Die weiße Lilie Staffel 2: Krieg in Boston (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 01. Mai 2025 10:37

Benjamin Oechsle und Timo Kinzel
Die weiße Lilie Staffel 2
Krieg in Boston
Sprecher: Mark Bremer, Martin Sabel, Stephan Benson u.a.
Folgenreich, 2018, 3 CDs, ca. 195 Minuten, ca, 17,99 EUR
Rezension von Elmar Huber
„Diese Kongolesen in Boston. Ich hatte Recht mit meiner Vermutung. Howard hat sie umbringen lassen. Er hat den Mord an einem von ihnen per Telefon in Auftrag gegeben. Ganz offen. Ich stand direkt daneben. Er hat mir direkt in die Augen geschaut. Er wollte, dass ich es mitkriege. Howard hat mich getestet. Und jetzt hat er Gewissheit.“
Die Journalistin Samira Barzani konnte sich Undercover in Michael Howards Wahlkampfteam einschleusen, um Informationen gegen den zwielichtigen Politiker zu sammeln. Der Stadtratsabgeordnete und Gouverneurskandidat ist nicht nur Auftraggeber mehrere Morde in Boston, er hat seine Hände auch in illegalen Waffengeschäften stecken. Barzani wird enttarnt und kann sich zunächst bei ihrer Halbschwester verstecken. Doch auch dort ist sie nicht sicher.
Da Howard außerdem als nächstes Ziel des Auftragskillers Daniel Porter gilt, werden ausgerechnet die Detectives Henry Miles und Sam Hayden zu seinem Schutz abgestellt, die zuvor die von Howard in Auftrag gegebenen Morde untersucht haben (siehe Staffel 1). Gegen die ausdrückliche Anweisung von oben nutzt Miles die Chance, dem Politiker auf den Zahn zu fühlen.
Parallel dazu gelingt dem Auftragskiller Daniel Porter die Flucht aus Kenia über Südafrika und weiter zurück nach Boston, wo er von seinem Kontaktmann erwartet wird. Auf eigene Rechnung versucht er herauszufinden, wer ihn verraten und in Kenia in Lebensgefahr gebracht hat. Ausgerechnet sein nächstes Ziel, Michael Howard, scheint an der Sache beteiligt zu sein. Außerdem besitzt Howard ungewöhnlich viele private Informationen über Porters Vergangenheit.
In München findet zeitgleich eine Sicherheitskonferenz statt, auf der die Cyber-Sicherheitsexpertin Carol Nolescu von einer verängstigten Frau einen USB-Stick zugesteckt bekommt. Kurz darauf wird die bayrische Hauptstadt von zwei Anschlägen erschüttert.
„Wir haben einen Auftragskiller, von dem wir wissen, dass er den Auftrag hat, einen Rebellenführer im Osten des Kongo zu töten. Dieses Ziel hat er bereits erreicht. […] Und nun ist Porter auf dem Weg nach Boston, um den Abgeordneten Michael Howard zu töten. Er wird aller Wahrscheinlichkeit nach in den nächsten Tagen hier eintreffen. Wir müssen also als erstes Howard informieren und uns um seinen Schutz kümmern. Rund um die Uhr.“
„Krieg in Boston“ setzt die Ereignisse aus „Tödliche Stille“ nahtlos fort, wobei sich die Handlung nun in Boston konzentriert. Dort wird die Luft für den Gouverneurskandidaten und Waffenhändler Michael Howard reichlich dünn. Presse, Polizei und ein Auftragskiller sind ihm auf den Fersen. Zunehmend in die Enge gedrängt, wird er immer unberechenbarer und setzt damit auch seine Protektion durch „die weiße Lilie“ aufs Spiel.
Durch die örtliche Konzentrierung der Ereignisse wirkt Staffel 2 sogar noch dichter als der Vorgänger. Die offenen Fäden werden weitergesponnen und entwickeln sich mit einigen überraschenden Wendungen. Abwechselnd verfolgt man die Aktivitäten der aus „Tödliche Stille“ bekannten Protagonisten, hauptsächlich die Polizisten Miles und Hayden sowie den Auftragskiller Daniel Porter, weiter. Mit Samira Barzani rückt außerdem eine Figur in den Vordergrund, die bisher nur eine sehr kleine Rolle spielte und die nun von einem Moment auf den anderen in akuter Lebensgefahr schwebt.
Einige Sequenzen stellen dabei Parallelhandlungen zu Ereignissen aus Staffel 1 dar. Ein geschicktes inszenatorisches Element, das angenehm sparsam eingesetzt wird. Das heißt aber auch, dass man Staffel 1 unbedingt kennen muss, um die Story zu verstehen. Auch Mega-Kotzbrocken Michael Howard, dem der unfreiwillige Polizeischutz so gar nicht gelegen kommt, erhält mehr „Screen-Time“.
„Krieg in Boston“ endet schließlich in eben jenem Cliffhanger, auf den die Handlung die ganze Zeit mit zunehmendem Tempo zusteuert. Doch zuvor kommen noch einige Dinge ans Licht, die Anknüpfpotential für eine dritte Staffel bieten.
Was das Skript, Charakter-Zeichnung, Schnitt, Sound-Design und Effekte angeht, hat man hier ohne Übertreibung einen Action-Thriller auf den Ohren, der sich vor Film und TV-Serie nicht verstecken muss. Produktionstechnisch bietet „Die weiße Lilie“ weiterhin höchstes Niveau, etwa wenn von einem Gespräch ‚übergeblendet‘ wird an einen anderen Ort, wo eben dieses Gespräch gerade abgehört wird oder eine Explosion auch den Hörer für einige Sekunden „taub“ macht und die Geräusche erst nach und nach wieder durchdringen. Gleiches gilt für die Sprecherinnen und Sprecher, die ihre Rollen förmlich „spielen“.
Story und Umsetzung bleiben auf bestem Niveau. Die dichte Handlung wird konsequent weiterentwickelt.