James A. Owen: Die Suche nach dem Roten Drachen – Die Chroniken der Imaginarium Geographica 2 (Buch)

James A. Owen
Die Suche nach dem Roten Drachen
Die Chroniken der Imaginarium Geographica 2
(The Chronicles of the Imaginarium Geographica –The Search for the Red Dragon, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Michaela Link
Titelbild, Innenillustrationen und Karte von James A. Owen
cbj, 2009, Hardcover, 430 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-505-13663-8

Von Christel Scheja

„Der Chroniken der Imaginarium Geographica“ ist James A. Owens bisher ambitionierteste Reihe. Zwar als Jugendbuch konzipiert, so richtet sich die Serie doch mehr an die älteren Genre-Fans, welche die zitierten Klassiker bereits kennen und verinnerlicht haben und genau wissen, was gemeint ist. Das war bereits im ersten Band, „Wo Drachen sind“, zu merken. Damals wurden drei junge Männer erstmals in die magische Welt hineingezogen und mussten mit Hilfe der „Imaginarium Geographica“, einem Atlas, in dem alle Länder der Welt verzeichnet sind, die sich je ein Mensch erdacht hat, ein großes Abenteuer bestehen, um zu den neuen Hütern zu werden.

„Die Suche nach dem Roten Drachen“ spielt neun Jahre später. Inzwischen sind Charles, John und Jack respektable Männer, die nicht nur ihr Studium abgeschlossen und zu arbeiten begonnen, sondern auch Familien gegründet haben. Dennoch halten sie immer noch Kontakt zueinander, und ihre Freundschaft ist ungebrochen. Die Reisen im Jahr 1917 haben zudem ihre Phantasie angeregt, und sie verfassen inzwischen selbst Geschichten, in denen sie ihre Erlebnisse verarbeiten. Allerdings rechnen sie nicht mehr damit, dass sie noch einmal in das Reich hinter den Nebeln gerufen werden könnten. Da allerdings täuschen sie sich, denn eines Tages erscheint ein Mädchen bei ihnen, das sich Laura Leim nennt und Flügel angeklebt hat. Sie behauptet, aus der Welt der „Imaginarium Geographica“ zu kommen, und erzählt von seltsamen Vorkommnissen. Seit einiger Zeit entführt dort jemand Kinder. Den einzigen Hinweis, den die drei bekommen, ist ein Satz: „Der Kreuzzug hat begonnen.“ Beunruhigt begeben sich Charles, John und Jack auf den ‚Indigo-Drachen‘, um herauszufinden, was geschehen ist. Doch dort sind ebenfalls alle ratlos, selbst Artus, der inzwischen zu einem weisen Mann gereifte Herrscher des Archipels. Es gibt zumindest einen weiteren bedenklichen Hinweis: Zusammen mit den Kindern sind auch die Drachenschiffe verschwunden. Es wird nur noch von einem berichtet, das sich irgendwo befinden soll. So begeben sich die Helden auf die Suche und hoffen, den „Roten Drachen“ rechtzeitig zu finden. Sie ahnen allerdings noch nicht, dass sie schon bald in ein noch gefährlicheres Abenteuer als bei ihrer ersten Reise geraten.

Wieder zitiert der Autor aus Klassikern der Jugend- und Abenteuerliteratur, nimmt aber auch die Fäden aus dem ersten Band wieder auf. Zwar wissen die Figuren jetzt, welche Rolle sie in den Ländern der Phantasie einnehmen, müssen aber feststellen, dass sie die Macht der Hüter in dem magischen Archipel unterschätzt haben. Sie sind gezwungen, auf den Spuren ihrer Vorgänger zu wandeln, um herauszufinden, wer dem Archipel schaden will, was er eigentlich vorhat und warum dies alles geschieht. Dabei werden die drei Helden wieder auf harte Bewährungsproben gestellt und müssen sich nicht nur mit den Bewohnern einer seltsamen Insel und alten Feinden herumschlagen, sondern auch mit gänzlich unerwarteter Magie, die mit Peter Pan und seinen verlorenen Jungen zusammenhängt.

Im Gegensatz zum ersten Band bewegt sich „Die Suche nach dem Roten Drachen“ eher in einem literarisch-phantastischen Umfeld, und die mythologischen Einflüsse treten zurück. Vor allem rein britische Jugendbuchklassiker stehen im Mittelpunkt. Eines ist aber gleich: Das Buch lebt vor allem durch die vielen Anspielungen, die man nur erkennen kann, wenn man die entsprechenden Werke der Weltliteratur kennt. Allerdings führt das zu einigen Längen, in denen die Entwicklung der Handlung ins Stocken gerät. Daran kann auch die Tatsache, dass die Anspielungen an die späteren Werke der Helden ähnlich amüsant sind, wie die an bereits bestehende Werke, nicht viel ändern.

Wieder sehr atmosphärisch und stimmungsvoll – weil im Stil der viktorianischen Kinderbuchillustrationen gehalten – sind die einleitenden Titelbilder zu jedem Kapitel, welche die Geschehnisse noch plastischer machen.

Wie der erste Band, „Wo Drachen sind“, ist auch „Die Suche nach dem Roten Drachen“ in erster Linie für die Leser interessant, die sich ausgiebig mit den phantastischen oder abenteuerlichen Klassikern der Jugendliteratur beschäftigt haben oder die die wahre Identität der Helden zu schätzen wissen: also eher Erwachsene als Teenager.