den Lesern des Magazins, für das sie schreibt, seine der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Gärten vorstellen will. Trotz wiederholter Absagen bleibt Fee hartnäckig, erhält schließlich die ersehnte Einladung und landet prompt in den geheimen Räumen des Anwesens, die mit allem ausgestattet sind, was man sich als BDSM-Connaisseur nur wünschen kann. Danach stellt man Fee vor die Wahl zu bleiben und ihre Sexualität zu entdecken oder zu gehen.

Als Nächste weckt Kay das Interesse von Alan. Er fängt sie auf nach einer enttäuschenden Beziehung, und sie wird rasch zu einer guten Freundin und Spielgefährtin auch für Fee und Harold.

Wenig später zieht Samira auf das Anwesen. Ihr bisheriger Herr hat die Beziehung abrupt beendet. Allerdings erwartet sie von Alan Dinge, um Erfüllung zu finden, die er nicht bereit ist zu geben, da sie seine persönlichen Hemmschwellen überschreiten.

Zusammen bilden sie ein zeitweilig fünfblättriges Kleeblatt, das gemeinsam seine Leidenschaften auslebt.


Mehr möchte man nicht verraten, denn mit allzu viel Handlung kann der Roman nicht punkten, weil die expliziten Spiele im Mittelpunkt stehen und darüberhinaus kaum Raum für das Drumherum bleibt. Kleine Überraschungen liefern die kurzen Hintergrundgeschichten der Protagonisten, ihre Einstellung zueinander, zu dieser Art der offenen Beziehung und den BDSM-Spielen. Hinzu kommen Antworten auf die Fragen, ob sich alle an die Regeln des Hauses halten, mit den Grenzüberschreitungen zurechtkommen und ihre Bedürfnisse befriedigen können, ohne dass die Gesundheit der devoten Player in Gefahr gerät.

Der reiche Einzelgänger Alan Baxter III mit seinem Geheimnis, in das bloß ausgewählte Gesinnungsgenossen eingeweiht sind, erinnert in gewisser Weise an Bruce Wayne alias Batman und einige seiner Kollegen, die ebenfalls ein Doppelleben führen. Ihnen gemein ist eine Ausnahmeposition, der sie die finanziellen Mittel und Ressourcen (Iron Man, Black Panther) oder einen geeigneten Beruf (Spider-Man, Superman) verdanken, um im Verborgenen mehr oder minder fragwürdige Dinge zu tun, von denen die Wenigsten auch nur ahnen und kein Außenstehender erfahren darf. Selbst der treue Helfer findet sich wieder, nicht selten als Butler (Alfred, Jarvis), um seinem Freund oder Herrn den Rücken freizuhalten.

Damit enden auch schon die Parallelen, denn die Superhelden beschützen selbstlos die Schwachen, während Alan, Harold und ihre Partnerinnen den persönlichen Genuss suchen. Zwar hegen die Männer starke Beschützerinstinkte gegenüber den Frauen, die ihnen ihr Vertrauen schenken, doch sind ihre Motive egoistischer Natur, da die Lust, die sie offerieren, ihre eigene steigert. Wirklich sympathisch findet man die Protagonisten, die sich außerhalb der „Normalo-Welt“ bewegen, nicht. Ihr Treiben, das kaum Tabus kennt, ist reine Geschmackssache.

Sara Bellford versteht es, flüssig und unterhaltsam zu schreiben. Ihre Schilderungen sind sehr grafisch, die Dinge werden beim Namen genannt - aber die ausgefallenen Spielarten dürften nicht jedem zusagen.

Wer mit „LustSchmerz“ nichts anzufangen weiß, ist womöglich mit weniger Extremis aus dem breit gefächerten Blue-Panther-Books-Programm besser beraten.