Etienne Ducharme: Als Sklave verschenkt an die neue Herrin! (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 07. April 2025 16:00

Etienne Ducharme
Als Sklave verschenkt an die neue Herrin!
Blue Panther Books, 2023, Taschenbuch, 192, 12,90 EUR
Rezension von Irene Salzmann
Von dem Autor, der unter dem Pseudonym Etienne Ducharme schreibt, erfährt man lediglich, dass er Familie hat und hauptberuflich anderweitig tätig ist. Bei Blue Panther Books liegen derzeit die Titel „Das Femdom Büro“ und „Als Sklave verschenkt an die neue Herrin!“ vor.
Letzterer erweist sich als unappetitliche, ja, schon ekelhafte Hardcore-Erniedrigungsphantasie, deren Zielgruppe nicht etwa romantische Leser sind, die einen Ausflug in gemäßigte BDSM-, Fetisch-, Cos- und Petplay-Spiele unternehmen wollen, nein, hier gibt es das volle Programm, beginnend bei absoluter Aufgabe jeglicher Kontrolle über das eigene Leben, entwürdigende physische und psychische Torturen bis hin zum Einsatz von Fäkalien und regelrechter Entmenschlichung.
Dem Verlag ist zu raten, solche Hardcore-Bände entsprechend zu kennzeichnen, denn nicht jeder, der sich neugierig in der Rubrik „erotischer SM-Roman“ (siehe Cover) umschaut, möchte derart extreme, explizite und verstörende Beschreibungen lesen.
Thomas und Bianca sind glücklich verheiratet und haben eine Tochter, Larissa. Gleich zu Beginn ihrer Beziehung finden sie heraus, dass Thomas devot und masochistisch veranlagt ist und nur zu gerne die Verantwortung an Bianca abgibt, die ihrerseits Freude daran hat, in Beruf, Familie und Bett den Ton anzugeben, was Larissa natürlich nicht verborgen bleibt. Nach Biancas frühem Tod muss Thomas in eine erweiterte Vaterrolle schlüpfen bis zu Larissas 18. Geburtstag, an dem das Vermächtnis seiner Frau verlesen wird: Sie schenkt ihren Mann der Tochter als Sklaven!
Thomas ist entsetzt, ausgerechnet das eigene Kind… Zum Glück sieht das Larissa genauso, weshalb sie ihn kurzerhand weiterreicht an ihre Freundin Jasmin. Diese lässt vom ersten Moment an keine Zweifel daran aufkommen, dass ihr Sklave, obschon mehr als doppelt so alt, weder in seinem eigenen Haus noch in der Firma irgendetwas zu melden hat, denn auch in diesen Punkten wird er enteignet.
Die Erziehungsmaßnahmen sind drastisch, von Liebe, wie Thomas es von Bianca gewohnt war, keine Spur; es geht ausschließlich um die Befriedigung von Jasmins sadistischen Bedürfnissen, während ihm die Erfüllung seiner Wünsche meist versagt bleibt. Trotz oder gerade wegen dieser Behandlung steht er ständig unter Strom und genießt die öffentlichen Erniedrigungen, peinliche Quälereien, die Mischung aus Ekel und Gier nach immer mehr davon.
Mag man zu Beginn der Lektüre noch den Kopf geschüttelt haben, wie sich Ich-Erzähler Thomas bereits als junger Mann von seiner Frau in jeglicher Hinsicht fremdbestimmen lässt, darunter Liebesentzug, falls er die geforderten beruflichen Anstrengungen und Erfolge aus Trägheit nicht vorweisen kann, bleibt dennoch nicht unbemerkt, dass das Ganze von gegenseitiger Liebe getragen wird, jeder auf seine Kosten kommt und das Spiel Grenzen kennt.
Das ändert sich abrupt, als erst Larissa und dann Jasmin - beide Schülerinnen mit einer Menge einschlägiger Erfahrungen! - Thomas‘ Herrinnen werden, seine Schwäche ausnutzen und sich sowohl über väterliche Anordnungen als auch berufliche Kompetenz einfach hinwegsetzen, um fortan frei, unbeschwert und mit genug Geld versehen das süße Leben zu genießen.
Gnadenlos unterwerfen und quälen sie ihn gemäß dem Herrin-Sklave-Vertrag, erfüllen ihm dadurch zwar masochistische Wünsche, doch Gefühle, die über die Fürsorge- und Unterwerfungspflicht hinausgehen, gibt es keine. Der Schluss, als Thomas gar im Rahmen einer Petplay-Ausbildung auf einen sabbernden Hund reduziert wird, könnte seinen Status und die Beziehung zu Jasmin kaum besser symbolisieren.
Der Autor schreibt durchaus stilsicher und unterhaltsam, doch ist auffällig, dass in seiner Welt alle Charaktere SM-Neigungen ausleben; selbst innerhalb von Familien wachsen Kinder und Jugendliche mit entsprechendem Wissen auf und praktizieren dieses - was man sehr wohl als fragwürdig empfinden darf, da es sich um Minderjährige und Schutzbefohlene handelt. Der spontane Vergleich mit realitätsfernen, idealisierenden Girls-Love- und Boys-Love-Mangas, in der Heteros kaum oder gar nicht auftreten, drängt sich auf. Was eher für eine Minderheit gilt, wird zur Norm erklärt.
Wenn man genau das lesen will - Hardcore-SM in allen erniedrigenden, schmutzigen Details -, dürfte mit Etienne Ducharmes „Als Sklave verschenkt an die neue Herrin!“ genau das bekommen, was er sich wünscht.
Kann man weder nachvollziehen, was Manchen den notwendigen Kick mittels solcher Spielarten verschafft, die entwürdigen und entmenschlichen, noch etwas Erotisches an Quälereien aller Art und Fäkalien finden, sollte man unbedingt die Finger von diesem Buch lassen und sich aus dem vielfältigen Programm von Blue Panther Books etwas aussuchen, das die persönlichen Erwartungen besser erfüllt.