John Stephens: Emerald – Die Chroniken vom Anbeginn 1 (Buch)

John Stephens
Emerald – Die Chroniken vom Anbeginn 1
(The Emerald Atlas)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Alexandra Ernst
Titelillustration von tk
cbj, 2011, Hardcover, 460 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-570-15292-8

Von Carsten Kuhr

Vor Jahrtausenden, als die magische Welt sich zurückzog, schufen die letzten der großen Magier drei Zauberbücher. Die Chroniken vom Anbeginn, so deren Name, wurde unterhalb der Bibliothek von Alexandria sicher verwahrt, denn mit dem in diesem gesammelten Wissen kann die Welt selbst verändert werden.

Nach dem Sturz der ägyptischen Küstenstadt verschwanden die drei Bücher spurlos. Seitdem sind Magier aller Couleur mit meist finsteren Absichten auf der Suche nach den verschollenen Kladden. Eine Weissagung weiß zu berichten, dass dereinst drei Kinder die Almanache finden würden. Dr. Pym, uralter Hüter der Zauberbücher, weiß um die Prophezeiung, und versucht die drei Kinder, Geschwister eines menschlichen Paares, vor ihren dunklen Häschern zu schützen. Nur die Verleugnung ihrer Existenz aber kann die drei Kinder retten. So werden sie, ihres Nachnamens beraubt, ins Waisenheim gegeben. Im Verlauf der nächsten Jahre wandern sie als ungewollte und schwierige Heranwachsende von einem Heim zum nächsten, werden ausgegrenzt und angefeindet. Als sie einmal wieder aus einem Haus abgeschoben werden, kommen sie in ein abgelegenes Herrenhaus. Hier treffen sie nicht nur auf Dr. Pym, sondern auch auf ihr Erbe. Durch Raum und Zeit reisen sie mit der ersten der drei Chroniken, um zu verhindern, dass ein dunkler Zauberer und dessen skrupellose Gehilfin die Chronik in die Hand bekommen. Auf ihrem Weg begegnen ihnen Zwerge und Monster, finden sie Freunde und stoßen auf die Spur ihrer entführten Eltern…

Nach Jonathan Strouds Bartimäus und Paolinis Eragon macht sich der Jugendbuchableger von Random House erneut an die Aufgabe, einen Bestseller zu produzieren. John Stephens Erstling wurde bereits vor Erscheinen in den USA in nicht weniger als 32 Länder verkauft, der Hype, der um den Auftakt der Anbeginn-Chroniken gemacht wird, ist entsprechend groß.

Nüchtern betrachtet erwartet den Leser nichts wirklich umwerfend Neues. Es geht einmal mehr darum, die Welt vor dem Bösen zu retten. Magische Hilfsmittel – hier die drei Zauberbücher – dürfen ebensowenig fehlen wie ein weisen Ratgeber im Hintergrund (Dr. Pym), dazu gesellen sich die üblichen tapferen Kinder, die ihr Schicksal mutig und voller Verantwortungsbewusstsein angehen. Beigemischt werden vergessene magische Gegenden, finstere Zauberinnen, unterirdische Städte und Zwerge – fertig ist der Beststeller.

Das mag sich nun etwas negativ anhören, liest sich aber in Wirklichkeit sehr angenehm und spannend auf einen Rutsch durch. Gemeinsam mit unseren jungen Helden, die so verschieden charakterisiert werden, dass sie als Gruppe ebenso funktionieren wie als Individuen, machen wir uns auf die Erforschung ihres Geheimnisses. Natürlich nimmt uns der Autor zunächst mit der rührigen Geschichte um die Waisen für diese ein. Von einem Hort in den nächsten abgeschoben, immer nur beargwöhnt, das weckt Sympathien und Mitleid. Gleichzeitig aber sorgt der Mut, mit dem sie ihrem schweren Schicksal begegnen, dafür, dass wir sie zugleich bewundern und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl, die Verantwortung, die sie füreinander zu übernehmen bereit sind, anerkennen.

Das erinnert an klassische Kinder- und Jugendbücher, transportiert diese Themen aber in ein zeitgemäßes Umfeld. Das hat Pepp, fesselt gerade jüngere Leser mit markanten Figuren, viel Dramatik und einer Prise „Suche nach der heilen Welt“, so dass Verlag wie Autor mit einem entsprechenden Zuspruch rechnen dürfen.